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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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vor ihr das Knie.
    »Sera!«, wisperte Hendriks vom Boden her. »Ihr solltet nun etwas sagen! Etwas Hoheitsvolles!«
    »Ihr seid gut!«, flüsterte Meliande etwas aufgebracht. »Es ist nicht leicht, hoheitsvolle Worte zu finden, wenn man derart überrascht wird!«
    »Da ist was dran«, erwiderte Hendriks, und sie hätte schwören können, dass er belustigt klang. »Nur dachte ich bislang, dass Prinzessinnen so etwas lernen!«
    Tatsächlich waren es die Worte des befreiten Bauern, die sie retteten.
    »Die Göttin hat unser aller Gebete erhört!«, rief er. »Seid willkommen im Greifenland, Meliande, Prinzessin von Lytar, Erbe des Greifen!«
    »Danke, guter Mann, aber …«, begann Meliande, doch der alte Bauer war noch nicht fertig.
    »Ich schwöre vor der Göttin der Welten, Euch treu und redlich zu dienen, die Gesetze zu achten, meine Pflichten treu zu erfüllen und dem Greifen mein Land, mein Leben, meine Ehre und der Göttin meine Seele zu Füßen zu legen! Euch, Meliande, Prinzessin von Lytar, schwöre ich den Eid des Greifen, auf dass wir leben im Schutz seiner Schwingen.«
    »Sera!«, wisperte Hendriks erneut »Sagt endlich etwas!«
    Meliande ignorierte den Hauptmann und saß langsam ab. Wie im Trance ging sie auf den befreiten Bauern zu, zwischen den Söldnern des Barons hindurch, an dessen totem Körper vorbei. Sie erreichte den alten Mann, der mit zuckenden Schultern am Boden kniete und vor Ergriffenheit weinte. Sie legte ihm eine Hand auf den Kopf und hob den Blick empor zu Mistrals Stern.
    »Im Namen der Göttin und des Greifen nehme ich, Meliande vom Silbermond, Euren Lehnseid an«, rief sie mit bebender, aber vernehmlicher Stimme. »Ich bin gerührt …« Doch weiter kam sie nicht, denn der Jubel der Bauern übertönte ihre Worte.
    Über die knienden Männer hinweg fixierte sie Marten, während sie den anderen mit einer Geste ihrer Hände bedeutete, sich zu erheben. Ihr Blick zu Marten hinüber war drohend, doch der Falkenreiter lächelte nur.
     
    Es war Hendriks, der nun neben sie trat und sie sanft am Arm berührte. Es kam ihr vor, als erwache sie aus einem Traum.
    »Ist das alles wirklich geschehen?«, fragte sie ihn leise, während die Bauern näher kamen, sie scheu musterten und die Hände ausstreckten, um sie zu berühren und sich selbst zu vergewissern, dass sie wahrhaftig vor ihnen stand. Hendriks nickte und gab zugleich seinen Leuten ein Zeichen, dass sie sich zwischen der Hüterin und den Bauern aufstellen sollten.
    »Ja, Sera, das ist es«, sagte er bedächtig. »Ihr seht aus, als könntet Ihr einen Schluck Hochprozentigen gebrauchen. Rein zufällig weiß ich von einem guten Gasthof in Mislok.« Sie nickte benommen. Dann wandte sich der Hauptmann an die Bauern, die sich um sie drängten.
    »Gute Leute, lasst ihr etwas Platz. Ihr werdet morgen Gelegenheit haben, sie zu sehen! Sie ist weit geritten und erschöpft. Habt ein Einsehen … und kommt morgen früh auf den Marktplatz, dort wird sie zu euch sprechen!« Einer der Umstehenden wollte etwas sagen, aber Hendriks hob die gepanzerte Hand. »Morgen, gute Leute. Jetzt geht nach Hause zu Euren Lieben und teilt ihnen mit, dass ein neues Zeitalter angebrochen ist … der Greif ist erwacht. Doch für heute ist es wahrlich genug!«
     
    Meliande drehte sich zu Marten um und winkte ihn herbei. Der Sohn des Bürgermeisters trat vor sie und salutierte auf die alte Art. »Ihr wünscht mich zu sprechen?«, sagte er höflich, aber es lag ein trotziger Unterton in seiner Stimme.
    »Warum hast du das getan, Marten?«, fragte sie ihn leise, während sie etwas zur Seite trat, damit kein anderer ihrer Unterhaltung folgen konnte. Hendriks, der ihre Absicht erkannte, zog sich zurück und begann ein Gespräch mit einem hünenhaften Söldner aus der Truppe des Barons, während fünf von Hendriks Leuten die Hüterin von den andrängenden Leuten abschirmte.
    »Was meint Ihr? Dass ich enthüllte, wer Ihr seid? Oder dass ich den Baron getötet habe?«
    »Beides«, antwortete Meliande und musterte den Falkenreiter genauer. Noch immer ließ sich an seinem Gesicht ablesen, wie jung er war, dennoch wirkten sein: Züge ungleich härter als damals, als er versucht hatte, sie mit einem Pfeil zu erschießen. Zu jener Zeit war er ihr  als Kind erschienen, von Furcht und Panik erfüllt, doch jetzt stand ein junger Mann vor ihr, der ihrem forschenden Blick mit klaren Augen standhielt.
    »Ihr seid die Prinzessin von Lytar«, sprach Marten. »Das ist Eure Bestimmung. Hoheit, Ihr

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