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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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möblierten Zimmer irgendwo in Berlin und hoffte, dass Robert sich meldete. Hoffmann war in Helsinki in derselben Leitung.
    Ein unruhiger, dunkelhaariger Mann bewachte Rolf. Dem |151| Aussehen nach war er Türke oder noch etwas Östlicheres. Auf keinen Fall ein gebürtiger Deutscher, auch wenn er fließend Deutsch sprach. Das Aussehen des Mannes veranlasste Rolf erneut, darüber nachzudenken, wo Hoffmann und seine Leute eigentlich hingehörten und was sie vorhatten.
    Rolf spürte eine leichte Übelkeit. Der fehlende Schlaf und die Anspannung ließen seinen Puls auf Hochtouren laufen. Auch die Schwindelanfälle waren zurückgekehrt. Dennoch fühlte er sich auf seltsame Weise stark. Er musste diese katastrophale Situation zu einem ehrenhaften Abschluss bringen. Es ging nicht mehr nur um die Sicherheit von Emil und Olivia, sondern auch um die Sicherheit von vielen, vielen Menschen. Angereichertes Uran – auch wenn die Menge noch so klein war – gehörte weder in die Hände von Hoffmann noch in die von Hans Plöggers Enkel. Beschämt musste sich Rolf eingestehen, dass das Ganze ja auch eine höchst persönliche Dimension hatte: Robert Plögger wusste nun, welche Rolle er im Uranverein gespielt hatte, und Rolf wollte auf gar keinen Fall, dass diese Information an Erik durchsickerte. Wenigstens jetzt noch nicht . . .
    Aus dem Telefon drang ein monotoner Rufton.
    »Er meldet sich nicht«, sagte Rolf, wobei er seine Erleichterung zu verbergen versuchte.
    »Lassen Sie es läuten«, sagte Hoffmann.
    Schließlich meldete sich zu Rolfs Enttäuschung doch noch jemand, offenbar in großer Eile. »Ja?«
    »Robert? Hier ist Rolf Narva . . .«
    »Warten Sie einen Moment, bitte«, bat Robert.
    Immerhin waren diesem jungen Mann Manieren beigebracht worden, was man nicht von vielen seiner Altersgenossen sagen konnte.
    Einige Sekunden verstrichen. Die akustische Umgebung am anderen Ende der Leitung änderte sich, es klang jetzt gedämpfter. Robert war offenbar an eine ruhigere Stelle gegangen.
    »Entschuldigung«, sagte Robert leicht außer Atem und nach wie vor auf Deutsch.
    |152| »Hoffentlich habe ich dich nicht geweckt.«
    »Ganz bestimmt nicht . . . Nicht heute.«
    »Wo können wir uns treffen?«, fragte Rolf, ohne sich zwingen zu müssen, Nachdruck in seine Stimme zu legen. »Jetzt gleich.«
    Roberts Lachen klang nicht minder scharf. »Ich verstehe nicht, warum ich mich jetzt gleich mit Ihnen treffen sollte«, sagte er, nun schon etwas weniger höflich. »Ich bin . . .«
    »Du verstehst mich sehr gut, Robert.«
    »Wenn ich meinen Satz zu Ende sagen dürfte, hätten Sie längst erfahren, dass ich gar nicht in Helsinki bin. Ich komme erst morgen vom Land zurück.«
    Rolf überlegte eine Sekunde. »Ich kann zu dir kommen, das ist kein Problem. Was wäre denn für dich ein geeigneter Treffpunkt?«
    »Heute geht es auf keinen Fall. Es bringt nichts zu insistieren. Aber wenn Sie unbedingt wollen, können wir für morgen Nachmittag etwas ausmachen.«
    Damit legte er auf. Rolf blieb mit Hoffmann in der Leitung.
    »Wo ist er?«, fragte Hoffmann.
    »Sie haben doch mitgehört. Ich weiß auch nicht mehr als Sie.«
    Und das war die Wahrheit – jedenfalls fast.
    Denn Rolf merkte, wie es in seinem Hirn anfing zu arbeiten, als Robert davon sprach, dass er »vom Land« käme. Meinte er damit das Ferienhaus seines Vaters, das der sich ziemlich bald nach seinem Umzug nach Finnland zugelegt hatte? Das lag irgendwo am Saimaa, in der Nähe von Imatra.
    »Im Hintergrund hat man Möwen schreien gehört«, ließ Hoffmann nicht locker. »Und Sie können sich wirklich nicht vorstellen, wo das sein könnte?«
    »Mir sind die Möwen nicht aufgefallen.«
    »Die haben ganz schön laut geschrien.«
    Rolf überlegte kurz. Dann seufzte er und sagte resigniert: »Der Vater des Jungen hat ein Sommerhaus am größten finnischen See.«
    |153| Hoffmann dachte kurz nach. »Wie gut kennen Sie Markku Plögger?«
    »Nicht besonders gut. Aber er weiß natürlich, wer ich bin.«
    »Wir rufen ihn an. Auf die gleiche Weise wie eben. Ich bin mit in der Leitung.«
    Rolf hatte schon damit gerechnet, dass ihm ein Anruf bei Markku bevorstand.
    Über die finnische Auskunft fand er die Handy-Nummer heraus und wählte sie auf der Stelle. Früher hatte Hans sich immer beklagt, dass Markku sich nur für Geld interessierte. Und tatsächlich war Hans’ Sohn mittlerweile reichlich damit gesegnet. Anfang der Siebzigerjahre war seine Karriere bei der Pöyry Industry Consulting Group

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