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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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an das Medium herangeschoben. Man sah, wie es in seinem Gesicht trotz aller Selbstbeherrschung arbeitete. Auch ihn schienen die Worte tief erregt zu haben. Jetzt streckte er die Hand aus und strich dem Medium, das wieder zurückgesunken war, über die Stirn. Er flüsterte in fremder Sprache eine Weile, bis die tiefen Atemzüge des Mädchens zeigten, daß sie wieder in voller Trance war.
    »Nur noch eine Frage«, wandte sich Sarata jetzt zum Publikum, »kann ich den Herrschaften gestatten. Irgend etwas muß auf das Medium außerordentlich störend wirken. Eine große Anstrengung würde von nachteiligen Folgen für ihre Gesundheit sein.«
    Ein Dutzend Fragen scholl ihm entgegen. Der Inder zuckte die Achseln.
    »Meine Herrschaften, ich möchte nicht den Verdacht erwecken, daß ich mir eine besonders genehme Frage herausnehme. Ich bitte Sie, sich selbst darüber zu einigen, welche von den gestellten Fragen ich an das Medium richten soll.«
    Geraume Zeit herrschte lautes Stirnmengewirr in dem Raum. Endlich hatte man sich auf die Frage geeinigt: »Wo ist Gorm?«
    »Wo ist Gorm?« wiederholte der Inder, innerlich lächelnd. Die Frage war ihm auf seinen Reisen schon mehr als einmal vorgelegt worden. Er wandte sich zu dem Mädchen und stellte in englischer Sprache die Frage.
    Alles starrte gespannt auf Majadevi.
    Diese lag wie tot, die Lippen geschlossen. Über die Augen Saratas lief ein nervöses Zucken. Er trat ein paar Schritte näher an Majadevi heran, wiederholte die Frage.
    Wiederum keine Antwort. Nur der Inder sah an den leichten Bewegungen der Stirnhärchen, daß es dahinter arbeitete. Woher dieser Widerstand, fragte er sich. Er wandte sich mit ein paar entschuldigenden Worten an das Publikum und ließ dabei seine Blicke scharf über die Gesichter gleiten. Als er über die hinterste Reihe blickte, durchzuckte ihn ein heftiger Schreck.
    Die beiden Augen, in die er da schaute… nie wieder im Leben würde er den harten Blick vergessen. Seine Hand glitt in die Tasche, umklammerte eine kleine Elfenbeinkugel… Er wandte sich um, schloß sekundenlang die Augen. Alle Gedanken auf diese Kugel gerichtet, machte er sich mit heftiger Anstrengung frei von dem Bann.
    Ein Wettkampf zweier stärkster Kräfte.
    Er trat dicht neben das Medium, ergriff ihre Hand, hielt sie lange in der seinen. Fragte dann, jedes Wort betonend, die alte Frage:
    »Wo ist Gorm?«
    Da war es, als wenn das Medium von stärksten Fieberschauern überfallen wäre. Die Glieder schlugen zuckend hin und her. Die Lippen öffneten sich und schlossen sich wieder. Ein grauenhafter Kampf, in dem alle Nerven des Mädchens hin und her gerissen wurden.
    Auch der Zuschauer bemächtigte sich große Erregung.
    »Genug! Genug!« schrie es von allen Seiten. Einige der Vordersten sprangen auf, eilten auf den Inder zu.
    Der ließ die Hand des Mediums fallen, stand tief atmend. Der Vorderste, der in seine Augen blickte, fuhr erschrocken zurück, als hätte ihn der Blick eines rasenden Tieres getroffen.
    In dem allgemeinen Durcheinander fiel es nicht auf, daß die beiden Freunde sich durch eine Seitentür entfernten. Nur der Inder hatte ihr Verschwinden bemerkt. Schnell hatte er sich wieder in der Gewalt.
    »Meine Herrschaften! Ich bedaure sehr, daß eine stärkere Indisposition des Mediums mich zum Abbruch der Vorstellung zwingt. Doch zum Beweis, daß dem Medium nichts Ernstliches zugestoßen ist, sehen Sie hierher!«
    Es beugte sich zu Majadevi, strich ihr ein paarmal leise über die Schläfen. Sie schlug die Augen auf, sah sich um, stand auf. Verneigte sich vor den Umstehenden und schritt durch die Tür, durch die sie eingetreten war, wieder hinaus.
    *
    Ronald Lee saß in seiner Werkstatt. Jede freie Minute, die ihm der Dienst im Observatorium ließ, hatte er seit jenen Tagen, an denen er die Papiere seines Oheims in die Hände bekommen hatte, dazu benutzt, sich in dessen Gedankengänge einzuleben.
    Immer wieder hatte er die Berechnungen und Konstruktionen durchgearbeitet und war dann selbst zur zeichnerischen Konstruktion eines Raumschiffes geschritten. Dies hatte er in verschiedenen Typen variiert. Rechnung und Konstruktion stimmten stets überein.
    In einem billigen Mietsraum hatte er sich mit notdürftigen Mitteln eine Werkstatt geschaffen, den Bau eines Modells unter Aufopferung des letzten Shilling durchgesetzt. Er stand davor, betrachtete seine Schöpfung. Er sah, wie die Strahlen der Frühlingssonne um die blanken Metallteile spielten, und fuhr liebkosend über sein

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