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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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bereits nach der Abschussstelle«, fuhr Katainen fort. »Das ist nicht ganz einfach, weil man die Bevölkerung vorläufig noch nicht um Mithilfe bitten kann. Der Grenzschutz hat trotzdem ein paar Augenzeugenberichte, und denen zufolge ist die Rakete irgendwo nördlich von Imatra hochgegangen.«
    »Und diese Gruppierung?«, fragte Wallin. »Dieses ›blauweiße Bündnis‹? Weiß man was darüber?«
    »Die SiPo hat gerade mitgeteilt, die Gruppe sei ihr vollkommen unbekannt«, antwortete Volanen in seiner ruhigen Art. »Solche national gesinnten Vereinigungen gibt es angeblich jede Menge, wie man ja auch bei den Wahlen gesehen hat.«
    |188| »Die russische Botschaft wird jeden Moment eine Erklärung verlangen, und wir haben ihnen
nichts
zu berichten?«, fragte Cronberg.
    »Halonen müsste gleich hier sein«, sagte Vanhanen. »Ich werde vorschlagen, dass sie selbst Putin anruft. Kann gut sein, dass der Brief mit der Forderung tatsächlich auch an den Kreml gegangen ist. Da wird es das Beste sein, wenn von Anfang an auf der Ebene der Staatsoberhäupter darüber geredet wird.«
    »Sollten wir nicht trotzdem zuerst eine Pressekonferenz einberufen?«, fragte Katainen. »Es sind schon etliche Journalisten eingetroffen, und es werden ständig mehr . . .«
    »Müssen wir wohl«, stimmte Vanhanen gequält zu. »Aber wir sollten versuchen, den Ball möglichst flach zu halten. Der Brief mit der Forderung ist als geheim einzustufen. Solange nur wir und die Russen etwas davon wissen, sollten wir dafür sorgen, dass es so bleibt. Ihr habt sicher gehört, dass im Internet bereits ein Video vom Einschlag der Rakete in St. Petersburg kursiert. Die SiPo klärt gerade in Zusammenarbeit mit den ausländischen Behörden, wer das Ganze ins Netz gestellt hat. Aber wahrscheinlich waren es einfach ein paar schwedische Touristen, die zufällig vor Ort waren. Die müssen mit dieser finnischen Gruppierung gar nicht unbedingt etwas zu tun haben.«
    Es klopfte energisch an der Tür, und Außenminister Kanerva trat ein. »Unten herrscht der reinste Massenauflauf: Fernsehsender, Radio- und Zeitungsjournalisten aus allen Ecken des Landes«, berichtete Kanerva. »Die wollen Informationen, und zwar sofort. Wer geht raus? Und wie viel sagen wir ihnen?«
    »Da gibt es nicht viel zu sagen«, entgegnete Vanhanen. »Mach du das mal für’s erste . . . und leg den Schwerpunkt darauf, dass es sich
nicht
um einen Irrläufer der Armee handelt. Finnland verfügt ja gar nicht über so weit reichende Flugkörper, und die Russen wissen das sehr gut. Sag, dass wir einen Terrorakt ausschließen . . . Wir müssen versuchen, das Bild zu vermitteln, dass hier irgendein privater Bastler oder höchstens eine kleine, verirrte Gruppierung am Werk ist. Vermutlich ist das ja auch der Fall.«
    |189| »Haben sie vom Kreml aus schon Druck gemacht?«, wollte Katainen wissen.
    »Helenius in der Moskauer Botschaft ist schon zum Rapport einbestellt worden«, sagte Kanerva.
    »Halonen wird gleich mit Putin sprechen«, sagte Vanhanen noch einmal. »Wenn der Kreml eine Kopie des Drohbriefs bekommen hat, weiß man dort ohnehin genau Bescheid. Und dort wird man dann auch sofort verstehen, wie lächerlich die Forderung nach finnischen Atomrakten ist. Aber auf jeden Fall müssen wir eine Meldung nach Brüssel machen. Ich werde Johan bitten, einen kurzen Bericht für das SitCen in Brüssel zu machen.«

|190| 28
    Auf dem Flughafen Helsinki-Vantaa eilte Malek auf Gate 26 zu, wo die Maschine nach Berlin wartete. Utabar ging neben ihm.
    »Wir müssen vorsichtig sein«, sagte Utabar mürrisch. »Wenn wir Narva zum Schweigen bringen, mussten wir das doch auch mit Plögger machen.«
    Malek schwieg. Narva war etwas anderes. Seine Eliminierung würden sie als Unfall inszenieren, den niemand weiter unter die Lupe nehmen würde. Aber an der Stelle, an der Plögger umgebracht worden war, wimmelte es mit Sicherheit bald von Polizisten.
    Es fiel Malek schwer, seine Wut im Zaum zu halten. Er wollte auf das Thema in keiner Weise mehr eingehen. Noch weniger wollte er auf das Schicksal von Narva eingehen. Anfangs hatte er noch versucht zu begründen, warum es vielleicht gar nicht notwendig wäre, den alten Mann ruhigzustellen. Aber er hatte bald gemerkt, dass das nicht gut ankam. Manchmal beschlich ihn das Gefühl, als suchten Utabar und die anderen Hitzköpfe in der Gruppe nur nach Vorwänden, um Menschen kaltzumachen.
     
    Erik stand in einer Buchhandlung in der Wilmersdorfer Straße. Die Abteilung für

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