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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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einem Schmunzeln. »In Wahrheit habe ich keine große Hoffnung, das Land, das man mir versprach, jemals bestellen zu können. Aber es macht keinen Unterschied: Wenn ich stattdessen Gold erhielte, hätte ich auch nicht mehr davon.«
    »Ihr wolltet mir etwas über Söldner erklären.«
    »Stimmt. Nun, Söldner wird, wer nichts mehr zu verlieren hat. Kurz gesagt, jemand, der schon alles verlor. Haus, Hof und Familie.« Er setzte sich bequemer in den Sattel, noch immer musste er seine verletzte Seite schonen. »Der Baron entlohnt Hugors Kompanie fürstlich. Nicht, weil es so schwer wäre, arme Bauern von ihrem Land zu vertreiben, sondern weil er hofft, den Grafen Torwald zu beerben, wenn nötig, indem er seinem Anspruch etwas Nachdruck verleiht. Mit Hugors Kompanie, zum Beispiel.«
    »Ich dachte, dieser Graf hätte keine Erben.«
    »Keine, die er anerkennt. Baron Vidan ist nur ein entfernter Verwandter. Da gibt es andere, die der Grafenlinie näher stehen. Nur ist Vidan derjenige, der über die meisten Truppen verfügt. Das Entscheidende, Sera, ist nun, dass viele aus Hugors Kompanie sehr genau wissen, wie es ist, vom eigenen Land vertrieben zu werden. Sie tun ihre Arbeit, doch sie mögen Vidan nicht. Ich denke, man könnte Hugor davon überzeugen, sich uns anzuschließen.«
    »Ich dachte, das verstößt gegen den Ehrenkodex eines Söldners?«
    »Ja, das tut es. Man wechselt die Seiten nicht für ein paar Münzen. Ein solches Angebot würde er auch nicht annehmen. Aber eines, wie der junge Garret es uns machte … das könnte verlockend für ihn sein. Hugor ist ein erfahrener Soldat, ebenso wie ich. Doch tief in unserem Herzen sind wir beide Bauern. Und ein Bauer wünscht sich nichts mehr, als das eigene Land zu bestellen.«
    »Meint Ihr, wir werden Euren Freund in Mislok antreffen?«
    »Wenn wir dort einreiten, wird er es erfahren und hinkommen, darauf ist Verlass.« Hendriks lachte leise. »Es gehört sozusagen zum guten Ton. Schließlich weiß man ja nie, ob man beim nächsten Mal nicht als Gegner aufeinander trifft.«
    »Das alles erscheint mir seltsam«, meinte Meliande. »Aber gut, in diesem Geschäft kennt Ihr Euch besser aus. Reiten wir nach Mislok, mit etwas Glück gibt es dort einen Gasthof, der genug Platz für uns alle bietet.«
    »Oh, das wird nicht das Problem sein. Die Männer sind es gewohnt, im Stall zu schlafen.« Er schmunzelte. »Schließlich liegt man auf Stroh weicher!«
     
    Sie ritten weiter, während das letzte Leuchten am Horizont verschwand und die Nacht hereinbrach. In der Ferne waren Lichter zu erkennen, aber bald wurde offenbar, dass sie nicht von dem Dorf stammten, sondern von Fackeln, die auf einem Hügel vor der Ortschaft brannten.
    Als sie näher kamen, sahen sie, dass sich dort auf dem Hügel, am Fuße eines alten Baums, eine Menschenmenge angesammelt hatte, die sich in zwei Parteien spaltete. Ein reich gekleideter junger Mann und gut ein Dutzend Söldner auf der einen Seite und vielleicht vier oder fünf Dutzend Bauern auf der anderen. Neben Fackeln trugen viele der Bauern Mistgabeln oder Dreschflegel bei sich. Auf der Pritsche eines Wagens stand ein alter Mann mit einer Schlinge um den Hals, doch das Pferd, das den Wagen zog, wurde von ein paar Bauern festgehalten. Ihnen standen zwei Söldner mit gezogenen Schwertern gegenüber.
    »Es scheint, wir kommen ungelegen«, sagte Meliande leise. Beide Parteien sahen auf, als Hendriks Leute und die Hüterin aus der Dunkelheit auftauchten; zwei Dutzend schwer bewaffnete Reiter auf Kriegspferden schienen den Versammelten offenbar interessanter zu sein als der Mann, der hier wohl gerade gehängt werden sollte.
    Doch genau dieser Mann war es, der als Erster das Wort ergriff.
    »Dort sind sie!«, rief er freudestrahlend. »Ich sagte es euch doch, Freunde. Lytar ist erwacht, und der Greif kommt, um uns zu befreien! Seht Ihr, es ist wahr! Warum für einen ungerechten Baron buckeln, wenn wir dem Greifen dienen können!«
    Die Umstehenden gafften Meliande und die anderen an, als wären sie Geister. Aber auch Meliande war verblüfft. Woher konnte dieser Unglückliche wissen, wer sie waren? Der junge Geck reagierte als Erster. Er zog seinen Dolch, und mit zwei Schritten war er bei dem Pferd, dem er sodann die Klinge in die Kuppe stieß.
    Das Pferd wieherte vor Schmerz, bäumte sich auf und riss sich los. Einer der Bauern wurde niedergerissen und vom Wagen überrollt, ein anderer konnte sich gerade noch zur Seite werfen, der Unglückliche aber baumelte

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