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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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solltest du wenigstens die Nacht im Gleiter verbringen.«
    Shareem zog ein weiteres Thrixblatt aus der Salatschüssel und verzog das Gesicht. »Ich habe schon jetzt Rückenschmerzen.«
    »Bitte.«
    »Du hast heute nacht irgend etwas vor.«
    »Ich muß schließlich etwas unternehmen.«
    »Ich weiß, schon gut. In Ordnung: Ich breite einige Decken im rückwärtigen Abteil aus, und ich schätze, Ikanom kann irgendwo eine Matratze auftreiben, so daß ich morgen früh nicht mit blauen Flecken aufwache.«
    »Danke.« Aleytys stand auf, setzte ihre unruhige Wanderung durch den Garten fort und dachte erneut konzentriert nach.
    Shareem betrachtete das Thrixblatt und steckte es sich in den Mund. Sie machte sich keine Sorgen. Bestimmt hatte Aleytys irgendwann eine Idee. Sie sah auf die Reste der Mahlzeit, betätigte den Rufer und beauftragte den Ikanom damit, die Teller fortzubringen. Mit einer Serviette wischte sie sich den Mund ab, legte sie beiseite, zog die Beine an und lehnte sich an einen der großen Steine, die an einigen Stellen des Gartens emporragten. Sie beobachtete ihre Tochter. Was wird sie machen, wenn dies alles vorbei ist?
    Auf Vrithian bleiben? Wohl kaum. Hier würde sie sich zu sehr langweilen. Wolff? Vermutlich. Wenn die kleine Shadith - wie gut ist sie wirklich? - Grey findet und ihn aus der Falle Kells befreit. Grey.
    Shareem zuckte unwillkürlich zusammen. Doch er gehörte zu den Kurzlebigen, war eine Eintagsfliege, stellte nichts dar, um das man sich Sorgen machen mußte. Stolz verweilte der Blick Shareems auf Aleytys, und sie träumte von den kommenden Zeiten, von den Äonen, die sie gemeinsam verbringen konnten - ein Leben, wie es zusammen mit Ianna möglich gewesen wäre, hätte Kell diese Chance nicht zunichte gemacht. Ein sanfter und zärtlicher Tanz der Freundschaft, gegenseitige Besuche, vorübergehende Trennungen, dann wieder Gemeinsamkeit. Aleytys war ein Schatten innerhalb von Schemen. Ich sollte eigentlich entsetzt sein, dachte Shareem.
    Aber das bin ich nicht. Nicht mehr. Seltsam. Ich und jener Provinzling -wie hieß er doch noch? -, jener Azdar. Sie hat auch seine Gene geerbt. Eine Vorstellung, die mir geradezu absurd erscheint.
    Sie setzte sich bequemer zurecht und fühlte die Kühle des Felsens am Rücken, während der Ikanom die Küchenandroiden anwies, die Reste der Mahlzeit vom Rasen zu entfernen. Der Ikanom - eine hochgewachsene und elegant wirkende männliche Gestalt aus polierter Bronze. Das Licht Minhas rief prächtige Reflexe in einem sorgfältig strukturierten Gesicht hervor, in den veränderlichen Ebenen und Mulden, die so ausdrucksvoll sein konnten. Ich habe Synkatta nie kennengelernt. Schade. Der Mann, der diese Androiden und das Haus schuf … Sie nahm sich vor, Ikanom nach Synkatta zu fragen, wenn sie Zeit dazu hatte.
    Weit oben schwebte Minha durch fransige Wolken, und Araxos zeigte sich als dicke Sichel dicht über dem östlichen Horizont. In der Dunkelheit sah das Haus aus wie ein Fleck mit verschwommenen Konturen, stumm und träge in der kühlen Nacht. Aleytys hockte auf einer hölzernen Bank, in unmittelbarer Nähe eines sich dahinwindenden Baches. Mit nackten Füßen strich sie durchs Gras und wartete mit einer Mischung aus Ungeduld und Widerstreben darauf, daß sich Harskari meldete. Keine der Ideen, die Aleytys bisher in den Sinn gekommen waren, hielten einer eingehenden Prüfung, stand, offenbarten hingegen große Lücken und Risikofaktoren, als sie auf ihrer Grundlage Pläne und Handlungssequenzen entwickelte. »Was mache ich hier eigentlich?« fragte sie laut. »Ich sollte damit beschäftigt sein, Grey zu befreien.«
    Harskari öffnete die Augen. >Shadith ist sehr fähig und zuverlässig, Aleytys. Und du kannst nicht überall zugleich sein.<
    >Das käme auf einen Versuch an.< Sie lachte, brach jedoch ab, als sie den rauhen Klang ihrer Stimme vernahm.
    >Shadith mag noch so fähig sein, aber sie ist nicht ich. Ich weiß, wozu ich in der Lage bin, und es behagt mir überhaupt nicht, die Hände in den Schoß zu legen …< Sie öffnete und schloß ihre Hände, wünschte sich dabei, sie um den Hals Kells legen, ihn auf diese Weise dazu zwingen zu können, ihr den Aufenthaltsort Greys zu verraten. >Ist dir etwas eingefallen?< >Ja.< >Und?< Harskari kniff die Bernsteinaugen zu und zögerte. >Heraus damit.< Aleytys wußte, daß Harskari sich nicht drängen ließ, aber ihre Geduld hatte sich inzwischen erschöpft.
    >Du hast über eine passive Lokalisierung des

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