Das Erbe des Bösen
helle Licht der Tischlampe gar nicht zu sehen gewesen.
Im Lichtkreis der Lampe waren vorsichtige Finger damit beschäftigt, ein gelbes Kabel an die Elektronik eines Zünders anzuschließen. Dann griffen sie nach einem Schraubenzieher und zogen die Schraube, die das Kabel fixieren sollte, fest. Der Sprengstoff wartete in einer dunklen Ecke des Raumes hinter einem Sessel.
Malek beobachtete Parviz’ ruhiges Vorgehen.
»Ich würde gern schon die Beutel mit dem Pulver an der Sprengladung befestigen«, murmelte Parviz, der voll auf seine Arbeit konzentriert war.
»Die sind innerhalb der nächsten zwei Stunden hier«, versprach Malek.
Rashid, Saiid und Utabar hatten zur vereinbarten Zeit das englische Kanalufer erreicht, waren dann aber wegen eines Unfalls auf der um London herum führenden M25 im Stau stecken geblieben.
Das machte Malek ein wenig nervös. Andererseits kam es vor allem darauf an, dass das Pulver in den Autos in Sicherheit war.
Erik blieb am Steuer sitzen, während Katja die Kinder vom Schulhof abholte. Die Straße vor der Schule war voller Autos von Müttern, die ihren Nachwuchs abholten. Die Sonne schien, und Erik nahm die Sonnenbrille aus dem Handschuhfach.
Er war so müde, dass er im Sitzen eingeschlafen wäre, wenn er es sich erlaubt hätte. Vor dem Besuch bei der Polizei hatte er noch gehofft, man würde ihn überhaupt ernst nehmen. Dann aber war er überrascht gewesen,
wie
ernst die Beamten seine Informationen genommen hatten. Vollkommen unbegreiflich erschien es |379| ihm jedoch, dass die britische Polizei bereits über die Erben von Hans Plögger in Finnland informiert war und darüberr, dass dessen Enkel Robert ermordet aufgefunden worden war.
Je länger Erik darüber nachdachte, umso wütender wurde er, weil die Polizei ihm nichts darüber sagen wollte. Er beschloss, von zu Hause aus selbst bei Markku Plögger anzurufen. Im Rückspiegel sah er Katja und die Kinder auf das Auto zukommen. Er stieg aus, um den Kofferraum zu öffnen, und begrüßte die Kinder so heiter, wie es ihm möglich war.
»Ich dachte, du bist in Deutschland«, sagte Olivia. »Das war ich auch.« Erik lächelte matt. »Aber jetzt bin ich hier. Was gab’s heute in der Schule?«
Die Kinder erzählten lang und breit von all den großen und kleinen Ereignissen ihres Schultages, aber Erik war in Gedanken woanders. Er wartete ungeduldig auf den Brief vom Rechtsanwalt seines Vaters. Vielleicht würde der ein bisschen Licht in dieses Dunkel bringen.
Zu Hause war jedoch noch immer keine Mitteilung vom DH L-Boten eingetroffen. Katja ging mit den Kindern in die Küche, um ihnen etwas zu essen zu machen, und Erik setzte sich an den Computer. Er gab bei Google »Markku Plögger« ein und erhielt seitenweise Links. Plögger war Diplom-Ingenieur und schien eine Unternehmensberatungsfirma in Espoo zu besitzen.
Auch die Suche nach seinem Sohn Robert ergab einige Treffer: der T H-Student war ein aktiver Studentenpolitiker und in national gesinnten Kreisen aktiv.
Erik gab auch noch den Namen Parviz Jafra ein, erzielte jedoch keinen Trefferr.
Nachdem er kurz seine Gedanken geordnet hatte, wählte Erik die Nummer von Markku Plögger, die auf der Homepage von dessen Unternehmensberatung angegeben war. Niemand meldete sich, weshalb er eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterließ.
Müde und hungrig ging Erik in die Küche und versuchte, mit den Kindern zu plaudern, während er Toast mit Marmelade aß |380| und einen Tee trank. Innerlich bat er Olivia und Emil um Verzeihung. Sobald ich diese Dinge geklärt habe, dachte er, werde ich mich nur noch euch widmen.
Fast im selben Moment klingelte sein Handy. Er sah, dass der Anruf aus Finnland kam, und ging ins Wohnzimmer, um dort zu telefonieren.
»Hier spricht Oberinspektor Valkama von der Finnischen Sicherheitspolizei, guten Tag. Hätten Sie einen Augenblick Zeit?«
»Ja«, sagte Erik beeindruckt. Der MI 5-Beamte hatte nicht zu viel versprochen.
»Sie waren heute Morgen bei unseren Kollegen in London. Wäre es Ihnen möglich, für ein Gespräch nach Helsinki zu kommen?«
»Ich komme in etwa zwei Wochen anlässlich der Beerdigung meines Vaters.«
»Ich dachte an morgen, spätestens übermorgen.«
»Sagen Sie mir, worum es geht, dann kann ich es mir überlegen.«
»Wir können darüber nicht am Telefon reden. Wenn Sie nicht zu uns kommen können, dann kommen wir zu Ihnen. Wegen der Einzelheiten rufe ich Sie später noch einmal an.«
Erik überlegte eine Sekunde. »In
Weitere Kostenlose Bücher