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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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irgendwelchen Einfluß auf ihn hat, sind Sie, Gorm. Versuchen Sie’s zunächst mit Güte.«
    Sie wandten sich um und gingen auf Awaloff zu. Der, als ahne er schon, was sie beschlossen, kam ihnen entgegen, die Hände bittend ausgestreckt.
    »Hierbleiben, hierbleiben, bei dir bleiben! Bei dir ist es gut… die bösen Geister, sie fürchten dich… sie können nicht zu mir kommen… können mich nicht quälen… Ich soll immer schwimmen…« Er machte mit ausgebreiteten Armen heftige Bewegungen. »…Immer muß ich schwimmen in dem großen Meer, nicht zurück! Hierbleiben… bei dir bleiben!«
    Gorm wandte sich zu Awaloff und sprach langsam.
    »Sie müssen sich gedulden, Freund Awaloff. Hier oben können Sie nicht bleiben. Sie müssen noch warten. Später werden Sie zu uns kommen. Jetzt müssen Sie zurück zu den frommen Männern.«
    Von der Werft her kam Majadevi und ging dem Hause zu. Gorm verstummte, wechselte einen Blick mit Stamford. Sie schauten beide zu dem Mädchen, wollten warten, bis sie ins Haus getreten sei. Doch sie hielt an, ließ sich auf der Bank nieder, auf der Awaloff eben gesessen.
    »Kommen Sie, Awaloff!« Gorm sprach es mit strenger Stimme. »Sie müssen jetzt gehen.«
    »Nein! Nein!« schrie der, hob verzweifelt die Arme empor, »nicht von dir fort! Du bist der Starke. Bei dir ist es gut!«
    Flehend gingen seine Blicke von Gorm zu Stamford. Der schüttelte den Kopf.
    »Unmöglich, Gorm! Er kann nicht hierbleiben.« Er tat einen Schritt vor, als wolle er ihn am Arm ergreifen. Awaloff sprang zurück. Seine Augen gingen umher, als suche er ein Versteck, einen Zufluchtsort. Da sah er Majadevi. Mit ein paar wilden Sprüngen eilte er zu ihr hin.
    Die beiden anderen erschraken… Was würde jetzt kommen? Sie wollten ihm nach. Da war Awaloff schon bei ihr, sank zu Boden, umklammerte Majadevis Knie. Wirre, stammelnde Bitten kamen aus seinem Munde.
    Gorm glaubte schon den Aufschrei der Erschreckten zu hören. Doch ihre Hände hoben sich, strichen Awaloff das wirre Haupthaar aus der Stirn. Die verzerrten, schrecklichen Züge des Mannes glätteten sich, der angstvolle Blick wurde ruhiger. Er begann zu sprechen… leise, zart. Russische Worte kamen von seinen Lippen. Majadevi hob den Kopf, das Ohr geneigt, als sauge es wohlig die vertrauten Laute der Muttersprache ein.
    Die beiden anderen waren stehengeblieben. Was sollten sie tun? Awaloff wegreißen? Sie hatten das Herz nicht dazu –
    Jetzt sprach das Mädchen zu Awaloff, auch in russischer Sprache. Awaloff hob den Kopf, ein unendlich glückliches Lächeln lag in den verwüsteten Zügen. Tränen rollten aus seinen Augen. Er küßte ihre Hände immer wieder und sank zu Boden. Wie ein Hund legte er sich zu Füßen Majadevis nieder.
    »Warum wollt ihr den armen Mann fortjagen? Er ist kein böser Mann. Ich fürchte mich nicht vor ihm. Er ist gut und lieb. Ich habe viel Mitleid mit ihm…«
    Sie sah Gorm bittend an. »Sie werden ihn nicht fortschicken, nicht wahr, Sie werden es nicht tun. Auch Sie nicht, Mister Stamford. Lassen Sie ihn hierbleiben. Er ist groß und stark. Er wird euch helfen und mich beschützen, wenn ihr fortgeht.«
    Gorm und Stamford tauschten einen nachdenklichen Blick.
    »Wer wird dich allein lassen, Majadevi?« Gorm trat näher an sie heran, ergriff ihre Hand. »Ich? Nein! Wo ich bin, wirst du sein. Ich werde dein Beschützer sein.«
    Sie streckte ihm beide Arme entgegen, nahm seine Hände, legte ihr Gesicht daran. »Ich soll immer bei Ihnen bleiben? Oh, das ist schön, ich bin glücklich, immer bei Ihnen bleiben…«
    »Bei Ihnen bleiben…« Awaloff richtete sich hoch. »Ich will auch bei Ihnen bleiben…« Er ergriff Majadevis Hand.
    Die Augen des Arztes waren keinen Moment von Majadevi gewichen. Vielleicht war dies ein Weg, der schneller, leichter zum Ziel führte, Majadevi gesunden zu lassen. »Ich glaube, Gorm, es dürfte in der Tat das beste sein, wenn wir Awaloff hier lassen, wenigstens für die nächste Zeit. Es hat den Anschein, als könne er…«, seine Augen deuteten auf Majadevi, »…hier günstig wirken. Irgendeine Beschäftigung wird es ja für ihn geben. Sie kann auch für ihn gute Folgen haben.«
    »Aber später?« fragte Gorm, zur Seite gewandt.
    Stamford zuckte die Achseln. »Das wollen wir der Zeit überlassen.«
    *
    Der Schrecken wütete in Mittelamerika. Das Land war von Regengüssen überschwemmt. Jeder Betrieb stockte. Die Felder waren in morastige Sümpfe verwandelt, die Ernten vernichtet. Krankheiten und Hungersnot

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