Das Erbe der Vryhh
der Abschirmung und sah dem Objekt nach. Einige Sekunden lang, die Shareem wie ein Ewigkeit erschienen, geschah überhaupt nichts. Dann krachte der Donner einer Explosion, und sie hatte das Gefühl, als erzittere der Boden unter ihr. Der Energieschild hielt die Druckwelle fern, und das Vibrieren unter Shareem ließ rasch nach. Stille. Dann das Rauschen von Wasser, als Wellen gegen die Barriere schlugen und zurück ins Meer gischteten.
Aleytys kehrte nachdenklich und langsamen Schrittes zurück.
»Damit ist unser Problem nicht gelöst«, sagte sie. »Jene Bombe sollte uns ebenfalls nur ablenken.« Sie stemmte die Arme in die Hüften und beobachtete das Haus. »Schwer zu bestimmen, wo wir anfangen sollen.« Sie bedachte Shareem mit einem breiten Lächeln. »Ich verstehe, warum du so verzweifelt warst. Es gehört eine Menge Selbstdisziplin dazu, ins Gebäude zurückzukehren.«
Shareem erwiderte das Lächeln. Sie blieb auch weiterhin im Gras sitzen und musterte ihre Tochter. Sie wußte jetzt, daß sie sich nicht geirrt hatte, und das verlieh ihr eine gewisse Gelassenheit.
Außerdem traute sie es Aleytys zu, mit dieser Bedrohung fertig zu werden - einer Gefahr, die jetzt kaum noch eine größere Rolle spielte als die Bombe, die auf dem Strand explodiert war. Aleytys fungierte als ihr Schild, so wie der Dom, der die Raketen und das Giftgas fernhielt, weitaus flexibler aber und wesentlich wirkungsvoller.
Aleytys bewegte die Schultern und ließ sie ein wenig hängen.
»Von hier aus kann ich den Zerstörungsmechanismus nicht entdecken.«
»Was hast du vor?«
»Ich muß nachdenken. Ich habe das Gefühl, daß die Suche schon als Auslöser genügt.«
»Kommt darauf an, wie du suchen willst.«
»Hmm. Die Vrya haben keine empathischen Fähigkeiten, das ist klar. Aber sag mir eins: Gibt es bei euch PK-Talente, Psychokineten, die Objekte aus der Ferne manipulieren können.«
»Nein, ganz sicher nicht.« Shareem lachte leise. »Jene Fähigkeiten hast du von deinem Vater geerbt. Hätte nie gedacht, daß mich einmal etwas erstaunt, das von dem Mann stammt.«
Aleytys schenkte der letzten Bemerkung ihrer Mutter keine Beachtung. »Gut. Das reduziert die Anzahl der Orte, die als Versteck in Frage kommen.«
»Weiß Kell, wozu du imstande bist?«
»Er mußte in dieser Hinsicht einige recht unangenehme Erfahrungen machen. Mhm, der Mechanismus ist bestimmt nicht abgeschirmt, nur verborgen. Abschirmungen irgendeiner Art wären vermutlich viel zu auffällig. Ein Versteck ist besser. Bestimmt rechnet er damit, daß ich nach dem Ding suche, und das könnte er als Aktivierungsmöglichkeit berücksichtigt haben. Es gibt viele Arten von PSI-Detektoren, und sie lassen sich leicht an einen Zünder anschließen. Kell, Würmer sollen sich in deine Leber bohren warum hast du so lange gewartet? Vier Tage lang …« Aleytys ging auf und ab. »Reem, was übersehe ich? Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich den Dom spätestens am zweiten Tag in die Luft gejagt. Warum läßt er uns so viel Zeit, um über das nachzudenken, was geschehen könnte?«
»Das ist mir ebenfalls ein Rätsel.« Shareem zog einen dickeren Grashalm aus dem Boden und kratzte sich mit dem steifen und spitzen Ende an der Nase. »Hyaroll ist ein hervorragender Techniker, Lee. Er hätte jeden etwas komplexeren Fremdkörper entdeckt, sogar einen Timer, alles, was Energie verbraucht. Bestimmt handelt es sich um eine mechanische Vorrichtung, die einen äußeren Aktivierungsimpuls benötigt. Wie die eben von dir erwähnten Psi-Detektoren. Solange keine psionische Kraft freigesetzt wird, erfolgt auch keine Zündung. Ha! Diese dummen Raketenangriffe.
An jedem Tag kommt es dadurch zu einer energetischen Reaktion im gleichen Segment des Kephalos’. Vielleicht ist das der Trick.
Jeder verstreichende Tag entspricht einer Kerbe in einem Zündbolzen, und wenn die letzte erreicht wird … bumm! Wenn wir den Dom verlassen, stellt Kell einfach seine Attacken ein - logisch, nicht wahr? -, und somit >schläft< die Falle bis zu unserem nächsten Aufenthalt in deinem Heim, Lee. Vielleicht hat er den Apparat auf den fünften Tag programmiert, den sechsten oder zehnten. Wer weiß? Dieser verdammte Mistkerl. Sitzt dort draußen und verhöhnt uns. Pah!«
Aleytys gab keine Antwort und blickte an Shareem vorbei ins Leere. »Ein verzwicktes Problem«, meinte sie schließlich.
»Warum fliegen wir nicht einfach fort? In dem Fall wären wir selbst dann sicher, wenn Kell den Countdown nicht
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