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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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stecken.«
    »Nur wenn er Armbrustbolzen mag«, warf Frese ein und lachte, während ihn der Hagere mit hochgezogener Augenbraue ansah.
    »Warum ruft der alte Graf nicht die Barone unter seinem Banner zusammen?«, erkundigte sich Garret unschuldig. »Mit ihren Truppen sollte es doch möglich sein, Lindors Regiment ins Meer zu drängen!«
    »Schön wär’s«, meinte Frese mit Inbrunst. »Schön wär’s!«
    »Woher kommt Ihr, junger Ser?«, fragte Waldor leicht amüsiert. »Ist es dort üblich, sich mit Strategie zu beschäftigen?«
    »Nein, das ist es nicht«, antwortete Garret lachend und überhörte geflissentlich die erste Frage. »Aber manchmal ergibt es sich eben.« Er wandte sich wieder an den Hafenmeister. »Was denkt Ihr, Ser Frese, wie lange wird die ›Samtschwalbe‹ hier im Hafen liegen, vorausgesetzt natürlich, sie legt an.«
    »Nun, unter den gegebenen Umständen wird sie ihre Ladung so schnell wie möglich löschen und sofort wieder ablegen wollen. Länger als einen Tag wird es kaum dauern.«
    »Ich danke Euch für die Auskunft«, meinte Garret höflich und verbeugte sich vor den beiden Männern. »Der Göttin Gnade mit Euch.«
    »Noch einen Moment«, sagte Waldor mit etwas strengerer Stimme, als sich Garret und Vanessa gerade abwenden wollten. »Darf ich fragen, was Ihr dort in Euren ledernen Packen führt? Mir sieht das sehr nach Schwertern aus.«
    »Ganz recht, Ser Waldor, es sind Schwerter«, bekannte Garret. »Die Stadtgesetze verbieten es, sie offen zu führen.«
    »Und dort, wo Ihr herkommt, trägt man die Waffen offen?«
    Garret zögerte einen Moment, dann nickte er.
    »Ihr seht mir nicht wie Söldner aus«, stellte Waldor nachdenklich fest.
    »Das sind wir auch nicht«, antwortete Garret und hielt dem bohrenden Blick des Mannes stand. »Bereitet Euch das Probleme?«
    Zu Garrets Überraschung lachte Waldor.
    »Mitnichten!« Er deutete nun ebenfalls eine Verbeugung an. »Der Göttin Gnade mit Euch, Ser und Sera.«
     
    »Waldor?«, sagte Lamar lachend. »Ein nettes Wortspiel. Es war der Graf selbst, nicht wahr?«
    Die Augen des Geschichtenerzählers funkelten belustigt. »Waren wir nicht übereingekommen, dass ich die Geschichte erzähle?«
     
    »Dieser Waldor war seltsam«, sagte Vanessa, als sie weitergingen. »Er hielt irgendetwas zurück, aber dennoch mochte ich ihn. Er kommt mir nicht vor wie jemand, der etwas im Schilde führt, und dennoch …«
    Garret nickte und sah noch einmal zu dem Hafenkommandanten und dessen Freund zurück. Die beiden unterhielten sich angeregt miteinander, während auch sie zu ihnen hinübersahen.
    »Er verbirgt etwas.«
    »Das denke ich auch«, stimmte Garret ihr zu. »Hast du seine Stiefel gesehen? Er ist kein einfacher Bürger. Ein Adliger vielleicht, womöglich sogar jemand aus dem Dunstkreis des Grafen.«
    Vanessa sah bedeutsam auf Garrets Stiefel herab. »Das Gleiche wird er wohl von dir gedacht haben.«
    »Möglich. Sehr wahrscheinlich sogar. Aber eines weiß ich genau … den Königlichen ist er nicht wohlgesinnt.« Er runzelte die Stirn. »Sag, wie heißt der Graf von Berendall noch mal? Torwald, nicht wahr?«
    Sie lachte. »Du meinst, es war der Graf selbst?«
    »Zumindest hört sich Waldor ähnlich an.« Garret zuckte die Schultern. »Er scheint uns wohlgesinnt zu sein, da ist mir gleich, wie er sich nennt.« Garret blieb neben einem Poller stehen, lehnte sich dagegen und sah auf das Hafenbecken, in dem die Schiffe bedächtig auf und ab schaukelten. Ein faszinierender Anblick, dachte Garret. »Weißt du, was ich nicht verstehe, Vanessa?«
    Sie lehnte sich gegen ihn, und er legte seine Arme um sie.
    »Nein«, antwortete sie mit einem Lächeln, »aber du wirst es mir vermutlich sagen.«
    »Das Verhalten des Grafen Lindor. Ich hatte schon damals in der Börse ein komisches Gefühl, als wir ihm dort gegenüberstanden. Eigentlich hätte ich gedacht, er würde uns sofort hinrichten lassen. Aber das geschah nicht. Wir wurden sogar ziemlich gut behandelt. Wir spielten ihm etwas vor, doch es war so unglaubwürdig, dass ich mich wunderte, warum er darauf hereinfiel. Nein, das stimmt nicht ganz. Damals war ich voller Hass auf ihn und freute mich über unseren Coup, gewundert habe ich mich erst später. Wir haben mittlerweile viel von ihm gehört. Dass er ehrenhaft sei und gerecht. Nun, das sehe ich anders. Aber eines hörten wir nicht von ihm.«
    »Und das wäre?«
    »Dass er dumm ist. Lindor gilt als meisterhafter Stratege. Er ist alles andere als

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