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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Nun, aber schließlich begann ich zu verstehen.« Ein kurzes Zucken in den Mundwinkeln, mehr eine Grimasse als ein Lächeln.
    »Ja, ich habe nachgedacht. Dann und wann. Kells Aktionen waren noch nie einfach zu durchschauen. Was also hat es mit diesen offensichtlich sinnlosen Angriffen auf sich? Ich rechnete dauernd mit einer wirklich teuflischen Attacke, für deren Abwehr unser gesamtes Verteidigunsgspotenial nötig ist. Wenn es dazu überhaupt genügt. Aber nichts geschieht. Wir bekommen es nur immer wieder mit den idiotischen Raketen und den Drohnen zu tun, mit denen der Kephalos problemlos fertig wird. Andererseits ist es Kell gelungen, in den Dom meiner Mutter zu gelangen. Zehn Stunden nach der offiziellen Herausforderung war sie tot, ihr Heim nur noch ein Haufen aus glasiertem Fels und glühenden Trümmern.«
    In der Magengrube Sha-reems bildeten sich Krämpfe, und in ihrer Kehle ätzte Galle. »Ich ging immer davon aus, er habe es irgendwie geschafft, die Verteidigungsbarrieren zu überwinden.« Sie strich sich mit der einen Hand über die Lippen, anschließend die Stirn, wischte den Schweiß fort und zupfte an einigen Haarsträhnen. »Ich dachte, er habe deswegen zehn Jahre lang gewartete, um Ianna vergessen zu lassen, wie sehr er sie haßte, um ihr Gelegenheit zu geben, sich anderen Dingen zuzuwenden. Ein Ablenkungsmanöver. Und ich dachte, mit seinen närrischen Angriffen auf diesen Dom sei es ähnlich, dachte, er wolle uns damit ablenken.
    Wovon? überlegte ich. Und nach einer Weile begriff ich. Es gibt nur eine einzige Erklärung für sein scheinbar törichtes Verhalten.
    Er hat irgendeine Vernichtungsmaschine hier im Innern des Domes versteckt, einen Zerstörungsapparat, der darauf wartete, von uns selbst oder aber ihm ausgelöst zu werden. Vielleicht eine Bombe.
    Aber es kommen auch andere Möglichkeiten in Betracht: Viren, Gift. Exotischere Dinge. Und wir sind schon seit vier Tagen hier.
    Vier Tage, Lee! Wodurch wird die Verheerungssequenz eingeleitet? Alles ist denkbar. Vielleicht eine programmierte Zeitspanne.
    Eine bestimmte Anzahl von Tagen und - bumm! Vielleicht die Raketen: Der Kephalos ergreift umfangreichere Verteidigungsmaßnahmen - und aus ist es mit uns. Morgen? Übermorgen? Nur Kell wäre dazu, imstande, diese Frage zu beantworten. Lee, du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich fühle. Ich lag hier im Gras, und all diese Gedanken gingen mir durch den Kopf. Ich wollte dich warnen, und gleichzeitig wußte ich, daß es dadurch zu einer Zündung der Bombe kommen mochte. Ganz gleich, ob ich etwas unternahm oder nicht handelte: Alles hätte als Auslöser fungieren können. Ich hatte das Gefühl, als risse mich etwas bei lebendigem Leib auseinander.« Wieder blickte Shareem auf ihre zitternden Hände. »Ich bin noch immer völlig fertig. Die Vorstellung, ins Haus zurückzukehren . . .«
    »Hm.« Aleytys schloß die Augen. »Mögen Warmer Keils faulige Seele fressen - ich glaube, du hast recht, Reem. Ich spüre es.
    Das klingt ganz nach der Verhaltensweise Kells. Ha! Jetzt sitzt er wahrscheinlich irgendwo dort draußen und lacht sich ins Fäustchen. Ay-Aschla - wie bedauerlich, daß Shadith nicht bei uns ist.
    Ich könnte ihre Erfahrungen und Gefahreninstinkte jetzt gut brauchen.« Aleytys lächelte, als sie sah. wie Shareem die Stirn runzelte. »Sie ist nicht das Kind, für das man sie halten mag.« Sie schloß die Augen, und ihre Lippen bewegten sich. Sicher spricht sie jetzt mit der anderen, dachte Shareem und empfand einen kurzen Anflug von absurder Eifersucht, die der rein geistigen Entität galt.
    Nach einigen Sekunden schlug Aleytys die Augen wieder auf.
    »Reem, dein Gleiter. Er ist doch gepanzert, nicht wahr?«
    »Wir haben ihn einige Tage lang beim Mesochthon gelassen.
    Ich weiß, daß Loguisse ihn untersucht hat, und nach Hyaroll ist sie die beste Expertin auf diesem Gebiet, aber Kell … Nun, er ist eben Kell.«
    »Und ich bin Aleytys.« Sie zwinkerte und lächelte. »Das klingt …« Sie stand auf, griff nach der Hand Shareems und zog sie in die Höhe. »Es ist mir gleich, wie es klingt. Ich verfüge über mehr Ressourcen, als er ahnt.« Sie furchte die Stirn. »Wenn ich genauer darüber nachdenke: Er ist darüber informiert, daß ich im Besitz des Diadems bin, doch er weiß nicht, wozu es sich einsetzen läßt, obwohl mich das ein wenig überrascht … Nun, lassen wir das. Komm.«
    Shareem seufzte, als sie begriff, was sie verloren hatte. Aleytys mochte sie - eine tröstliche

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