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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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wenn Ihr mitten in der Nacht von Schergen aus dem Bett gezerrt werdet? Was erdreistet Ihr Euch …«
    »Erdreistet? Ich diene meinem Gott, das ist alles.«
    »Verflucht soll er sein, Euer Gott!«, schrie die Frau erzürnt. »Verflucht in alle Ewigkeit!«
    Wortlos holte der Priester aus und schlug die Frau nieder.
    »Nehmt sie mit«, befahl er einer seiner Wachen.
    Ein Mann aus der Menge trat vor. »Nein«, rief er. »Das werdet Ihr nicht tun! Wir werden es nicht zulassen!«
    »Tatsächlich?«, fragte der Priester spöttisch. Er wandte sich an die königlichen Soldaten, die ihn begleiteten. »Also gut. Erschlagt sie. Alle«, befahl er, und die Soldaten zogen ihre Schwerter.
    »Göttin!«, flüsterte Vanessa und wich mit schreckgeweiteten Augen vom Fensterladen zurück. »Garret, sie schlagen mit ihren Schwertern auf die Menschen ein … und keiner von ihnen ist bewaffnet!«
    »Diesen Priestern werde ich es zeigen«, stieß Garret hervor und griff nach seinem Bogen, doch Tarlon hielt ihn am Arm fest.
    »Das wirst du nicht tun«, ermahnte er ihn leise, während von draußen laute Entsetzens- Wut- und Schmerzensschreie hörbar wurden. Garret versuchte seinen Arm aus Tarions Griff zu befreien, doch der war fest wie Stahl.
    »Wir können sie nicht einfach sterben lassen!«
    »Doch«, sagte sein Freund eindringlich. »Das können wir. Wir müssen es sogar! Wir haben dafür zu sorgen, dass die Sera Farindil ihr Schiff erreicht, denn ohne die Unterstützung der Elfen sind wir alle verloren … dann wirst du solche Szenen auch in unserem Dorf erleben!«
    »Ich weiß, dass du es so siehst«, schnaubte Garret und zog erneut an seinem Arm. Diesmal gab sein Freund ihn frei. »Und du hast vielleicht auch Recht damit. Aber wir können jetzt nicht einfach zusehen! Es ist unsere Pflicht, einzugreifen, das schulden wir unserer Heimat und der Göttin selbst!«
    »Es hat keinen Zweck mehr, Garret«, flüsterte Vanessa vom Fenster her. »Es ist schon fast vorbei.« Noch während sie sprach, ertönte auf dem Marktplatz ein letzter lang gezogener Schrei, dann herrschte erschreckende Stille.
    »Lass mich sehen«, bat Garret leise, und sie trat zur Seite. Er sah durch den Spalt hinaus, auf den Priester und die vier Soldaten, die damit beschäftigt waren, ihre Schwerter an den Kleidern der Toten zu reinigen. In der Dunkelheit wirkte das Blut auf den Pflastersteinen wie Pech, und er sah, wie die schwärzlichen Pfützen langsam größer wurden. »Sie haben sie einfach erschlagen«, flüsterte er fassungslos. »Sind mit Schwertern gegen Bürger vorgegangen … auch die Frau ist tot … sie haben sie … ihr Arm, das dort muss ihr Arm sein … warum hat niemand eingegriffen?«
    Vanessa zog ihn sanft vom Fensterladen zurück.
    »Die Soldaten sind gewappnet, Garret, und sie tragen Schwerter. Was hätte man tun können?«
    »Sich gemeinsam auf sie stürzen«, flüsterte Garret fassungslos. »Das hätte man tun können.«
    »Um in den blanken Stahl zu rennen?«, meinte die Bardin zweifelnd. »Wer bringt solchen Mut auf, noch dazu, wenn es so überraschend kommt?« Sie zog die Decke enger um sich, die sie von Garrets Bett genommen hatte. Ihr schien kalt zu sein, denn sie zitterte. »Das dort draußen sind Bestien. Tollwütige Bestien!« Sie sah zu Garret hoch. »Nur Menschen tun so etwas!«
    »Nicht alle«, meinte Tarlon leise.
     
    Hoch oben auf der Burg hörte der Graf mit versteinertem Gesicht den Bericht des Hauptmanns seiner Wache an.
    »Sie haben sie erschlagen und liegen gelassen?«, unterbrach er ihn schließlich.
    Der Hauptmann schüttelte den Kopf.
    »Nein, sie haben sie nicht liegen gelassen, Graf«, antwortete er mit belegter Stimme. »Sie haben die Toten zum Richtplatz geschleift und sie dort am Galgen aufgeknüpft. Es gab nicht genügend Platz, also haben sie noch ein paar Seile mehr über den Galgen geworfen. Ser, ich konnte meine Leute nur mit Mühe davon abhalten einzugreifen!«
    »Ihr hattet Eure Befehle, Hauptmann«, sagte der Graf müde.
    »Aber ich verstehe diese Befehle nicht!«
    »Das glaube ich Euch gerne. Es ist mir selbst nicht wohl dabei, sie gegeben zu haben. Aber es ist der einzige Weg.«
    »Der einzige Weg wohin? Die Königlichen schlachten unsere Leute ab … Tag für Tag wird es schlimmer! Wir können doch nicht einfach dastehen und nichts tun!«
    »Doch«, sagte der Graf. »Genau das könnt Ihr. Ihr müsst es sogar tun, denn es ist notwendig!«
    »Mit Verlaub, Graf, warum? Die Menschen müssen es verstehen, sonst

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