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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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ist es nicht. Dieser hier ist viel größer… Dreimal war ich schon hinter ihm her, konnte ihn aber nicht einholen. Wäre vielleicht doch besser gewesen, ich hätte ihm eine Kugel nachgeschickt. Gutes hat der Kerl sicher nicht im Sinn.«
    »Hallo, Tim!« Stamford war neben ihn getreten, klopfte ihm auf die Schulter. »Was suchst du so eifrig?«
    Statt einer Antwort ergriff Broker Stamfords Arm und zog ihn hinter die Schuppenwand.
    »Gut, daß Sie kommen, Doktor. Hier mein Feldstecher. Nehmen Sie ihn schnell, sehen Sie auf den Weg an der Felswand… Nehmen Sie ungefähr die Stelle, wo ich den alten Inder damals mit dem Lasso fing.«
    »Ein Mann? Ich sehe ihn. Was hat er vor? Was denkst du? Der Pfad wird selten begangen, aber Hirten, die zu ihren Herden gehen, benutzen ihn zuweilen.«
    »Es ist jetzt schon der zweite Tag, daß ich den da oben umherstreifen sehe. Das erstemal begegnete ich ihm gestern morgen, als ich selbst auf dem Weg ging. Da fiel er mir nicht besonders auf. Als ich ihn aber nachmittags wieder da oben sah, hatte ich Verdacht… Ich stieg nach oben. Als ich ankam, war er verschwunden. Auch heute morgen sah ich ihn. Er war schon den steilen Richtweg, der hier zur Werft führt, ein gutes Stück heruntergeklettert. Ich pirschte mich vorsichtig an ihn heran und war schon auf kurze Entfernung bei ihm, da sah er mich und nahm Reißaus. Seitdem habe ich den Weg an der Wand ständig beobachtet… Sehen Sie, jetzt ist er am Richtweg und klettert herunter.«
    Stamford eilte in das Haus und holte ein scharfes Fernglas. Kaum hatte er es auf den Mann gerichtet, stieß er einen Ausruf der Überraschung aus.
    »Wär’s möglich? Awaloff? Er müßte heimlich aus Suru entwichen sein. Aber wie hat er den Weg zu uns entdeckt? Was will er hier? Doch einerlei! Wir müssen ihn festhalten. Ich werde den Felsenpfad vom unteren Tal her überwachen. Du wartest eine Weile, bis ich ungefähr dort sein kann. Dann steigst du den Richtweg hinauf. Bleibt er stehen, nimmst du ihn mit herunter zur Werft. Läuft er fort, muß er mir begegnen.« –
    Stamford war auf seinem Platz angekommen und ging langsam den Felspfad hinab. Als er um eine Ecke bog, sah er Awaloff eiligen Schrittes auf sich zukommen. Stamford überschaute die Lage. Sie war nicht ganz ungefährlich. Leistete Awaloff Widerstand, so war es leicht möglich, daß einer den steilen Hang hinunterstürzte. Er wollte es mit einer Überraschung versuchen. Schnell trat er zurück und wartete, bis er Awaloffs Schritte hörte. Dann trat er hervor und tat, als begrüße er einen Bekannten. Er zog den Hut, verbeugte sich.
    »Ah, guten Tag, Herr Awaloff. Ich begrüße Sie. Sie wollen, wie ich vermute, Herrn Gorm besuchen…«
    Der andere hatte ihn bei den ersten Worten angestarrt wie ein gehetztes Tier. Er hatte sich zurückwenden wollen, um zu fliehen. Doch je länger Stamford sprach, desto ruhiger wurde er. Als er sagte, Gorm erwarte ihn mit Freuden, lief ein heller Schimmer über sein Gesicht. Harmlos ergriff er Stamfords Hand, die er ihm entgegenstreckte, und trat zu ihm.
    »Kommen Sie, Herr Awaloff! Dieser Weg ist bequemer.« Stamford schob im Vorwärtsschreiten seinen Arm unter den Awaloffs und ging mit ihm auf den Felsweg zu. Er hatte wohl bemerkt, wie Awaloffs Gesicht sich bei dem Namen Gorm verklärte. Danach richtete Stamford sein Verhalten. Während er mit Awaloff plauderte, fiel immer wieder der Name Gorm von seinen Lippen.
    So kamen sie zur Werft. Gorm trat eben aus dem Haus, als sie anlangten. Kaum hatte Awaloff ihn gesehen, stürmte er auf ihn zu und sprudelte eine Menge von Worten heraus, die unverständlich blieben. Es war ein Durcheinander von englischen und russischen Lauten.
    Gorm runzelte die Brauen und schaute unwillig auf Awaloff.
    »Was soll das?« fragte er, »wie kommt der hierher?«
    Stamford erzählte ihm die Beobachtungen Tims, wie er dann durch das Glas Awaloff erkannt und ihn hierhergebracht hatte. Gorm bedeutete Awaloff, sich auf die Bank vor der Tür zu setzen, und ging mit Stamford abseits.
    »Er muß aus Suru entwichen sein. Schon gestern, sagte Tim, habe er ihn gesehen? Ich wundere mich, daß noch keine Nachricht aus Suru da ist.«
    Stamford nickte.
    »Unmöglich, daß er hierbleiben kann. Wir müssen ihn wieder zurückbringen. Nicht allein, daß wir uns unnötige Schwierigkeiten auf den Hals laden, sein krankhafter Zustand dürfte auch auf Majadevi ungünstige Wirkungen haben. Ich fürchte nur, es wird nicht leicht sein. Der einzige, der

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