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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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ein Luxus, den sie sich jetzt nicht leisten konnte. »Hmmm … sind sie für immer dort gefangen oder könntest du sie wieder zurückbringen? Angenommen, jemand möchte sie gegen eine hohe Summe freikaufen.
    Oder sie vor Gericht stellen, um die Pajungg in Verlegenheit zu bringen, sobald du an die Macht gekommen bist.«
    »Eine interessante Überlegung, Mädchen. Du bist sehr gerissen.
    Ich werde mir deinen Vorschlag merken.« Der Ajin beobachtete die beiden Gestalten und lächelte in stiller Zufriedenheit. »Ich könnte es. Ja, es wäre möglich. Und nur ich bin dazu in der Lage. Denk darüber nach, wenn du nachts keinen Schlaf findest, kleine Shadith. Derzeit jedoch halte ich es für besser, sie im Nichts zu lassen, so daß sie nicht dazu imstande sind, meine Pläne zu gefährden.« Er legte ihr die Hand auf die Schulter und drehte sie zur Tür um.
    Außerdem: Im Grau gibt es viel Platz für weitere Gefangene - das ist noch ein Punkt, über den du dir Gedanken machen solltest.« Er öffnete die Tür, folgte ihr auf den Gang und brachte sie in ihre Unterkunft zurück.
    Als sie sie betreten hatten, zog der Ajin einen der Stühle vom Tisch fort, drehte ihn und nahm darauf Platz, wobei er die Arme auf die Rückenlehne stützte. Mit der einen kräftigen und breiten Hand deutete er aufs Sofa. »Setz dich, Mächden. Willst du noch immer mit mir verhandeln?«
    Shadith ließ sich auf die Kissen sinken. »Im Nichts wäre ich dir von keinem großen Nutzen, Ajin. Und ich will dir nichts vormachen: Wenn du Druck auf mich ausübst, nütze ich dir noch weniger. Ich kann sehr stur sein. Und du bist kein Narr - führe dich also nicht wie einer auf. Betrachte mich als eine Art Söldnerin und bezahle mich mit Gold. Oder dem hiesigen Wertäquivalent. Deine angeblich so ehrenvolle Sache ist mir völlig schnuppe, aber gegen klingende Münzen habe ich nichts einzuwenden. Hübsche runde Metallobjekte, die schwer in der Hand liegen. Das ist etwas, das meine Begeisterung weckt. Bezahle mich - und du wirst mit einem Eifer belohnt, der dich überraschen dürfte.«
    »Du bist zu jung, um so zynisch zu sein.«
    »Ich bin nicht annähernd so jung, wie ich aussehe. Nicht alle Arten reifen mit der gleichen Geschwindigkeit.«
    »Gibt es irgend etwas, an das du glaubst?«
    »Ja. Ich glaube an das angenehme Gefühl, einen vollen Bauch zu haben, auch an die Behaglichkeit eines sicheren und warmen Bettes. Ich glaube daran, daß der heutige Tag dem Morgen weicht, ganz gleich, ob ich dazu in der Lage bin, das zu erleben oder nicht.
    Ich ziehe das Leben dem Tod vor, den Reichtum der Armut. Das sind meine Prämissen.«
    »Du weißt, wozu ich dich einsetzen möchte?«
    »Ich habe eine ziemlich klare Vorstellung davon.«
    »Bist du fähig genug dazu?«
    »Na gut. Ich will erneut ehrlich sein: Ich nehme es an.«
    »Ich lasse nicht mit mir feilschen. Abhängig von dem Erfolg deiner morgigen Vorstellung: fünf Kilo Süßer Bernstein, eine Passage nach Außenwelt, dein Ehrenwort, nicht hierher zurückzukehren. Wenn du dich doch wieder hier blicken läßt, leistest du den beiden Jägern im Nichts Gesellschaft.«
    »Ein angemessener Preis. Und jetzt zu den Arbeitsbedingungen.«
    »Fünf Avosingjahre. Du singst, wo, wann und was ich bestimme.«
    »Drei.«
    »Ich habe doch gesagt, daß ich nicht mit mir feilschen lasse.
    Nimm das Angebot an oder lehne es ab.«
    »Und im letzteren Fall?«
    »Muß ich das noch extra sagen?«
    »Nein. Aber ein kleines Zugeständnis solltest du mir machen es gereicht nicht nur mir zum Vorteil, sondern auch dir. Das Wo und Wann ist deine Sache. Aber was ich singe, bestimme ich selbst. Teil mir nur mit, welche Wirkung erzielt werden soll. Ich entscheide, auf welche Weise ich sie erreiche.«
    »Das klingt vernünftig. Du bist dir natürlich darüber klar, daß sich Beauftragte von mir unter das Publikum mischen, nicht wahr?«
    »Etwas anderes habe ich nicht erwartet.«
    »Abgemacht?«
    »Abgemacht.« Shadith bedachte den Ajin mit einem Lächeln und wußte selbstverständlich, daß sie selbst dann im Jenseitsgrau enden würde, wenn sie tatsächlich fünf Jahre lang gehorsam und pflichtgetreu für den Ajin sang. Nach Meinung dieses Mannes gab es Ehre nur unter seinesgleichen. Ein Versprechen einer Frau gegenüber zu brechen - eine Tat, die noch weniger abscheulich war als Spucken in der Öffentlichkeit. Der Ajin stand auf. »Morgen, in der zweiten Stunde nach der Mittagsmahlzeit«, sagte er.
    »Paßt dir das?«
    »Ja.«
    Er nickte und ging.

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