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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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Silber freigab.
    Das auf einmal dunkel umschattete Gesicht des Priesters wandte sich ihr zu. »Was …?«, begann er, kam aber zu nichts anderem mehr, denn schon schoss ihm aus den Fingerspitzen der Frau ein leuchtendes Funkennetz entgegen, das ihn in die Luft hob und seinen Körper regelrecht durchschüttelte. Dunkelheit wallte und brodelte auf, versuchte dem glitzernden Netz zu entkommen, bis zuletzt das, was vom Körper des Priesters noch übrig war, in sich zusammenfiel und beim Aufprall auf den Boden in einzelne verkohlte Stücke zerbrach.
    Argor blickte stumm auf die qualmenden Reste hinab, trat dann einen Schritt zurück und musterte die junge Frau mit gefurchter Stirn.
    »Sagt«, fragte er schließlich, »kann es sein, dass Ihr einen gewissen Knorre kennt? Was den Umgang mit den Priestern des Darkoth betrifft, weist Ihr jedenfalls eine verblüffende Ähnlichkeit zu ihm auf!«
    »So richtet ihm meinen Gruß aus«, lachte die junge Frau, eilte zu der kleinen Tür hinüber, die sich zuvor nicht hatte öffnen lassen, zog an ihr und war einen Atemzug später hinter ihr verschwunden. Argor blieb mit dem toten Priester und dem Korb noch eine Weile in dem verlassenen Hinterhof stehen. Dann hob er mit einem tiefen Seufzer den Korb vom Boden auf und sammelte sein Gemüse wieder ein.

 
Die Tochter des Arteficiers
     
    »Sagt, Knorre«, meinte Argor später, als er in einem bequemen Sessel neben Knorres Bett saß und dem Arteficier dabei zusah, wie er eine kleine Figur aus Elfenbein schnitzte. »Kennt Ihr vielleicht eine Frau mit langen roten Haaren, grünen Augen, Sommersprossen und einer weißen Strähne im Haar? Eine Frau, die mit einer Hand, ohne dass sie dazu einen Stab benötigt, einen Priester des Darkoth einzuäschern vermag?«
    Knorre hielt inne, legte langsam Schnitzmesser und Elfenbein auf die Bettdecke und drehte seinen Oberkörper in Argors Richtung. Keine Frage, Knorre ging es eindeutig besser, auch wenn noch nicht abzusehen war, wann er wieder laufen können würde.
    »Ja«, antwortete der Arteficier mit einem seltsamen Unterton in der Stimme. »So jemanden kenne ich.«
    »Ich soll Euch einen Gruß von ihr ausrichten«, setzte Argor unschuldig hinzu.
    »Ist das so?«, erkundigte sich Knorre stirnrunzelnd. »Wo habt Ihr sie denn getroffen, Freund Argor?«
    »Nun, einer der dunklen Priester verfolgte sie und stellte sie in einem verlassenen Hinterhof des Hafenviertels. Ich versuchte ihr zu helfen, was aber gar nicht nötig war, denn sie fing ihren Verfolger in einem Netz aus Blitzen, von dem er so lange durchgeschüttelt wurde, bis er auseinander fiel.«
    Argor zuckte mit den Schultern. »Das war auch schon die ganze Geschichte.«
    »War sie das?«, meinte Knorre gefährlich leise und richtete sich kerzengerade im Bett auf. »Leonora!«, rief er laut, und es dauerte keine drei Atemzüge, bis diese unter der Tür erschien. Sie zwinkerte Argor zu und zog dann mit Blick auf Knorre eine Augenbraue hoch.
    »Sag, Leonora, kennst du vielleicht rein, zufällig eine junge Frau mit roten Haaren und einer weißen Strähne darin, mit grünen Augen und Sommersprossen auf der Nase?«
    Leonora lehnte sich gegen den Türrahmen, verschränkte ihre Arme unter der Brust und lächelte.
    »Sie hatte eine Vision, Knorre. Sie sagte, ein Priester des Darkoth würde Argor auf der Strasse erkennen und ihn mit seinen dunklen Kräften überwältigen. Das, was du ihm zur Aufbewahrung anvertraut hättest, würde damit in die Hände der dunklen Priesterschaft fallen, und Argor selbst würde sein Leben auf dem Altar des Darkoth aushauchen. Und da sie Argor nun einmal mag, hat sie ins Geschehen eingegriffen, Knorre, was hätte ich dagegen tun sollen?«
    »Also war es wirklich Sina«, murmelte Argor, und beide sahen ihn überrascht an.
    »Du hast sie erkannt?«, fragte Leonora.
    »Ja.«
    »Wie das?«
    »Ich weiß zwar nicht, wie sie es fertig gebracht hat, auf einmal so verändert auszusehen, aber sie hat das Armband vergessen.«
    »Welches Armband?«, erkundigte sich Knorre irritiert.
    »Das, das du ihr gegeben hast, bevor du dich damals aus dem Staub gemacht hast«, erklärte Leonora etwas spitz. »Und das sie dir versprochen hat, niemals abzulegen!«
    »Das tut jetzt nichts zur Sache!«, erklärte Knorre aufgebracht. »Wie konntest du sie nur alleine gehen lassen?«
    »Wer hat dir denn gesagt, dass ich sie alleine habe gehen lassen?«, funkelte ihn Leonora an. »Ich war stets in ihrer Nähe, und wenn etwas schiefgegangen wäre, hätte

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