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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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ist alles andere als zum Lachen!«, wies Argor sie zurecht.
    »Schon«, lächelte Sina. »Aber vielleicht muntert es dich ja auf, wenn ich dir sage, dass sie gar nicht tot sind?«
    »Woher willst du das wissen?«, gab Argor misstrauisch zurück.
    »Ich wollte, ich könnte dir deine Frage beantworten«, erwiderte sie, »kann es aber selbst nicht erklären. Manche Dinge weiß ich eben ganz einfach. So«, meinte sie dann und drückte ihm eine weitere Kartoffel in die Hand. »Schließlich schälen sich die Kartoffeln nicht von allein.«
    »Bist du dir auch ganz sicher?«, hakte er noch einmal hoffnungsvoll nach.
    »Mit den Kartoffeln?«, fragte sie schelmisch und lachte, als er sie empört ansah.
    »Wenn Garret derjenige ist, der dich immer damit foppte, dass du gerne Gedichte liest, und der dich stets ausgelacht hat, weil er schneller laufen konnte als du, ja, dann bin ich mir sicher.«
    »Ja«, bestätigte Argor erleichtert. »Das ist Garret. Aber woher weißt du das alles?«
    »Ich weiß es eben«, sagte sie schmunzelnd. »Argor …«
    »Ja?«
    »Die Kartoffeln!«
     
    »Und während sich Argor also dem Schälen von Erdäpfeln widmete, empfing Graf Torwald von Berendall den Grafen Lindor. Es dauerte zwar etwas, bis Lindor zum Grafen von Berendall vorgelassen wurde, seinem Begleiter, Lord Deren, wurde der Zutritt zur großen Halle allerdings sogar verweigert, eine offene Brüskierung, die der Hohepriester des Darkoth kaum hinnehmen konnte«, erklärte der Geschichtenerzähler und verbarg hastig ein Gähnen hinter seiner Hand. Schon wurden die Schatten des Tages wieder länger, der Abend war nicht mehr fern. Der alte Mann räusperte sich, trank einen Schluck gewässerten Wein und blickte danach nachdenklich in seinen Becher.
    »Die ganze Stadt sprach später davon«, fuhr er fort und nippte erneut an seinem Wein, »ob es klug war, den Hohepriester dermaßen vor den Kopf zu stoßen...«
    »Ratsam erscheint es mir jedenfalls nicht«, gab Lamarzu bedenken. »Der Graf von Berendall muss doch gewusst haben, dass er ihn sich damit zum Feind machte. Andererseits … muss man manchmal auch für das einstehen, woran man glaubt.«
    »Hättet Ihr den Priester der Tür verwiesen?«, wollte der alte Mann wissen.
    »Wenn ich an Stelle des Grafen gewesen wäre?«, meinte der Gesandte. Er überlegte eine Weile und seufzte dann. »Ich kann es Euch nicht sagen. Ich hoffe allerdings, dass ich dazu imstande gewesen wäre. Denn man darf dem, wofür man steht und woran man glaubt, nicht untreu werden. Aber ich weiß auch, dass jeder sein Haupt beugt, ist die Last, die er trägt, erst einmal zu schwer.«
    »Habt Ihr denn Euer Haupt schon einmal unter Zwang beugen müssen?«, fragte der alte Mann leise. Lamar nickte daraufhin und spielte mit seinem Becher.
    »Schon mehr als einmal. Mit dem Stolz ist es so ein Sache. Ich denke, es kommt vor allem darauf an, worauf sich der Stolz gründet. In meinem Fall war es so, dass ich einfach weiterleben wollte … da war mir mein Stolz nicht mehr so wichtig.«
    »Und doch hinterließ Eure Entscheidung Spuren«, stellte der alte Mann fest. »Darf ich fragen, was genau geschehen ist?«
    »Es ist kein Geheimnis, und es ist heute auch nicht mehr von Belang. Der Prinz stellte mich damals vor die Wahl, ihm entweder die Füße zu küssen oder eigenhändig von ihm von der Burgmauer gestoßen zu werden. Dazu müsst Ihr wissen, dass sich unter der Wasseroberfläche im Burggraben eine Vielzahl zugespitzter Pfähle befand … und selbst wenn ich diese verfehlt hätte, ist es um meine Schwimmkünste schlecht bestellt. Also küsste ich ihm die Füße und bat ihn um Verzeihung dafür, dass ich nicht für ihn gelogen hatte.« Ein schiefes Lächeln umspielte die Lippen des Gesandten. »Außerdem bezog ich danach auch noch die Prügel für die Lügen des Prinzen … also ein rundherum schlechtes Geschäft für mich.«
    » Und doch habt Ihr Euren Stolz behalten, das sehe ich in Euren Augen. Wie das?«
    »Ich war und bin noch immer stolz darauf, dass ich damals nicht aus Angst gelogen habe«, erklärte der Gesandte. »Zudem hat die Tatsache, dass ich seine Füße küsste, ihm weit mehr bedeutet als mir. Was ich getan habe, habe ich nicht aus eigenem Antrieb heraus getan, es wurde von mir erzwungen …«
    »Und dennoch seid Ihr sein loyaler Diener?«
    »Er ist mein Prinz«, antwortete der Gesandte einfach.
    »Ich verstehe«, nickte der alte Mann und musterte den Gesandten mit einem unergründlichen Blick. »Worauf seid Ihr

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