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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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hoffen durfte, nicht von den Wachen erkannt zu werden.
    Nachdem er das erste Mal auf dem Markt Besorgungen für die beiden Frauen erledigt und Leonora das spärliche Wechselgeld zurückgegeben hatte, hatte diese nur die Augen gerollt.
    »Junge, hast du dich übers Ohr hauen lassen«, stellte dann auch noch Sina kopfschüttelnd fest. »Da bin ja selbst ich noch besser im Feilschen!«
    Argor hatte sie überrascht angesehen. »Was meint Ihr mit feilschen?«
    Auch heute verstand er noch immer nicht so ganz, warum man für eine Ware mehr verlangte, als man letztlich für sie haben wollte! Wenn er früher etwas für seinen Vater gekauft hatte, hatte man ihm den Preis schließlich auch in Waren oder Dienstleistungen genannt, und das war es dann gewesen.
    Vielleicht, dachte Argor, feilschte man aber auch des Spaßes wegen. Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als er den Gemüsehändler begrüßte und dieser anfing übertrieben laut zu stöhnen.
    »Wollt Ihr mich wieder arm machen, junger Ser?«, klagte der Mann. »Wovon soll ich denn nur meine vier Kinder ernähren, wenn Ihr mich ständig dazu zwingt, meine gesamte Ernte an Euch zu verschenken?«
    »Das weiß ich nicht, guter Mann«, gab Argor zurück, während sein Grinsen noch breiter wurde. »Aber ich weiß, dass ich Euch gratulieren sollte, zum einen, weil Eure Frau Euch seit gestern ein weiteres Kind geschenkt hat, zum anderen, weil Ihr es versteht, all Eure fruchtbaren Äcker in nur einer Nacht abzuernten! Ihr scheint auf jeden Fall ein Mann zu sein, auf dem der Segen der Göttin liegt!«
    Der Mann wurde schlagartig ernst und winkte den jungen Zwerg näher zu sich heran. »Da habt Ihr Recht«, meinte er nun viel leiser. »Die Göttin scheint mir gewogen zu sein. Nur verkündet es nicht ganz so laut, wenn gerade einer dieser verfluchten Priester in Hörweite ist!«
    »Ist es denn schon so weit, dass man in der Öffentlichkeit niemandem mehr Ihren Segen wünschen kann?«, fragte Argor entsetzt und blickte sich verstohlen um. Tatsächlich stand dort, nahe beim Brunnen, ein weiterer der verfluchten Priester Darkoths. Hastig wandte sich Argor wieder dem Händler zu.
    »Viel fehlt auf jeden Fall nicht mehr«, erwiderte der Mann und packte eine Hand voll Kartoffeln in Argors Korb. »Also achtet in Zukunft mehr auf Eure Worte.«
    »Das werde ich tun«, nickte Argor und griff nach seinen Einkäufen.
    »Drei Kupfer«, antwortete der Mann und schmunzelte ein wenig, als er Ärgers irritierten Blick wahrnahm. »Ich habe keine Lust zu feilschen, wenn uns dieser Kerl dabei zusieht. Das ist der Preis von gestern … und grüßt mir die Seras! Mistral mit Euch, junger Ser.«
    Argor bedankte sich höflich, nahm seinen Korb und machte sich auf den Nachhauseweg, wobei er den Mann in der dunklen Kutte zu ignorieren versuchte, der wie eine Statue in der Mitte des Marktplatzes stand und einen jeden mit Argusaugen beobachtete.
    So verstohlen Argors Blick auch gewesen war, der dunkle Priester hatte ihn bemerkt und unterzog Argor nun seinerseits einer intensiven Prüfung. Doch dann schien auf einmal etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ein selbstzufriedenes und gehässiges Lächeln huschte über das Gesicht des Priesters, dann zog er seine Kapuze tiefer und eilte mit raschen Schritten davon.
    Wer oder was die Aufmerksamkeit des Priesters auf sich gezogen hatte, interessierte Argor so sehr, dass er ihm folgte, auch wenn er wusste, dass dies wahrscheinlich ein Fehler war. Allerdings war der Mann so erpicht darauf, sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, dass er gar nicht auf die Idee kam, dass ihm jemand folgen könnte. Nur einmal drehte er sich um und blickte zurück, aber Argor konnte sich rechtzeitig in einem Hauseingang verbergen.
    Hier im Hafen standen die Häuser dicht an dicht und waren alt und verwahrlost. Hier lebten die Ärmsten der Armen oft in windschiefen Hütten oder Zelten, und wenn dies das Leben war, dem Sina und Leonora entflohen waren, konnte man sie dafür kaum tadeln.
    Waren manche Gassen in der Oberstadt schon schmal gewesen, waren sie hier an manchen Stellen so eng, dass Argor mit seinem breiten Brustkorb Mühe hatte, sich durch sie hindurchzuquetschen.
    Obwohl es ein strahlend heller Tag war und Markttag noch dazu, war die Gegend, in der sie sich jetzt befanden, wie ausgestorben, wenn man von einem blinden Bettler absah, der vor einem der Hauseingänge saß, seine tönerne Schüssel leer bis auf einen Kupfer.
    Argor ließ ihm einen Kupfer

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