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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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geläutert.«
    »Doch, das seid Ihr«, sagte Barius. »Glaubt es mir, ich weiß es, so wie ich auch weiß, dass Eure Göttin über Euch wacht. Sie hat Euch für dieses Amt erwählt, daran besteht kein Zweifel. Doch wie man den Rest Ihrer Worte deuten kann, vermag ich nicht zu sagen.«
    »Es scheint mir einfach und klar zu sein«, sagte Elyra. »Allerdings bedeutet es auch, dass ich Ihm allein gegenübertreten muss, nicht wahr?«
    »Ja, das bedeutet es. Bis hierher konnte ich Euch begleiten, aber den Rest des Weges seid Ihr auf Euch selbst gestellt.«
    »Gut«, sagte Elyra entschlossen. Sie trat an das Stehpult heran, hob das schwere Buch herab und legte es sorgfältig zur Seite. In die Auflagefläche des Pults war abermals Mistrals Stern eingekerbt. Mittlerweile kannte sie den Mechanismus, dennoch zögerte sie einen Moment. Aber dann straffte sie entschlossen die Schultern und nahm das Symbol ihrer Göttin in die Hand. Sie legte es ehrfürchtig in die Aussparung und drückte es hinein. Ein leises Klicken war zu hören, dann grollte es im Boden unter ihnen. Wortlos sahen sie dabei zu, wie ein Teil des Bodens nach unten sank und anschließend zur Seite glitt. In der Öffnung wurde eine schmale, steile Treppe sichtbar, die hinunter in die Tiefen des Tempels führte. Die erste Stufe konnte man noch schemenhaft erkennen, doch schon die nächste war von der tiefsten Dunkelheit verschluckt. Ein kalter Lufthauch wehte ihnen entgegen und ließ Elyra frösteln.
    »Der Segen der Götter mit Euch«, flüsterte Barius. »Dort hinab kann ich Euch nicht begleiten.«
    Elyra sah zu der dunklen Öffnung und schluckte. Dann suchte sie Barius’ Blick.
    »Ist es wirklich notwendig?«, fragte sie mit brüchiger Stimme.
    »Das müsst Ihr entscheiden«, sagte der Priester Loivans leise. »Ihr solltet nur bedenken, dass wir keine Ruhe finden werden, ehe wir nicht Gewissheit haben.«
    »Ich habe Angst«, sagte Elyra.
    »Die braucht Ihr nicht zu haben«, entgegnete Barius mit einem Lächeln. »Seht nur, Euer Gewand … es leuchtet … das Licht Eurer Göttin ist mit Euch.«
    Elyra sah überrascht an sich hinab. Barius hatte Recht, ihre Robe schimmerte in einem fahlen Licht, das stärker wurde, als sie einen Schritt auf die Treppe zu machte.
    »Ich habe keine Wahl, nicht wahr?«, flüsterte sie.
    »Doch, die habt Ihr. Aber manchmal …«
    »Ich verstehe«, unterbrach sie ihn. »Manchmal gibt es nur eine richtige Entscheidung.« Sie schenkte dem Priester Loivans ein tapferes Lächeln, dann griff sie das Symbol ihrer Göttin mit beiden Händen, atmete tief ein und tat den ersten Schritt hinab in die Dunkelheit.
    »Herr«, flüsterte Barius, als sie vollständig im Dunkel verschwunden war. »Gib Ihr die Kraft und schütze sie vor allem Übel.«
     
    »Wie unheimlich«, meinte Lamar. »Ich bin froh, dass es hier hell und gemütlich ist!«
    Der alte Mann nickte. »Dunkelheit ist die Begleiterin des Lichts, aber kaum jemand mag sie.« Er lachte leise. »Deshalb vertrauen wir uns so oft dem Licht als Führer an.«

 
Der Eid des Falkenreiters
     
    »Dort vorne liegt Mislok«, rief der Hauptmann Meliande zu. In der Dämmerung erkannte man nur dunkle Schatten. »Das Dorf gehört zur hiesigen Baronie … Wir sollten dort Rast machen.«
    »Warum?«, forschte Meliande. »Ich habe nichts einzuwenden gegen ein gutes Bett und anständiges Essen, aber es hört sich so an, als hättet Ihr noch einen anderen Grund.«
    »Feine Ohren habt Ihr, Sera«, sagte der Söldnerhauptmann lächelnd. »Ein guter Freund von mir nimmt dort Quartier. Er hat sich dem hiesigen Baron verpflichtet. Um es mit schlichten Worten zu umschreiben: Der Baron, Vidan heißt er, ist ein Tyrann und zugleich ein Idiot. Mein Freund, Hauptmann Hugor, hat es hier dennoch gut getroffen. Baron Vidan hält seine ganze Kompanie in Sold, und dafür brauchen sie nichts weiter zu tun, als arme Bauern zu knechten, hier und da ein Exempel zu statuieren und Familien von ihren Höfen zu vertreiben, wenn sie die Steuern nicht mehr zahlen können.«
    Meliande warf ihm einen scharfen Blick zu.
    »Das wirft kein gutes Licht auf Euren Freund. Aber ich sehe auch nicht, wie er uns nützen könnte.«
    »Wisst Ihr, welche Menschen für gewöhnlich Söldner werden?«
    »Damit habe ich mich bislang nie auseinandersetzen müssen. Ich kannte nur Soldaten, die für ihr Land kämpften. Ihr seid der Erste, den ich traf, der es nur für Gold tut.«
    »Tat, Hüterin, der es für Gold tat«, korrigierte der Hauptmann mit

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