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Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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sollen? Während Cari die Tomaten von ihm in Empfang nahm und sie in eine der anderen Tüten steckte, entspannte sie sich wieder. Sie hatte sich kaum in ihrer Wohnung aufgehalten, und wenn, war sie gedanklich mit anderen Dingen beschäftigt gewesen. »Die Welt ist klein«, sagte sie leichthin und drückte die Tür mit dem Fuß auf. Wirklich verdammt klein.
    »Die Welt …?« Er wirkte verwirrt.
    »… ist klein.« Sie lachte. »Erst kommen Sie in mein Geschäft …«
    »Sì.« Er nickte.
    »Dann begegne ich Ihnen in dem italienischen Café in The Lanes …«
    Er zuckte die Achseln. »Dort gibt den besten Espresso von ganz Brighton.«
    »Und dann ziehen Sie auch noch in die Wohnung über mir.« War das vielleicht Schicksal? Aber was war bloß mit ihr los? Sie spürte, wie ihr die Verwirrung die Röte ins Gesicht trieb.
    Er warf in gespieltem Entsetzen die Hände in die Luft. »Sie glauben wohl, ich bin gefährlich, stimmt’s?«
    »Nein«, protestierte sie. Obwohl er in gewissem Sinn gefährlich war mit seinem aufregenden Akzent, seiner glatten olivenfarbenen Haut, dem guten Aussehen, den schwarzen Locken und … Na ja, sein knackiger Hintern war ihr schon bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen. »Natürlich nicht. Man sagt das eben so.«
    »Die Welt ist klein«, wiederholte er gewissenhaft.
    Cari merkte, dass sie immer noch in der Tür stand und auch gar keine Lust hatte, hineinzugehen und das Gespräch zu beenden. »Und wie geht es Ihrer Freundin?«, fragte sie, obwohl sie immer noch nicht von deren Existenz überzeugt war.
    »Meiner Freundin?« Er schob die Hände in die Taschen seiner Jeans. Ihrem geschulten Blick fiel sofort auf, dass es teure Jeans waren. Dazu trug er ein Designer-T-Shirt. Lässig, aber elegant. Italienisches Stilbewusstsein.
    »Die, die bald heiraten wird.« Sie fragte sich, wie lange er wohl schon in England war. Sein Englisch war ziemlich gut, aber dennoch wirkte er wie jemand, der sich noch nicht in der Fremde zurechtgefunden hatte.
    Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Es ist eine Tragödie«, verkündete er.
    »Oh?« Cari wartete. Eigentlich sollte sie sich jetzt um das Abendessen kümmern. Sie sollte in der Küche herumflitzen, Gemüse klein schneiden und anbraten, damit das Essen fertig wäre, wenn Dan eintraf. Aber …
    »Ihr Freund – er hat die Hochzeit abgeblasen.« Sein Gesicht wurde traurig. »Sie ist todunglücklich. Womöglich wird sie sogar nach Italien zurückkehren.«
    So schlimm? »Ach, du meine Güte!« Allerdings hatte Cari solche Stimmungsumschwünge schon oft genug erlebt. Darum verlangte sie immer eine stattliche Anzahlung, bevor sie ein Brautkleid nähte. Sonst wäre am Ende sie die Betrogene.
    Ungeniert lehnte er sich gegen Caris Türrahmen, als habe er vor, den ganzen Abend zu bleiben. »Ich bin noch einmal zu Ihrem Geschäft gegangen«, erzählte er. »Aber …« Er zuckte die Achseln. »Ich dachte, Sie würden vielleicht Urlaub machen.«
    »Meine Mutter ist gestorben.« Die Worte – noch hatte sie sich nicht daran gewöhnt, sie auszusprechen – blieben ihr im Hals stecken.
    Er beugte sich zu ihr hinab, ganz in Sorge um sie, ganz Mitgefühl. »Nein! Ihre Mutter?« Er griff nach ihren Händen, sodass sie ihre Tüten wieder loslassen musste. Wenn das so weiterging, konnte sie sich das Schneiden der Tomaten sparen – sie wären ohnehin nur noch Brei. »Das ist ja furchtbar. Wie furchtbar für Sie!«
    Bei der Berührung wurden ihr die Knie weich. Sie atmete tief durch. Meistens ging es ihr gut. Doch manchmal traf sie die Erkenntnis wie aus heiterem Himmel und ließ sie beinahe zusammenbrechen. Sie ist tot. Fort für immer. »Es war ziemlich plötzlich«, gab sie zu. »Ich bin dabei, ihre Sachen durchzusehen.«
    »Sie armes Mädchen! Warten Sie, ich trage Ihnen Ihre Einkäufe hinein.«
    Ehe Cari wusste, wie ihr geschah, hatte er die Taschen vom Boden aufgehoben und die Wohnung betreten. Ach, du liebe Zeit!, dachte sie. In was für einem Zustand ist die Wohnung eigentlich? Und überhaupt, soll ich einen Fremden einfach so mir nichts, dir nichts hineinspazieren lassen?
    »Das schaffe ich schon. Ehrlich.« Sie schnappte sich die Tüten und stellte sie ab, halb lachend, halb in Panik, während sie den Haufen schmutziger Wäsche vor ihrem Schlafzimmer registrierte und feststellte, dass der Flurteppich dringend staubgesaugt werden musste. Was hatte dieser Mann nur an sich?
    Er kapitulierte. »Tut mir leid. Wirklich.« Rasch wich er rückwärts aus der Tür. Was für

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