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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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dann legte sich seine Stirn in Falten.
    »Worüber denkst du nach?«, fragte sie.
    Vor ihnen lag der Hafen. Er war zwar nicht so groß und mächtig wie der, den Lytar einst besessen hatte, aber dennoch war sein Anblick beeindruckend. An den Molen war Platz für gut zwanzig große Schiffe, doch waren die meisten Liegestellen im Moment nicht belegt. Ein massiver Turm schützte die Hafeneinfahrt, und auf dessen Aussichtsplattform entdeckte Garret eine Ballista, an der sich gerade zwei Soldaten zu schaffen machten, wohl um die alten Seile auszutauschen. Wie es aussah, war die Speerschleuder schon lange nicht mehr verwendet worden.
    Das offene Geviert des Hafens war von Hebekränen, Warenhäusern, Tavernen und Läden gesäumt. Ein ständiges Kommen und Gehen herrschte, und obwohl sich die Abenddämmerung bereits ankündigte, sah es nicht danach aus, als würde dies dem Treiben ein Ende setzen. Ein wenig entfernt von ihnen sahen sie einen Mann mit einem Korb voll schwerer Fackeln auf dem Rücken und einer kurzen Leiter, die er gerade an eine Hauswand gelehnt hatte und nun bestieg, um eine verbrannte Fackel aus einer Eisenhalterung zu ziehen und sie gegen eine neue auszutauschen.
    »Irgendetwas geschieht hier«, raunte Garret Vanessa zu, während sie langsam weitergingen. »Unter der hölzernen Rampe, die so alt zu sein scheint wie die Stadt selbst, sind frische Fässer angebracht worden, die dick mit Teer überzogen sind. Ich nehme an, sie enthalten Brandpulver oder Ähnliches. Das Fallgitter des Hafentores wurde geschmiert, und dort oben auf dem Turm wird eine Ballista gewartet. Heißt es nicht überall, dass der alte Graf den Königlichen keinen wirksamen Widerstand entgegensetzen könne?«
    »Das hat zumindest dieser Hiram durchblicken lassen«, sagte Vanessa. »Aber alles deutet darauf hin, dass der Graf die Stadt verteidigen will, nicht wahr?«
    »Ja, das mag sein«, antwortete Garret nachdenklich. »Aber vielleicht will er auch nur seine Verhandlungsposition gegenüber Lindor stärken.«
    Plötzlich blieb Garret stehen und wies sie auf eine Vierergruppe königlicher Soldaten hin, die einen Priester Darkoths begleiteten. Dieser stand vor einem steinernen Haus mit dem eingemeißelten Wappen Berendalls über der Tür und diskutierte mit einem kleinen rundlichen Mann, der eine Uniform aus dunkelblauem Stoff trug. Dem Priester gefiel wohl nicht, was der Uniformierte zu ihm sagte, denn auf einen Wink hin trat einer der Soldaten vor und streckte ihn mit einem Schlag zu Boden. Der Priester warf ihm mit einer herablassenden Geste noch ein paar Worte zu, dann stapfte er davon, und die Soldaten folgten ihm. Der Mann richtete sich wieder auf, spuckte Blut und einen Zahn aus und sah der kleinen Gruppe hinterher, während er sich die Wange hielt. Der Priester und seine Soldaten steuerten unterdessen auf ihr nächstes Ziel zu und betraten dann eine der vielen Kneipen, die es hier am Hafen gab.
    »Wetten, das dort ist der Hafenmeister, von dem die Sera Bardin sprach?«, flüsterte Garret. »Lass uns hören, was er zu sagen hat.« Ein Funkeln stand in seinen Augen, als er weitersprach. »Mir scheint, die Königlichen machen sich hier überall Freunde.«
    Die beiden setzten sich in Bewegung, und noch bevor sie das Haus erreicht hatten, trat aus der Tür ein älterer Mann heraus, der Garret sofort an seinen Großvater erinnerte. Er war schlank, mit breiten Schultern und einem scharf gezeichneten Gesicht, in dem blassblaue Augen wachsam funkelten. Trotz seines Alters lag ein gewisser Stolz in seiner Haltung. Der Mann trug saubere, aber einfache Kleidung, die ihm in jüngeren Jahren vielleicht einmal gepasst hatte, ihm nun jedoch an manchen Stellen erkennbar zu groß war. Er reichte dem Uniformierten die Hand und zog ihn offenbar mühelos hoch. Der zu Boden Gegangene zeigte dem älteren seinen Zahn und lachte, während er ihn kopfschüttelnd in seiner Westentasche verstaute.
    » … nicht zu glauben, wie blind diese Leute sind«, hörte Garret ihn noch sagen, dann bemerkten die beiden Männer das sich nähernde Paar und musterten es neugierig.
    »Entschuldigt, Sers«, sprach Garret die beiden Männer höflich an, nachdem sie sie erreicht hatten. »Wir suchen den Hafenmeister. Könnt Ihr uns sagen, wo wir ihn finden?«
    »Ihr steht vor ihm, mein Junge«, entgegnete der Uniformierte und klopfte sich den Staub von seiner dunkelblauen Jacke. »Frese ist mein Name, und ich bin der Hafenkommandant … was hier so viel ist wie ein

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