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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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abzulassen.
    Sie waren unter den letzten, die in den kleinen Saal traten. Sie hatten gehofft, daß die Vorstellungen bei abgeschwächtem Licht vor sich gehen würden, denn sie wollten es unbedingt vermeiden, von Sarata und Majadevi erkannt zu werden. Für alle Fälle hatten sie sich jedoch so gut wie möglich unkenntlich gemacht, wenngleich dies nicht genügte, einen, der sie gut kannte, auf die Dauer zu täuschen. Leider war der Saal beleuchtet wie immer und würde es auch, wie sie hörten, während der Vorstellung bleiben. Es gelang ihnen jedoch, weit zurückliegende Plätze zu bekommen. Es waren ungefähr dreißig bis vierzig Personen in dem Raum.
    Mit dem Glockenschlag öffnete sich eine im Hintergrund gelegene Tür. Sarata trat ein, hielt in schlechtem Englisch eine kurze Ansprache. Die beiden Freunde hätten den Alten kaum wiedererkannt, wenn sie nicht genau gewußt hätten, daß er es war. Wo war das Lumpenkleid geblieben, das er in Lahore trug? Der hagere Körper war in fantastisch prächtige Gewänder gehüllt. Den Kopf zierte ein weißer Turban von kolossaler Größe.
    Als er seine Ansprache geendet, trat das Medium in den Saal, Majadevi. Auch sie war kaum wiederzuerkennen in den prunkvollen Seidengewändern. Kaum war sie in den Raum getreten, verzögerte sich ihr Schritt, als wolle sie stehenbleiben, die Augen wie in Trance starr geradeaus gerichtet. Ein sensibles Zucken lief über die Muskeln ihres Gesichtes, als suche sie etwas zu fühlen, was ihren Blicken verborgen war.
    Im gleichen Augenblick legte Stamford seine Hand schwer auf Gorms Arm.
    »Raffen Sie sich zusammen!« flüsterte er ihm zu. »Leisten Sie heftigsten Widerstand! Sie müssen Ihre Gedanken aufs stärkste nach anderer Richtung konzentrieren, sonst… verderben Sie alles. Unsere Fahrt! Denken Sie daran… Denken Sie! Ich werden Ihnen helfen.«
    Gorm gelang es nur schwer, dem Rat zu folgen. Doch unter dem Druck der Hand Stamfords fühlte er nach und nach, wie die Spannung in ihm schwächer wurde.
    Majadevi war langsam neben den Inder getreten, der ihr Zögern nicht bemerkt hatte.
    Die Vorführung begann mit telepathischen Tricks, wie sie die großen Taschenspieler zu bringen pflegen. Sarata und sein Medium bedienten sich dabei der englischen Sprache, die Majadevi geläufig zu beherrschen schien. Die Zuschauer konnten sich nicht allzusehr für diese Darbietung erwärmen.
    Nach einer kleinen Pause begannen Experimente mit Personen aus dem Publikum. Alsbald wurden lebhafte Ausrufe der Verwunderung, des Staunens laut. Hier, wo jeder schwindelhafte Trick ausgeschlossen war, zeigte das Medium Gaben, die an das Übernatürliche grenzten.
    Das Medium hatte während dieser Zeit mit verbundenen Augen auf einem Stuhl neben dem Tisch des Inders gesessen. Jetzt erklärte dieser, er werde zu einigen besonders schwierigen Versuchen übergehen.
    Ein Ruhebett wurde in den Raum gerollt. Von Sarata geleitet, legte sich das Mädchen darauf. Dieser entfernte die Binde von ihren Augen und blieb eine Weile über sie gebeugt. Es war klar, daß er sie jetzt in den Tiefschlaf versetzte. Ehe er nun begann, bat er, nur wenige Fragen zu stellen, um die Kräfte des Mediums nicht allzusehr anzustrengen.
    Einer aus dem Publikum rief:
    »Was wird mit Coiba?«
    Sekundenlange Stille… dann kam es eintönig, in abgebrochenen Sätzen von den Lippen des Mädchens:
    »Alles Menschenwerk, den Brand zu löschen, wird vergeblich sein. Ein großer Schrecken wird durch die Welt gehen… Ich sehe, wie gar mancher sich rüstet, zu fliehen… und dann… ein Gott kommt vom Himmel herab zur Erde… der senkt sich nieder über Coiba… die Flügel rauschen um seine Schultern… er streckt die Hand aus… der Brand erlischt… Die Menschen knien vor ihm… ihre Dankgesänge steigen zu ihm empor… doch er wendet sich ab… ich sehe ihn nicht mehr…«
    Ihre Arme hatten sich erhoben, bewegten sich, als griffen sie nach einem Gegenstand. Man sah, wie es in ihrem Gesicht zuckte wie in Angst und Not… Dann schlossen sich plötzlich die Hände, ein frohes, glückliches Lächeln trat in ihr Gesicht.
    Der eintönige Klang der Stimme war verschwunden. Fast schrie sie die Worte:
    »Jetzt sehe ich ihn wieder. Er kommt zu mir… nimmt mich mit sich…«
    Die Zuhörer sahen sich fragend an. Man sah die Zweifel in vielen Mienen. Und doch schienen sie alle unter einem unerklärlichen Bann zu stehen. Jeder fühlte das Außergewöhnliche dieser Worte.
    Der Inder hatte sich unmerklich näher und näher

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