Das Erbe des Blutes - Roman
Schwester Tätowierungen, von denen Sie wissen?«, fragte er.
Wieder eine Pause, während er die Worte wirken ließ. »Kann ich mich nicht dran erinnern. So genau habe ich sie mir allerdings auch nie angesehen. Würde mich aber nicht überraschen, wenn sie welche hatte.«
»Tut mir leid, wenn ich so indiskret sein muss, Mr. Perry, aber hat Ihre Schwester Brustimplantate?«
Perry starrte ihn an. Foster sah, dass er gerade noch die Fassung bewahren konnte.
»Ja, hat sie. Ihr ungewöhnliches Äußeres sorgt für viel Aufmerksamkeit, der sie sich nicht gerade entzieht. Im Gegenteil, sie weiß sie gut zu nutzen. Daher die Implantate. Sie
hat eine Kolumne in der Zeitung, steht mit ihren Dates im Blickpunkt der Öffentlichkeit.«
Klasse, dachte Foster. Wenn das im Leichenschauhaus ihre Leiche war, würden sich innerhalb kürzester Zeit nach Bekanntgabe alle Aasgeier in London auf den Fall stürzen. Serienmörder, Prominente und Journalistin: Die Polizei verspielt die Chance, den Mörder dingfest zu machen. Er konnte das alles schon vor sich sehen.
»Sind Sie auch Journalist?«, fragte er.
»Nein. MP.«
Als ob die Sache nicht so schon spektakulär genug war. Er fragte sich, ob die Perrys durch harte Arbeit auf der gesellschaftlichen Leiter nach oben geklettert waren oder aufgrund ihres Netzwerks alter Schul- und Familienfreunde. Eine Investition, die sich auszahlte.
»Darf ich Sie fragen, wann Sie zum letzten Mal Kontakt zu Nella hatten?
Er konnte sich nicht dazu durchringen, ihren Spitznamen auszusprechen.
»Freitagnachmittag. Sie und ihr neuer Freund, ein Maler, sollten gestern Abend zu uns zum Dinner kommen. Sie rief an, um mitzuteilen, dass sie allein käme. Sie hatten sich gestritten. Aber sie kam nicht. Ich dachte, sie hätten sich vielleicht wieder versöhnt, so etwas in der Art. Ich rief sie auf dem Handy an, aber es war ausgestellt, ging davon aus, sie würde sich früher oder später mit einer ihrer Entschuldigungen wieder melden. Darin ist sie wirklich gut. Sie bringt Sie dazu, ihr absolut alles zu verzeihen.«
Foster machte sich Notizen. Erst als er hochschaute, sah er, dass dem Mann Tränen über das Gesicht liefen.
»Tut mir leid«, sagte Perry und zog ein Taschentuch aus der Hosentasche.
»Das muss es nicht. Unsertwegen brauchen Sie sich nicht zusammenreißen.«
Heather verließ den Raum und kehrte mit einem Glas Wasser zurück. Sie stellte es auf den Tisch. Perry nickte dankbar.
»Haben Sie die Adresse ihres Freundes?«
Perry gab weiter, was er wusste. »Glauben Sie, er könnte mit der Sache etwas zu tun haben?«
Foster zuckte mit den Achseln. »Können wir noch nicht sagen.«
»Ich habe nie viel von ihm gehalten«, fügte Perry hinzu und wurde rot. »Er hat was von einem Schauspieler, aber ich hätte ihn nie für gewalttätig gehalten.«
»Wann haben Sie das Paket bemerkt?«, fragte Foster.
»Erst mittags. Es lag auf der Eingangsstufe an der Hintertür. Ich trug den Müll raus und sah es da liegen.«
»Wir müssen diesen Karton und die Augen zur weiteren Untersuchung hierbehalten. Wir werden uns auch in Ihrem Garten umsehen und mit einigen der Nachbarn sprechen, um herauszufinden, ob sie vergangene Nacht oder heute Morgen jemanden oder etwas gesehen haben.« Foster hielt einen Moment inne, bevor er fortfuhr: »Wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen, bräuchten wir Sie zur Identifizierung einer Leiche, die wir gestern Nacht ermordet aufgefunden haben.«
Perry nickte wie in Trance und zog abwesend an der schlaffen Haut an seinem Kinn.
»Natürlich«, murmelte er. »Aber ich muss vorher noch telefonieren. Könnten Sie mich für ein paar Minuten allein lassen?«
Foster und Heather verließen den Raum.
»Der Killer wird immer raffinierter«, zischte Foster. »Immer
selbstsicherer.Vielleicht zu selbstsicher. Sie machen immer einen Fehler, sobald sie anfangen, zu viele Spielchen zu treiben.«
Heather nickte zustimmend. »Ich kenne Dammy Perry«, flüsterte sie. »Na ja, nicht persönlich, aber ich habe ihre Kolumne gelesen, im Telegraph .«
»Wirklich?«, fragte Foster. Informationen verschaffte er sich immer ausschließlich übers Internet. Zeitungen hasste er. »Ich hätte nie gedacht, dass Sie seriöse Zeitungen lesen.«
Sie schenkte ihm kurz ein spöttisches Lächeln. »Das ist eine dieser Tagebuchkolumnen. Nur geht der Klatsch hier nicht um Popstars und Fußballer, sondern um reiche Familien, insbesondere um das Fehlverhalten ihrer Sprösslinge.«
»Ernsthafte Dinge
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