Das Erbe des Bösen
Deutschland. Südlich von Berlin. In Wiepersdorf.«
»Und der Inhalt?«
|179| »Das Uran ist in dem Behälter. Ich habe es nicht gewagt, ihn nach Finnland zu transportieren. Außer einer Menge von ungefähr zehn Gramm, die ich . . .«
»Du sagst mir jetzt die exakte Stelle in Wiepersdorf!«
Roope überlegte eine Sekunde. »Am Rand des Dorfes liegt das Schloss der von Arnims. Zweihundert Meter dahinter beginnt ein großes Waldstück, und darin gibt es einen Weiher mit einer Jagdhütte. Wenn man von der Jagdhütte hundertdreißig Meter gerade nach Süden geht, kommt man an eine Stelle, wo zwischen lauter Roteichen eine Waldeiche steht. Zwischen deren Wurzeln ist es ein Loch, das mit Zweigen und Blättern abgedeckt wurde. Darin befindet sich der Bleibehälter, verpackt in eine Mülltüte.«
»Du steigst jetzt zu uns in den Wagen. Und dann werden wir überprüfen, ob das Material wirklich dort ist, wo du sagst.«
Roopes Beine wollten ihn kaum tragen, als er zitternd ausstieg.
Vor dem westlichen Eingang des Helsinkier Hauptbahnhofs stand ein grüner V W-Lieferwagen . Daneben wartete ein Oberinspektor des zentralen finnischen Kriminalamts KRP in Zivil.
Drei weitere KR P-Ermittler öffneten gerade zusammen mit einem Bahnmitarbeiter das Schließfach mit der Nummer 72.
Einige Passanten versuchten neugierig zu erkennen, was da vor sich ging, aber eine Polizeistreife scheuchte sie davon.
Einer der Kripobeamten nahm eine kleine, dunkelgrüne Tasche aus dem Schließfach. Sie war erstaunlich schwer. Mit der Tasche in der Hand ging der Beamte, begleitet von seinen Kollegen, zu dem draußen geparkten Lieferwagen.
|180| 26
Ministerpräsident Matti Vanhanen rückte sich die Brille zurecht. Er war allein in seinem Büro, in der Hand hielt er das Fax, das er kurz zuvor von Staatssekretär Volanen bekommen hatte.
Konzentriert las er es Zeile für Zeile.
VERTRAULICH
Verehrte Staatsführung,
die politische Elite Finnlands hat in den letzten Jahren nicht auf das Volk gehört und schwere Fehler begangen. Die mit Blut erkaufte Unabhängigkeit unseres Landes ist kampflos an die EU abgetreten worden. Die politische und wirtschaftliche Entscheidungshoheit liegt bereits jetzt zu einem großen Teil in den Händen von Nicht-Finnen, und bald wird Finnland auch noch der NATO beitreten. Als Begründung wird u. a. ins Feld geführt, eine eigenständige und glaubwürdige Landesverteidigung aufrechtzuerhalten, wäre zu teuer.
Tatsächlich – die Finnen haben bereits jetzt Hunderte Millionen Euro an ausländische Waffenhersteller gezahlt.
Warum?
Mit demselben Geld hätte man in Finnland Hightech-Waffensysteme von hoher Qualität herstellen lassen und dabei eine riesige Menge Arbeitskräfte beschäftigen können.
Finnische Ingenieure gehören zur Weltspitze. Wenn wir wollen, können wir eine wirksame Abschreckung gegen jeden Gegner herstellen.
|181| Aus der geopolitischen Lage und der dünnen Besiedelung Finnlands ergibt sich, dass es nur eine einzige vernünftige Basis für die Verteidigung unseres Landes gibt: die Atombombe. Mit einigen wenigen Atomraketen ist dann die Verteidigung Finnlands für Jahrzehnte gewährleistet, und allen übrigen Kleinkram kann man getrost vergessen. Die Bedrohung durch Russland wird unverzüglich wegfallen. Die Möglichkeit, von Finnland aus in einem Umkreis von tausend Kilometern zuzuschlagen, garantiert die Sicherheit unseres Landes vor sämtlichen militärischen Bedrohungen.
Es ist Selbstbetrug, sich in der Vorstellung zu wiegen, die NATO würde die territoriale Unantastbarkeit Finnlands sicherstellen. Die NATO hat die territoriale Verteidigung Estlands und vieler anderer neuer NAT O-Länder heruntergefahren und benutzt sie lediglich für ihre Ferneinsätze.
Allein Atomraketen können Finnland eine absolute und kosteneffektive Landesverteidigung garantieren. Die technische Entwicklung macht militärische Bündnisse für uns überflüssig. Per Internet bekommt man heute zum Spottpreis technisches Zubehör, von dem die Großmächte nur träumen konnten, als sie ihre ersten Marschflugkörper bauten. Für die Entwicklung der Raketen erleichterte die amerikanische Rüstungsindustrie die Steuerzahler um viele hundert Millionen Dollar.
Den Marschflugkörper, der in St. Petersburg eingeschlagen ist, haben wir für elftausend Euro gebaut. Die genauen technischen Informationen sowie unsere Kalkulation finden Sie in der Anlage. Wie Sie mittlerweile wissen, hat LALLI 1 erfolgreich sein Ziel
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