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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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wärest du vielleicht schon tot, und Vanessa läge nun womöglich auf Darkoths Altar. Oder sie würde mit den anderen am Galgen baumeln.«
    »Sie waren nur zu fünft«, sagte Garret. »Alle trugen sie offene Helme, und der Priester war überhaupt nicht gerüstet.«
    »Auch du kannst mal danebenschießen«, entgegnete Tarlon gereizt. »Und selbst wenn nicht, was wäre mit den anderen Priestern gewesen? Du hast gar nicht so viele Pfeile dabei, wie Lindor Leute hat! Du bist ein Hitzkopf, Garret, und das musst du ändern. Sonst wirst du sie und dich ins Verderben führen.«
    »Aber …«, begann Garret, doch Tarlon unterbrach ihn abermals.
    »Vanessa liebt dich. Sie wird dir überallhin folgen. Also überlege genau, wohin du sie führen willst!«
    »Ich weiß, was ich tue«, entgegnete Garret eingeschnappt.
    »Nein«, widersprach Tarlon. »Du glaubst du nur, dass du es weißt! Aber auch du hast dich schon geirrt! Nicht oft, das gebe ich zu. Aber hier geht es nicht ums Fischen, Garret. Wenn du dich hier nur ein einziges Mal irrst, kann es unser aller Ende sein!«
    Garret seufzte.
    »Ich hasse es, wenn du mir mit guten Gründen kommst«, grummelte er. »Aber eines sage ich dir: Sobald wir zu Hause sind, führe ich sie vor den Schrein!«
    »Und ich werde stolz danebenstehen und für euer Glück beten«, sagte Tarlon leise. »Aber jetzt lass uns endlich schlafen!«
     
    »Es gab noch jemanden, der in dieser Nacht wenig Rahe fand. Auch er wurde von einem Hämmern an seiner Tür geweckt, und auch hier war es jemand Unerwünschtes, der Einlass begehrte …«

 
Lord Darens Forderung
     
    Stürmisches Klopfen an der Tür ließ Graf Lindor zusammenzucken, der sich gerade vor dem fast blinden Silberspiegel rasierte. Einen Lidschlag später sickerte Blut aus dem feinen Schnitt an seinem Hals. Fluchend warf er das Messer ins Waschbecken und drückte ein heißes Tuch gegen die Wunde.
    Götter, dachte er, wer stört um diese Zeit! Nur mit einer Hose bekleidet, griff er sein Schwert, verließ das Schlafgemach und zog den Riegel an der Tür zum Arbeitszimmer zurück. Vor ihm stand, in aller priesterlicher Pracht, seine Eminenz Lord Daren, der Hohepriester des Darkoth, mit zornverzerrtem Gesicht.
    »Ich sagte es schon einmal, Graf, ich bin es nicht gewohnt zu warten!«, begann der Priester während er ins Zimmer stürmte. »Zudem könnte Eure Wache mehr Respekt vor dem wahren Glauben zeigen!«
    »Sie hatte Befehl, niemanden vorzulassen. Ich habe mein Tagewerk gerade erst begonnen.« Er schloss die Tür hinter dem Priester. »Wollt Ihr nicht eintreten?«, fragte er etwas spitz.
    »Lasst die Albernheiten, Lindor«, knurrte der Priester. Er musterte den Grafen und verzog abfällig das Gesicht. »Habe ich einen ungünstigen Moment erwischt? Ich dachte, Ihr wäret immer auf alles vorbereitet?«
    »Es ist noch gut eine Kerze bis Sonnenaufgang«, antwortete Lindor ruhig. Er legte sein Schwert auf den Schreibtisch, eine Geste, die dem Priester wohl kaum entgehen konnte, und nahm in seinem Stuhl Platz. »Setzt Euch«, sagte er und wies auf einen der Sessel vor dem Schreibtisch. »Was führt Euch zu dieser frühen Stunde zu mir?«
    »Zwei meiner Priester wurden angegriffen. Der erste gestern Abend im Hafen, der zweite keine Kerze später auf dem Marktplatz. Fast ein Dutzend Bürger dieser verfluchten Stadt erhoben sich dort gegen den Willen meines Gottes! Sie wurden dafür selbstverständlich zur Rechenschaft gezogen.«
    »Selbstverständlich«, meinte Lindor mit versteckter Ironie. »Ihr habt ein Exempel statuiert, nehme ich an?«
    »Ja. Sie baumeln am Galgen der Stadt, eine Mahnung für jeden, der unsere Macht in Frage stellt.«
    »Damit habt Ihr den Leuten die Gnade Eures Gottes klar vor Augen geführt«, meinte Lindor trocken, doch dem Priester entging die Spitze des Grafen. »Aber was wollt Ihr nun von mir?«
    »Ihr müsst mir mehr Soldaten zur Verfügung stellen. Diese Stadt ist wie ein Fuchsbau, und es gilt jedes Loch und jede Ritze zu stopfen! Diesen Leuten muss deutlich gemacht werden, dass sie sich dem Willen Darkoths nicht widersetzen dürfen!«
    »Ich gab Euch bereits vierzig Männer«, meinte der Graf unwirsch. »Reicht das nicht?«
    »Es hat sich gezeigt, dass vierzig zu wenig sind! Ihr erinnert Euch daran, dass einer meiner Priester vor dem alten Turm erschlagen wurde? Der Täter wurde gestern Abend gestellt, doch es gelang ihm dabei noch, einen der unseren schwer zu verletzen. So etwas darf nicht wieder geschehen.«
    »Ist er

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