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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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beide als Zeugen dienen… wenn ich jetzt die Ruhe dieses Mannes störe.«
    Mit Royas’ Hilfe räumte er die Erde des Hügels zur Seite. Ricardo wollte ein paar Werkzeuge holen, doch Lee winkte ihm unwillig ab.
    Und dann schreckten ihre Hände plötzlich zurück. Durch die letzte leichte Erddecke schimmerte es hell. Ein weißer Kittel. Vorsichtig, behutsam schob Lee die Erdkrumen zur Seite. Da, wo das Grab erhöht war, ein Tuch, er zog es sacht zurück… in andächtigen Schauern starrten sie in das Antlitz des Toten.
    Lee murmelte wirre Worte.
    »Er ist’s! Er muß es sein!« Mit zitternden Händen nahm er das Bild und legte es neben den Kopf des stillen Schläfers. Alles stimmte überein: die Stirn, das Kinn, der Mund.
    Nur Stunden konnten vergangen sein, seitdem er hier begraben wurde. Unverändert, so wie er gestorben war, lag er hier. Lange standen sie vor dem Toten. Dann deckten sie das Grab schweigend wieder zu. Royas deutete auf den Grabhügel.
    »Die anderen müssen zum Teil schon vor langen Tagen gestorben sein. Unverkennbar sind Regen und Tau schon öfter als einmal auf die ersten Gräber gefallen. Wer den hier begrub, der muß noch leben. Hatte er die Kraft, dieses Grab zu schaufeln, den Leichnam hierherzubringen, ihn in die Erde zu betten, er kann nicht so krank gewesen sein, daß er nicht noch am Leben sein müßte. Wir müssen ihn suchen, finden. Vielleicht, daß wir ihm helfen können.«
    Lee nickte stumm. Ricardo antwortete:
    »Ja, wir müssen nach ihm suchen, vielleicht sind es noch mehrere. Wo sie sind, wird auch alles sein, was wir auf dem Lagerplatz vergeblich gesucht haben. Und schnell müssen wir handeln, ehe Canning kommt.«
    »Sie haben recht, Don Ricardo. Ich denke, das Suchen übernehmen Sie und Ihre Brüder als geübte Jäger. Hierra wird mit Cruzado und den übrigen den Jonas Lee zu einem Fluge über den Kontinent klarmachen und überall gemäß den Bestimmungen des Völkerrechts Flaggen werfen. Unser Besitzrecht muß unanfechtbar kenntlich gemacht sein, bevor die Leute der Südafrikanischen Union kommen.«
    Während die drei Brüder Stamford sich auf die Suche begaben, trat Lee in das Raumschiff der Uraniden. Das Schiff war von gewaltigen Ausmaßen, reichlich doppelt so groß wie der Jonas Lee. Langsam durchforschte er die einzelnen Räume. Er verweilte am längsten in der Zentrale. Trotz der Größe des Schiffes waren die Maschinenanlagen bedeutend kleiner als die des Jonas Lee, der Mechanismus von einer unendlichen Einfachheit.
    Staunend betrachtete Ronald Lee die einfache und doch so überaus sinnreiche Konstruktion. Aber das war alles nur möglich, wenn man einen so idealen Baustoff hatte, wie ihn die Uraniden besaßen. Er löste ein paar Schrauben, prüfte die losen Teile. Fast gewichtslos waren diese Stücke gegenüber dem Stahl, aus dem viele Teile der Maschinerie seines eigenen Schiffes bestanden. Nach welchem Verfahren wurde dieser Baustoff gewonnen? Die chemische Analyse würde kaum viel helfen. Gewiß, es mußte eine Legierung zweier Gase sein. Darüber hatte der Film keinen Zweifel gelassen. Aber auf welchem Wege wurden sie zu dieser Verbindung als starres Metall gezwungen?
    Alles, die Hülle des Schiffes, die innere Einrichtung, die Gebrauchsgegenstände, bestand aus dem gleichen grauschimmernden Leichtmetall. Die Formen zeigten hochentwickelte, künstlerische Linien.
    In einem Raume, der anscheinend als Messe gedient hatte, stand noch Geschirr mit Speiseresten. Es waren offensichtlich synthetische Lebensmittel. In einem Raum, der daran stieß, lagen noch Vorräte solcher Speisen.
    Wie lange waren die Uraniden geflogen? Mehr als vier Lichtjahre, länger als vierzig Billionen Kilometer war ihr Weg… Die Streitfrage, um die es noch immer auf der Erde ging: war es möglich, durch fortwährende Beschleunigung die Fahrtgeschwindigkeit über die des Lichtes hinaus zu steigern… oder die andere Meinung, daß ein Raumschiff trotz aller Beschleunigungen nie die Lichtgeschwindigkeit erreichte, daß aber die Zeit für die Weltenfahrer stillstand, diese Streitfrage war für die Uraniden durch ihre Fahrt gelöst. War sie in dem letzten Sinne entschieden, so waren sie ja nur wenige Tage unterwegs gewesen, während auf ihrem Heimatstern gleichzeitig viele Jahre verflossen. Aber wo war ein Anhaltspunkt, wie war die Frage gelöst? Aus den noch vorhandenen Lebensmitteln war zunächst kein sicherer Schluß zu ziehen. Erst durch eine chemische Untersuchung konnte man der Frage

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