Das Erbe des Bösen
Seite. Noch bevor der Inhalt des Bleibehälters richtig zu sehen war, beschleunigte sich das Ticken des Geigerzählers zu einem hektischen Rattern.
Der Behälter hatte sich genau an der Stelle im Wald befunden, die Malek von Helsinki aus beschrieben hatte.
Saiid schloss den Behälter sofort wieder. Er tat es so heftig, dass der Deckel fast heruntergefallen wäre, aber die Halterungen schnappten gerade noch rechtzeitig ein.
Erschrocken griff Saiid zum Schraubenzieher, nahm zögernd die Schrauben in die Hand, setzte sie ein und zog sie rasch fest. Anschließend stellte er den Behälter in einen größeren Bleibehälter, wo er mit drei Haken fixiert wurde.
Zum Schluss nahm Saiid das Handy und rief Malek in Helsinki an, um ihm mitzuteilen, dass alles in Ordnung war.
Mit großer Erleichterung nahm Malek das Handy vom Ohr. Fast anderthalb Stunden hatte er auf die Bestätigung für den Fund des Urans gewartet. Die ganze Zeit hatten sie im Peugeot gesessen und geschwiegen. Auf fremdem Boden war es besser, kein Risiko durch unnötige Bewegungen einzugehen.
Malek nickte Utabar zu. Der hatte zwar verstanden, dass alles in Ordnung war, wirkte aber trotzdem unzufrieden: Sie waren völlig unterschiedlicher Meinung darüber, was mit Robert Plögger geschehen sollte.
|186| Maleks Standpunkt war klar: Der Junge hatte sie zwar gesehen, wusste aber sonst überhaupt nichts. Er würde kein wirkliches Risiko darstellen. Außerdem war er selbst offensichtlich in fragwürdige Machenschaften verwickelt. Utabar hingegen hielt es für unabdingbar, Plögger ein für alle Mal zum Schweigen zu bringen.
»Du kannst gehen«, sagte Malek zu Plögger und registrierte dabei Utabars scharfen Blick.
Der junge Mann blieb noch eine Sekunde sitzen, als traute er seinen Ohren nicht, dann legte er die Hand auf den Türgriff.
Sobald er ausgestiegen war, zischte Utabar Malek zu: »Das kann nicht dein Ernst sein. Du lässt ihn gehen . . .!?«
»Du kennst meine Meinung. Außerdem treffe ich hier die Entscheidungen.«
In Utabars dunklen Augen flammte Wut auf. »Ach ja? Und ich werde nicht zulassen, dass uns die Polizei wegen deiner unprofessionellen sentimentalen Anwandlungen auf die Spur kommt.«
Er hatte kaum ausgesprochen, da öffnete Utabar die Autotür. Bevor Malek reagieren konnte, war Utabar schon Plögger nachgelaufen und schlug ihm mit aller Kraft den Wagenheber auf den Hinterkopf. Plögger brach zusammen, und noch einmal schlug Utabar zu.
Ministerpräsident Matti Vanhanen, Finanzminister Jyrki Katainen, Arbeitsministerin Tarja Cronberg und Kulturminister Stefan Wallin kamen um 12 Uhr 45 in der Kanzlei des Staatsrates zusammen und warteten nur noch auf Präsidentin Tarja Halonen und Außenminister Ilkka Kanerva. Die Vorsitzenden der Koalitionsparteien – und somit das Führungsquartett der Regierung – stellten in diesem Fall den einzig denkbaren und schnell alarmierbaren Krisenstab dar, verstärkt natürlich durch die Staatspräsidentin. In so kurzer Zeit war es unmöglich, das gesamte Kabinett zusammenzutrommeln.
Staatssekretär Volanen teilte mit, die Präsidentin käme direkt aus ihrer Dienstwohnung und sei innerhalb der nächsten zehn |187| Minuten hier. Noch eine Woche zuvor hätte man sie von ihrer Sommerresidenz in Naantali einfliegen müssen. Außenminister Kanerva war schon auf dem Weg vom Auswärtigen Amt hierher und wurde jeden Moment erwartet.
»Ich habe mir die Freiheit genommen, auch Häkämies zu alarmieren«, erklärte Vanhanen. »Er war auf Dienstreise, aber die Luftstaffel Karelien bringt ihn angeblich in gut einer Stunde von Rissala hierher. Ich dachte, das Thema fällt doch sehr stark ins Ressort des Verteidigungsministers . . . Der gesamte außen- und verteidigungspolitische Ministerausschuss wird erst morgen früh zusammentreten. Paavo ist noch in Kopenhagen, und Paula und Astrid sind beide in Brüssel.«
»Im Innenministerium ist jedenfalls schon die Hölle los«, teilte Katainen mit. »Anne hat gerade angerufen. Die KRP hat den Behälter aus dem Bahnhofschließfach zur TH nach Otaniemi gebracht, von wo wir jeden Moment erste Informationen bekommen müssten. Ein Teil des Materials wird dann nach Karlsruhe geflogen, zum Transuran-Institut am Forschungszentrum, wo man sofort eine genauere Analyse der Herkunft des Urans macht.«
»Wenn sie in Otaniemi bestätigen, dass wir es mit angereichertem Uran zu tun haben, wird es für uns ernst«, stellte Wallin fest.
»Anne sagt, Grenzschutz und Polizei suchen
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