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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Prinzip den Angaben, die in der Spezifizierung aufgelistet sind«, sagte der Professor beim Studium der |233| Unterlagen. »Die verwendete Technik deutet auf relativ professionelle Entwickler und Konstrukteure hin.«
    »Gibt es Ihrer Meinung nach an Ihrem Institut jemanden vom Personal oder unter den Studenten, der die Fähigkeiten und den Willen hätte zu so einem Projekt? Den nötigen Fanatismus oder die Leidenschaft? Den Drang, sich zu produzieren?«
    Schweigend betrachtete der Professor die Unterlagen.
    »Wir werden Ihre Aussage absolut vertraulich behandeln«, fügte der Polizeibeamte hinzu.
    Der Professor blickte von den Papieren auf. »Der Bau eines solchen Flugkörpers erfordert technisches Können und ein bisschen Geld. Aber nicht mehr. In Finnland gibt es zahlreiche Personen, die zu so etwas fähig sind. Die Studenten haben in ihrem Pollux-Club sogar eine Raketenabteilung. Und woher will man wissen, dass es sich hier ausschließlich um Finnen handelt? Die Norweger haben zum Beispiel eine sehr fortschrittliche Raketenorganisation namens NEAR.   Die arbeiten sogar an einer zweistufigen Weltraumrakete. Und die Leute von der dänischen DARK haben einen Motor mit einer Schubkraft von mehr als einem Kilonewton gebaut. Ein Vorhaben wie diese LALLI wäre für die eine Kleinigkeit.«
    »Und hier in Otaniemi? Sie haben doch sicherlich eine Vorstellung davon, ob es unter den Studenten oder Mitarbeitern . . .«
    »Das haben Sie mich bereits gefragt, und ich habe auch geantwortet.«
    »Stimmt. Aber ich möchte Sie noch einmal bitten, zu überlegen, wer konkret etwas von einem solchen Projekt wissen könnte.«
    »Ich kann Ihnen da nicht helfen. Wir haben hier begabte junge Menschen, die zu allem Möglichen imstande sind. Aber wir wissen natürlich nicht, was sie in ihrer Freizeit tun.«
    Die beiden Beamten sammelten die Unterlagen auf dem Tisch des Professors ein.
    »Ich weiß nicht, ob das hierhergehört«, sagte der Professor plötzlich unsicher, »aber ich habe vorhin erfahren, dass heute einer unserer Studenten ermordet aufgefunden worden ist. Sein Name ist Robert Plögger.«

|234| 34
    Katja beobachtete im Gehen das Haus ihrer Schwiegermutter. Sie blickte nach allen Seiten, um sich zu versichern, dass sie von niemandem gesehen wurde. Sie ging energischen Schrittes vorbei an den kegelförmig geschnittenen Buchsbaumsträuchern. Draußen brannten moderne Gartenlampen, im Haus war wie immer die Grundbeleuchtung eingeschaltet. Durch die großen Fenster sah man stilvolle Möbel, riesige Vasen und farbkräftige Gemälde. Ingrid war eine Meisterin der prunkvollen Inneneinrichtung.
    Katja ging um das Haus herum. Es hatte sie immer geärgert, dass nicht einmal Erik einen Ersatzschlüssel von seiner Mutter bekam.
    Im Dunkeln erkannte sie auf Bodenhöhe das kleine Fenster des Lagerraums. Es war in diesem Moment geradezu ein Symbol für Ingrids menschliche Schwäche. Einmal hatte sie Erik gegenüber unbedacht erwähnt, dass sie dort Charlie hinausließ, und dass der Kater durch dieses Fenster von seinen nächtlichen Beutezügen zurückkehrte. Sie hatte dort sogar die Alarmanlage ausgeschaltet, während sie an allen anderen Fenstern des Hauses selbstverständlich in Betrieb war.
    Katja fand das Fenster viel zu klein. Erik hatte charmanterweise ihr Körpervolumen unterschätzt. Aber sie musste es wenigstens versuchen. Mit pochendem Herzen nahm sie einen der Ziersteine am Rand des Rasens in die Hand. Nach kurzem Zögern schlug sie die Scheibe ein. Die Scherben fielen klirrend auf den Fußboden des Lagerraums.
    Ohne sich zu rühren wartete Katja ab. Sie hörte nichts. Im selben Moment merkte sie, dass ihre Hand blutete. Sie fluchte in |235| sich hinein, zog rasch ein Papiertaschentuch aus der Manteltasche und drückte es auf die Wunde am Finger.
    Vorsichtig schob sie die Hand nach innen und öffnete das Fenster. Der Raum war dunkel, aber im Hintergrund sah man einen Lichtschein. Dort führte wahrscheinlich die Treppe zur Wohnetage hinauf.
    Mit den Füßen voran schob Katja sich durch die Fensteröffnung. Sie passte gerade so durch. Nachdem sie auf dem Boden gelandet war, überlegte sie, was sie sagen würde, wenn Lena plötzlich vor ihr stünde. Allein bei dem Gedanken schüttelte es sie.
    Plötzlich regte sich etwas im Raum. Katjas Herz schien eine Sekunde auszusetzen. Sie sah einen Schatten über den Fußboden huschen und spürte gleich darauf etwas Weiches an ihren Beinen.
    Natürlich. Charlie war im Haus, er hatte sie erkannt

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