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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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hingen, die Geröllmassen und transportierten sie sofort ins Meer ab.
    Fast die ganze Gelehrtenwelt stand kopf, als dies Verfahren bekannt wurde. Nach ihrer Meinung wurde gerade das Gegenteil von dem erreicht, was man beabsichtigte. Der infizierte Boden, an andere Stellen transportiert, mußte auch dort seine verderbliche Wirkung ausüben. Doch vergeblich waren ihre Mahnrufe. Alle Welt klammerte sich an das alte Gesetz: Feuer wird mit Wasser gelöscht.
    Die Bauleitung selbst erlebte auch bald eine unangenehme Überraschung. Sorglos hatte man das ausgebaggerte Material nicht weit von der Küste in das Meer versenkt. Je mehr es wurde, desto stärker wurde auch der Wasserdampf, der Nebel, der sich an der Oberfläche des Wassers bildete.
    Man transportierte das Material weiter in den Ozean hinein, suchte tiefste Stellen für seine Versenkung. Nicht lange, und auch dort gab es dasselbe Resultat. Es wurde der Bauleitung einigermaßen bedenklich zumute. Das zuerst versenkte Material schien keineswegs durch den Ozean gelöscht zu werden. In unverminderter Stärke lagen die Wasserdämpfe über jener Stelle.
    Dabei gingen die Arbeiten nur langsam voran. Das Material der Baggergreifer nutzte sich auffallend schnell ab. Ganze Schiffsladungen von Ersatzteilen mußten herbeibeordert werden.
    In die Presse war von alledem nicht allzuviel gedrungen. Man hatte, angeblich aus Sicherheitsgründen, die Arbeitsstellen nach allen Seiten hin in weitem Kreise abgesperrt.
    Endlich war es gelungen, den Kanal so, wie er projektiert war, fertigzustellen. Einladungen an alle möglichen Regierungen waren ergangen. Doch nur wenige hatten einen Vertreter gesandt. Wirklich vollzählig waren nur die der Bundesstaaten des Isthmus. Vollzählig war natürlich auch die Schar der Vertreter der Presse und der Radioagenturen. Die Sendestationen befanden sich in hoch im Äther stehenden Hubschraubern, da in geringen Höhen die radioaktive Strahlung des Brandherdes die Kurzwellen der Sender unwirksam gemacht hätte. –
    Ein klarer, heller Sommertag. Weithin war die Sicht nach allen Seiten. Nur da, wo die Geröllmassen im Ozean versenkt waren, lagerten dichte Nebelschwaden über der Oberfläche.
    Die elfte Morgenstunde. Ein Zeichen der Bauleitung, daß der Luftraum für die Flugzeuge freigegeben werde. Wenige Minuten vergingen, und wie Heuschrecken schossen die Flugzeuge von allen Seiten herzu. Kaum, daß sie zur Ruhe gekommen waren, erfolgte ein zweites Zeichen. Alle Augen waren auf den Damm gerichtet, an dem sich die Wasser des Pazifik im Höchststand der Flut brachen.
    Ein Schüttern, ein Zittern. Die starke Betonwand geriet ins Wanken, stürzte, von der Sprengladung zerrissen, zusammen. Über die Trümmer hinweg brachen die Wogen des Ozeans in den Kanal. Das ganze Schauspiel währte nur Sekunden.
    Vergeblich suchte das Auge noch etwas zu erhaschen. Riesige Mengen von Wasserdampf entströmten dem Erdboden, wurden dichter und dichter, ballten sich zu Nebeln, stiegen in die Höhe, breiteten sich aus. Nach ein paar Stunden waren der Ozean, die Insel unter einer undurchdringlichen Dampfwolke verborgen.
    Die Phalanx der Beobachtungsflugzeuge bröckelte immer mehr ab. Der Blick auf die beiden Nebelbänke im Pazifik gab zu denken. Wie lange konnte es dauern, bis der Brand gelöscht, die Nebel verschwunden waren? Nur die Zeit konnte die Antwort darauf geben. Doch je länger es dauerte, desto größer wurde die Zahl der Stimmen, die begannen, das Unternehmen in Grund und Boden zu verdammen. Die Ansicht der Gelehrten bekam von Tag zu Tag mehr Anhänger.
    Der Brandherd wurde der Herd ungeheurer Wolkenbildungen. Der Wind trieb sie zum Festland, wo sie ihre Wassermassen in katastrophalen Regengüssen entluden. Es traf alles ein, wie es die Wissenschaft vorausgesagt hatte. Die Existenz der Staaten des mittelamerikanischen Isthmus schien aufs ernsteste bedroht.
    Wie immer suchte man nach einem, auf den man die Schuld abwälzen konnte. Keiner, die Bauleitung eingeschlossen, wollte die Verantwortung auf sich nehmen. Das Drama wurde zur Tragikomödie, als sophistische Ankläger auftraten, die auch hierfür Gorm verantwortlich machten.
    *
    »Da ist er schon wieder… der Kerl!« Tim Broker holte ein Fernglas aus dem Haus und trat hinter einen Schuppen, wo er nicht gesehen werden konnte. Das Glas auf die nördliche Felswand gerichtet, murmelte er vor sich hin.
    »Er nimmt immer denselben Weg, den der alte Inder benutzte, ich dachte auch zuerst, er wäre es wieder… doch er

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