Das Erbe des Blutes - Roman
ihn gefunden haben tot. Also ermordete man ihn einige Stunden, bevor er aufgehängt wurde. Wenn dem so ist, warum hat sich dann einer die Mühe gemacht?«
»Um es aussehen zu lassen, als wäre es Selbstmord und kein Mord?«
»Aber wie passt das mit allem anderen zusammen, was wir über den Mörder wissen? Er ritzt Hinweise in seine Opfer, damit wir sie sehen. Warum geniert er sich, wenn er jemanden tötet?«
»Das war sein erster Mord. Vielleicht wollte er uns ein paar Tage auf eine falsche Fährte locken. Was ja auch funktioniert hat.«
Das war ein wichtiger Punkt, ohne jede Rechtfertigung
vorgebracht, obwohl er ihr das nicht verübelt hätte. Aber er war anderer Meinung.
»Nein, er hat nicht versucht, etwas zu vertuschen. Ganz im Gegenteil. Ich schätze, das Hängen soll uns was sagen.«
»Wie lautet die Todesursache?«
»Herzstillstand. Ursache unbekannt. Die Toxikologie kann uns vielleicht weiterhelfen.«
Er durfte nicht vergessen, ein wenig Druck wegen des Berichts über Darbyshire zu machen. Die hatten schon lange genug Zeit dafür.
»Haben wir das Opfer von letzter Nacht denn inzwischen identifiziert?«, fragte Heather.
Foster schüttelte langsam den Kopf. »Carlisle schaut sich die Leiche gerade an. Da draußen liegt ein ganzer Stapel mit Berichten über Vermisste. Fangen Sie mit den neuesten an. Rufen Sie Khan zurück, damit er Ihnen hilft.«
Kurz nachdem Heather gegangen war, klingelte sein Telefon. Drinkwater rief ihn von Acton aus an. Der Garagenbesitzer hatte sich als wenig hilfreich erwiesen. Sein Alibi war wasserdicht.
»Verschaffen Sie sich eine Liste mit allen, die da jemals zur Miete gewohnt haben«, forderte Foster ihn auf.
Noch immer suchten sie nach einem Anhaltspunkt. Irgendwas musste doch irgendwohin führen, dachte er, wenn sie nur dranblieben.
Er sah sich auf dem Bildschirm nochmals die Angaben über den vermissten Anwalt an: »Wir sind in großer Sorge um Graham Ellis, der seit dem 25. Januar vermisst wird. Zuletzt wurde er in einem Pub in der Nähe seiner Wohnung in Altrincham, Cheshire, gesehen.«
Seine Firma hieß Nicklin, Ellis & Co. Er war Partner dort. Foster rief bei der Auskunft an und wurde mit der
Kanzlei verbunden. Es war zwar Sonntag, aber er dachte, es sei einen Versuch wert.
Der Anrufbeantworter schaltete sich ein. Wie erwartet war die Kanzlei geschlossen. Trotzdem gab es, wie Foster gehofft hatte, eine Nummer für Notfälle. Die wählte er jetzt.
»Tony Penberthy.«
Die Stimme klang lebhaft und jung.
»Hallo. Tut mir leid, dass ich Sie am Sonntag belästige.«
»Kein Problem«, erwiderte Penberthy mit einem leicht australischen Akzent. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Ich hatte gehofft, meinen Anwalt Graham Ellis kurz sprechen zu können.«
»Er ist im Moment nicht im Dienst, Sir. Aber ich bin mir sicher, dass auch ich Ihnen helfen kann. Worum geht es denn, Mr. …?«
»Foster«, antwortete er, da er keinen Grund sah, weshalb er lügen sollte. »Die Sache ist ein wenig delikat. Ohne unhöflich sein zu wollen, würde ich doch lieber mit Graham darüber reden. Soll ich morgen wieder anrufen?«
Am anderen Ende entstand eine Pause.
»Hören Sie, Mr. Foster, es gibt da ein Problem. Graham Ellis wird vermisst.«
»Ach du meine Güte. Seit wann denn?« Foster zuckte zusammen angesichts seiner schlechten Schauspielkünste.
»Seit etwas mehr als zwei Monaten. Das war ein ziemlicher Schock für uns.«
»Das kann ich mir vorstellen. Ist er einfach so von der Bildfläche verschwunden?«
»Er trank nach der Arbeit mit ein paar von uns was im Pub gegenüber. Schien ihm gutzugehen. Machte sich dann auf den Heimweg. Danach hat ihn keiner mehr gesehen.«
»Wir waren früher befreundet. Hab den Kontakt verloren. Hat denn niemand was gehört?«
»Nein.«
»Hoffe, dass er okay ist«, fügte Foster noch hinzu und erinnerte sich wieder daran, dass er den besorgten Mitbürger gab und nicht als Detektiv auftrat.
»Jup«, sagte der Australier.
»Das klingt aber nicht besonders überzeugt.«
Es folgte eine Pause. Foster fragte sich, wie lange er sie ausdehnen konnte. Der Australier schien geschwätzig zu sein, und er wusste, dass Anwälte per se nicht sonderlich allergisch auf den Klang ihrer eigenen Stimme reagierten.
»Nun, man glaubt hier, dass er sich umgebracht hat.«
»Er kam mir nicht sonderlich selbstmordgefährdet vor«, meinte Foster und fragte sich, wie ein »selbstmordgefährdeter Mensch« eigentlich aussah. War aber auch egal. Das hielt das Gespräch
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