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Das Erbe des Atoms

Das Erbe des Atoms

Titel: Das Erbe des Atoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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versprechen, wenn du willst. Ich garantiere dir, keine von den eben erwähnten Personen zu ermorden.«
    Der Oberherr blickte sie voller Verzweiflung an. Er erkannte, daß sein Appell sie völlig unberührt gelassen hatte.
    »Lydia«, sagte er, »verärgere Clane nicht, indem du versuchst, ihn zu töten.«
    »Ihn verärgern«, sagte Lydia. Sie sprach scharf, weil sie das Thema beenden wollte und der erneute Vorstoß des Alten unerwartet gekommen war. Sie blickte ihren Ehemann in ungeduldiger Verwunderung an, als sei sie nicht ganz sicher, daß sie ihn richtig gehört hatte.
    »Du mußt begreifen«, sagte der Oberherr, »daß du nach meinem Tod noch einige fünfzehn oder zwanzig Jahre Leben zu ertragen hast, vorausgesetzt, du schonst deine Kräfte. Wenn du diese Jahre mit Versuchen verbringen willst, die Welt durch Tews zu regieren, wird er dich schnell und ganz zu Recht aus der Hauptstadt entfernen. Das ist ein Punkt, der dir noch nicht klar ist, und darum rate ich dir, dich umzuorientieren. Du mußt deine Macht durch andere Männer suchen. Jerrin wird dich nicht brauchen, und Draid braucht nur Jerrin. Tews braucht dich nicht, und er kann und wird sich von dir nicht hineinreden lassen. Damit bleibt von den großen Männern der nächsten Generation nur Clane. Nur durch ihn wirst du in der Lage sein, einen Teil deiner Macht zu erhalten.«
    Ihr Blick hing die ganze Zeit an seinem Mund. Sie lauschte, als seine Stimme schwächer wurde und schließlich erstarb. In dem Schweigen, das zwischen ihnen stand, setzte Lydia sich nieder, und es schien ihr, als verstünde sie endlich. Dies war Clane, der durch seinen sterbenden Großvater sprach.
    Dies war Clanes schlauer Appell an die Ängste, die sie um ihre eigene Zukunft hegen mochte. Der Clane, der ihren Anschlag gegen die Sklavin zunichte gemacht hatte, war jetzt verzweifelt bemüht, ihren auf ihn zielenden Plänen zuvorzukommen.
    Tief in ihrem Innern lachte sie, als sie dasaß und den alten Mann langsam sterben sah. Drei Monate zuvor hatte sie die Signale des endgültigen Zerfalls an ihrem Mann erkannt und darauf bestanden, daß Tews von der Venus zurückgerufen werde und an seiner Stelle Jerrin den Feldzug führe. Ihre kluge Zeitwahl trug jetzt Früchte, und alles fügte sich sogar noch besser, als sie gehofft hatte. Wenigstens noch eine Woche würde vergehen, bis Tews' Raumschiff eintreffen würde. In dieser Woche würde die Witwe des Herrschers allmächtig sein.
    Es war möglich, daß sie ihre Pläne gegen einige der anderen Familienmitglieder würde aufgeben müssen. Aber diese Mitglieder waren wenigstens menschlich. Es war Clane, der Fremde, die Kreatur, der Nichtmensch, der um jeden Preis vernichtet werden mußte. Sie hatte eine Woche, in der sie, wenn nötig, die drei Legionen der hauptstädtischen Garnisonen einsetzen könnte, ihn und die Götter, die ihn gemacht hatten, zu zerschmettern.
    Die lange, gespannte Konversation hatte Medron Linn erschöpft, und sein Lebensfunke wurde zusehends schwächer. Zehn Minuten vor Sonnenuntergang sahen die in den Vorräumen wartenden Hofbeamten die Tür aufgehen und Lydia, auf die Arme zweier alter Kammerdiener gestützt, langsam herausgehen. Wenig später wußten alle, daß der Herrscher von Linn, Herr der Welt, tot war.
     

 
13.
     
    Am Morgen nach dem Tode ihres Ehemannes erwachte Lydia schläfrig in ihrem Bett. Helles Sonnenlicht strömte durch offene Fenster, und Dalat, ihre vertraute Kammerzofe, wartete am Fußende des Bettes. »Ihr verlangtet, früh geweckt zu werden, gnädige Herrin.« In ihrer Stimme war ein Unterton von respektvoller Verehrung, den Lydia nie zuvor bemerkt hatte. Sie überlegte einen Moment und versuchte sich den Grund dieser winzigen Veränderung zu erklären. Und dann hatte sie es. Der Herrscher war tot. Für eine Woche war sie nicht nur die gesetzmäßige, sondern auch die tatsächliche Herrscherin über Stadt und Staat. Niemand würde es wagen, sich der Mutter des Thronfolgers entgegenzustellen. Augenblicklich aufgemuntert und frisch, fragte Lydia: »Ist Nachricht von Meerl gekommen?«
    »Keine, gnädige Herrin.«
    Sie runzelte die Stirn. Es war ziemlich verwunderlich, daß der Mann, dem sie einen so wichtigen Auftrag erteilt hatte, sich noch nicht zurückgemeldet hatte.
    »Ich glaube, gnädige Herrin, Ihr solltet ihn informieren, daß es unklug ist, an ihn adressierte Pakete hierher schicken zu lassen, als ob Ihr seine Sachwalterin wärt.«
    Lydia stieg aus dem Bett. Sie blickte auf, verblüfft und

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