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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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nachdenklich. »Ich habe Holz mitgebracht, darunter auch ein paar Balken, die sich als Dachfirst eignen. Das wird aber nicht reichen, ich muss wohl noch einmal zurück ins Dorf zu meinem Lager. Das dort drüben ist die Messe?«
    »Ja.«
    Hernul musterte das alte Gemäuer mit kritischem Blick. »Ich habe zwei alte Stämme im Lager liegen, die noch mein Vater geschlagen hat. Der eine davon dürfte lang genug sein.« Er nahm noch einen Schluck aus dem Wasserschlauch und reichte diesen dann an Ralik zurück. »Ein gutes Drittel meines Lagers ist schon aufgebraucht, solch große Balken werden nicht oft benötigt, und die Meisten, die ich besaß, wurden bei der Reparatur des Gasthofs verbaut.«
    »Brauchst du mehr Männer?«, fragte Ralik.
    »Das weiß ich erst, wenn ich mir alles genauer angesehen habe. Sollte ich noch Leute benötigen, wende ich mich an Pulver.«
    Der Zwerg verzog das Gesicht. »Du willst die Gefangenen einsetzen?«
    »Der Gedanke scheint dir nicht zu gefallen«, stellte Hernul fest.
    »In der Tat«, erwiderte Ralik. »Ich mag es, wenn die Dinge ihre Ordnung haben. Feind ist Feind, und Freund ist Freund. Ich vertraue nicht gerade leicht. Und von jemandem, der noch vor wenigen Wochen unser Dorf angriff, kann ich nicht hoffen, dass er es nun verteidigt.«
    Hernul lachte leise.
    »Vielleicht hilft es, dass wir sie besiegt haben. Offenbar hat Belior nie zuvor auch nur eine einzige Schlacht verloren. Unser Erfolg zeigt ihnen, dass auch sie gegen ihn vorgehen können.«
    »Belior selbst wurde nicht besiegt«, sagte Ralik verbittert und schluckte, als er an seinen Sohn Argor denken musste. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich verstehe diese Leute nicht. Wenn sie gegen Belior sind, warum haben sie ihm dann gedient?«
    »Weil Kanzler Belior den Prinzen als Pfand hält, zumindest sagen sie das.«
    »Dann müssen wir also damit rechnen, dass sie die Waffen strecken, sobald Belior nur damit droht, dem Prinzen etwas anzutun.« Ralik schüttelte erneut den Kopf. »Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas einmal sagen würde, aber da vertraue ich den Söldnern doch mehr. Sie sind in ihrer Gier wenigstens berechenbar.«
    »Wie geht es mit der Anwerbung der Söldner voran?«
    »Gar nicht«, antwortete der Zwerg enttäuscht. »Aber wir sind ja auch erst gestern angekommen, und Hendriks ist in keiner guten Verfassung. Wir werden noch einen Tag warten müssen, bevor er aufbrechen kann. Das passt mir gar nicht. Die Hüterin wird ihn begleiten, dazu noch ein gutes Dutzend seiner Männer. Von uns reitet niemand mit. Wer garantiert uns also, dass sie sich nicht zusammentun und sich mit dem Gold aus dem Staub machen?«
    »Niemand. Wir müssen Vertrauen haben, wenn nicht zu den Söldnern, dann zu Sera Meliande.«
    »Hm!«, knurrte der Zwerg. »Über sie wissen wir noch weniger als über die Söldner! Wieso vertrauen wir ihr überhaupt? Wir kennen sie doch erst seit ein paar Wochen … haben denn schon alle vergessen, dass sie im Depot ein Dasein als Untote fristete?«
    »Nun, Barius steht noch immer in der Gnade seines Gottes. Wäre sie nicht vertrauenswürdig, hätte Loivan sie kaum ins Leben zurückgeholt. Aber ich denke, wir glauben ihr aus einem anderen Grund.«
    »Na, was kann das schon sein«, bemerkte der Radmacher bissig. »Sie ist schließlich ein appetitlicher Anblick für eure menschlichen Augen.«
    »Das auch«, gab Hernul lachend zu und klopfte seinem Freund auf die gepanzerte Schulter. »Aber die Leute mögen sie, und ich mag sie ebenfalls.«
    »Denkst du dabei auch an deine Frau? So lange liegt sie ja noch nicht im Grab!«
    Hernuls Gesicht verhärtete sich.
    »Das war nicht sehr taktvoll, mein Freund.«
    Ralik sah zu ihm hoch und schluckte.
    »Entschuldige, ich bin ungerecht. Ich brauche dir nur in die Augen zu sehen, um deinen Schmerz zu erkennen. Es ist nur …«
    »Argor?«
    Ralik nickte. »Es gehört sich nicht, dass ein Vater den Sohn überlebt. Er war alles, was ich besaß.«
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte Hernul langsam. Er stemmte die Hände in die Hüften, streckte sich und sah nachdenklich nach oben.
    »Manchmal frage ich mich, ob es wirklich so etwas wie ein vorgezeichnetes Schicksal gibt, ob die Götter tatsächlich mit dem Finger auf einen deuten und sagen, du bist der Nächste. Vielleicht ist alles nur Zufall, und wir geben den Göttern grundlos Schuld. Weil es einfach … passiert.«
    »Ich glaube, dass alles, was wir tun, einen Sinn ergibt. Aber ich verstehe ihn nicht immer. Sag, Hernul, wie

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