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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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überzuziehen. Aber natürlich würde ihm das nicht gelingen. Die Männer waren zu kräftig und er selbst zu langsam, zu schwach und zu steif. Er musste einfach versuchen, nicht daran zu denken, dass diese Nacht unweigerlich seine letzte sein würde, falls sie das Uran fänden. Wer immer diese Männer auch waren, sie würden nicht zulassen, dass er redete. Sein endgültiges Schweigen war außerdem das einzige sichere Mittel, Eriks Kinder zu schützen.
    Hoffmann griff zum Spaten und fing mit dem Grab von Konrad an, da die Eisenstange hier auf einen Widerstand gestoßen war. Manfred nahm die letzte Ruhestätte von Friedrich in Angriff. Sie gruben schnell, bis sie auf größere Steine und Wurzeln stießen.
    »Wie sicher sind Sie sich denn hier?«, fragte Hoffmann. »19.   Jahrhundert und ein Jungengrab? Ihnen ist doch klar, dass Sie keinerlei Nutzen davon haben, wenn Sie uns absichtlich aufhalten?«
    »Ich bin mir fast hundertprozentig sicher. Auf jeden Fall befinden wir uns auf dem richtigen Friedhof. Und in der Nähe der Kapelle . . . Versuchen wir es bei den drei anderen.«
    Hoffmann und Manfred gruben als nächstes in den Gräbern von Mathias und Wilhelm, und Rolf drückte die Eisenstange vor dem nächsten Grabstein in die Erde. Wolfgang von Klingenberg, 1796   –   1803.
    Plötzlich zuckte er zusammen und korrigierte die Richtung seiner Taschenlampe.
    »Hier ist das Moos lose«, sagte er zu den Männern, die neben ihm gruben. »Als ob . . .«
    Mit einem Satz war Hoffmann bei ihm. »Was meinen Sie damit?«
    |133| »Als ob hier erst vor kurzem gegraben worden wäre. Schauen Sie«, wunderte sich Rolf mit angespannter Stimme. »Hier liegt auch Erde auf dem Moos.«
    Hastig schaufelten sie das Moos zur Seite, das eindeutig früher schon einmal in großen Stücken entfernt worden war. Auch die Erdschicht wirkte nicht sonderlich fest. Hoffmann und Manfred gruben eifrig, Rolf leuchtete ihnen mit der Taschenlampe, die er krampfhaft umklammert hielt.
    In weniger als einem Meter Tiefe stieß Hoffmanns Spaten auf Metall. Rasch und ungeduldig erweiterten sie die Grube, bis Manfred den Deckel eines rostigen Metallbehälters freikratzte.
    Rolf spürte, wie sich ihm der Hals zuschnürte, als er im Schein der Lampe den Behälter sah, den er sofort erkannte. Die Kiste selbst war unversehrt, aber die Vorhängeschlösser waren aufgebrochen.
    »Was, zum Teufel, hat das zu bedeuten«, sagte Rolf heiser.
    Hoffmann bückte sich, um den Deckel zu öffnen. In dem leeren Metallbehälter lag ein blütenweißes Stück Papier in einer Klarsichthülle.
    »Das ist in einer Sprache geschrieben, die ich nicht kenne«, keuchte Hoffmann und nahm die Hülle mit dem Zettel in die Hand. Manfred richtete seine Taschenlampe darauf.
    Beide starrten auf das weiße Blatt Papier.
    Dann drehte sich Hoffman ruckartig um und hielt es Rolf hin. »Darf ich raten . . . Finnisch?«
    Rolf las den kurzen, mit Kugelschreiber geschriebenen Text, ohne dass er zunächst fähig war, etwas zu verstehen.
    VON NICHTS KOMMT NICHTS.   DER FRÜHE VOGEL FÄNGT DEN WURM.   UND DER FINDER DARF DEN FUND BEHALTEN.
    Rolf übersetzte Hoffmann den Text und versuchte gleichzeitig, seine wild galoppierenden Gedanken zu sammeln.
    Hoffmann starrte ihn im Licht der Taschenlampe mit rasender Wut an.
    »Und Sie wollen behaupten, Sie hätten davon keine Ahnung gehabt?«
    |134| »Nicht die geringste«, konnte Rolf gerade noch aufrichtig sagen, bevor ihm die einzig mögliche Erklärung aufging.
    Der Schock lähmte ihn, aber er versuchte es so gut es ging zu verbergen.

|135| ZWEITER TEIL

|137| 18
    Endlich schien alles fertig zu sein.
    Dem neunzehnjährigen Mann in Jeans und Kapuzenpulli fiel es schwer, seinen Fuß auf dem Gaspedal ruhig zu halten, aber er durfte auf keinen Fall zu schnell fahren. Die Straße von Imatra nach Ruokolahti schlängelte sich durch die nächtliche Seenlandschaft. Schon vor Stunden war die Sonne hinter dem bewaldeten Horizont des Saimaa untergegangen.
    Robert »Roope« Plögger wischte sich immer wieder die Haare aus der Stirn. Der iPod in der Mittelkonsole fütterte die Stereoanlage des Autos mit Musik von den Arctic Monkeys.
    »Dein Alter hat ne schicke Karre«, sagte Teemu auf dem Beifahrersitz, als würde es die Spannung mindern, wenn man über etwas anderes redete. »Aber ins Gelände würde ich damit nicht fahren. Hat der wenigstens ein Reduktionsgetriebe?«
    »Auf der Stadtautobahn braucht man das nicht«, entgegnete Roope. »Die wildeste Strecke, die mein

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