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Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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er den Einfluss seiner Galerie ein wenig, aber egal. »Ich hätte sie dir nicht gezeigt, wenn ich gewusst hätte, dass du so reagierst«, knurrte sie.
    »Und warum hast du sie mir dann gezeigt?« Edward hatte die Negative entdeckt und betrachtete sie nachdenklich.
    Cari ahnte, was ihm vorschwebte. Tasmins Fotografien in Großformat an den grellweißen Wänden. »Ich wollte sie vermutlich mit jemandem gemeinsam ansehen.« Und dieser Jemand war nicht Dan. Edward hatte Tasmin nahegestanden. Sie hatte gewusst, dass er Verständnis haben würde. Er konnte ihre Gefühle nachvollziehen. Wenn auch nicht alle.
    »Und ich möchte Brighton teilhaben lassen.« Edward griff nach ihren Händen. »Bitte, Cari! Vertrau mir!«
    Cari dachte an Ariadne mit ihrem selbstgefälligen, entschuldigenden Lächeln, die Tasmin nur auf ihre Partys eingeladen hatte, weil diese Einfluss auf Edward besaß – nicht etwa aufgrund ihrer eigenen Verdienste als begabte Fotografin. Mit den Fotos würden sie es allen zeigen. Zur Hölle mit ihnen! Endlich würde Tasmin die Anerkennung bekommen, die sie verdiente.
    »Na gut, einverstanden.« Ihr war bewusst, dass etwas in ihr es sich gewünscht hatte, seit sie an diesem Morgen unerwartet auf die Fotos gestoßen war. Deswegen hatte sie sich auch so leicht überreden lassen. Was für eine Entdeckungsreise!
    »Keine Entrümpelungsfirma«, erklärte sie Dan. »Ich möchte alles selbst machen.« Es war ihre Pflicht. Eine Pflicht, vor der sie sich keinesfalls drücken würde, denn es war so wichtig für sie, mehr herauszufinden. Sie würde herausfinden, was Tasmin zu dem Menschen gemacht hatte, der sie gewesen war. Sie wollte ihre Mutter kennenlernen, jede Facette ihres Wesens, ihres Lebens, so gründlich wie möglich. Denn nur dann konnte sie sich endgültig von ihr verabschieden.

K
apitel 10

    Warum sollte ich ihr zuhören? Hat sie denn jemals etwas für mich getan? Soll sie doch hingehen, wo der Pfeffer wächst!
    Am schlimmsten finde ich, dass sie mich nicht ein einziges Mal gefragt hat, was ich will.
    Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Schließlich war sie schon immer so, auch damals, als ich klein war. Wenn sie mich in den Park mitgenommen hat, hat sie sich nicht etwa mit den anderen Müttern unterhalten, wie es alle taten, sondern die bescheuerte Umgebung ezeichnet. So was von peinlich! Warum konnte sie keine richtige Mutter sein?
    Wenn ich zurückdenke, sehe ich immer nur Dad vor mir. Dad, der meine Schaukel anschubst, bis ich kreische und dieses komische Gefühl im Bauch kriege, weil ich Angst habe, jeden Moment einen Überschlag zu machen. Dad, der neben dem Karussell herrennt und es so schnell in Schwung bringt, dass mir ganz schwindlig wird und ich mich total benommen und völlig durchgedreht fühle. Ab und zu hat er sich auch mal auf die Schaukel gesetzt. Das sah lustig aus – sein Mantel flatterte hinter ihm her, und er musste die Beine anziehen, damit sie nicht über den Boden schleiften.
    Sie dagegen … Ich will gar nicht mehr an sie denken … Hat sie sich denn überhaupt jemals was aus mir gemacht?
    Ich wollte ihr heute Abend nicht zuhören. Und warum sollte ich das haben wollen, was sie mir geben will? Scheiß drauf! War ein tolles Gefühl, das Ding durch den Raum zu schleudern, als wäre es mir völlig egal. Es unters Sofa rutschen zu sehen. Ihren komischen Blick zu beobachten, als würde sie gleich anfangen zu heulen.
    Aber sie hat es ja nicht getan. Nicht sie. »Du bist alt genug, um deine eigenen Entscheidungen zu treffen, Tasmin. Das muss ich respektieren.« Respektieren? Bei diesem Wort könnte ich kotzen. Was hat Respekt mit alldem zu tun?
    Allerdings konnte ich es doch nicht dort liegen lassen, nachdem sie gegangen war. Ich weiß, es soll etwas ganz Besonderes sein. Eine Ewigkeit hat sie darüber schwadroniert. Aber ich werde es wahrscheinlich nicht behalten. Warum sollte ich? Ich will überhaupt nichts von ihren Sachen. Nie mehr.
    Cari klappte das Tagebuch zu und öffnete die schwarze Schachtel. Darin lag auf schwarzen Samt gebettet das herrlichste Schmuckstück, das sie je gesehen hatte. Ein Anhänger. Eine silberne Kette wand sich um eine dünne Platte aus gehämmertem Silber, in die ein Muster eingraviert war. Sie erkannte sofort, dass der Anhänger sehr alt und wertvoll sein musste. In der Mitte der Silberplatte befand sich ein Bernstein. Cari nahm die Kette aus der Schachtel und legte sie auf ihre Handfläche. Der goldene Bernstein funkelte und schimmerte im Licht von

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