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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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entkommen?«
    »Er zog es vor, wie eine Ratte zu ersaufen, anstatt sich dem Zorn meines Gottes zu stellen!«
    Verständlich, dachte Lindor. »Das ist bedauerlich«, sagte er laut.
    »In der Tat. Ich wünschte, ich hätte sein blutendes Herz in den Händen halten können!«
    So hatte er es nicht gemeint, dachte Lindor, doch der Priester sprach schon weiter.
    »Es geht hier allerdings um etwas anderes, Graf. Diese Leute respektieren die Macht unseres Gottes nur, wenn sie von der Macht auf Erden gestützt wird. Ich verlange von Euch, die Wachen meiner Leute zu verdoppeln! Außerdem erwarte ich, dass Ihr den alten Grafen zur Einsicht bewegt!«
    »Ihr verlangt? Ihr erwartet?«, fragte Lindor gefährlich sanft. »Seid Ihr sicher, dass Eure Worte angemessen sind?«
    Die Augen des Priesters funkelten ihn böse an.
    »Erwartet Ihr, dass ich mich mäßige? Der Kanzler höchstpersönlich versprach mir jede Unterstützung durch dieses Regiment. Und die fordere ich nun ein, es liegt in meinem Ermessen, wann und wie ich dies tue«, kam die kalte Antwort des Priesters.
    »Nun, mein Rat wäre es, sich zurückzuhalten«, meinte Lindor. »Ihr bringt die Bürger nur gegen Euch auf, wenn Ihr so weitermacht. Ich empfehle …«
    »Mir ist egal, was Ihr empfehlt, Graf Lindor«, meinte der Priester barsch und erhob sich. »Ihr werdet die Wachen verdoppeln und den alten Grafen darüber informieren, dass wir mehr Unterstützung von ihm erwarten. Sonst wird es übel mit ihm enden!«
    Das wird Graf Torwald überzeugen, dachte Lindor bitter. Bislang drohten wir ja nur, ihn in die Knie zu zwingen oder ihn zu töten.
    »Haben wir uns verstanden?«, sprach der Priester weiter. »Sonst sehe ich mich gezwungen, dem Kanzler über Euren schwachen Glauben und Eure mangelnde Kooperationsbereitschaft Bericht zu erstatten.«
    »Ich bin kein Anhänger Darkoths«, teilte der Graf dem Priester steif mit.
    »Genau das ist Euer Problem. Ihr solltet Euch bekehren lassen, solange Ihr noch die Möglichkeit dazu habt!« Der Priester trat an die Tür. »Bekomme ich die Leute?«
    »Nein«, sagte Lindor. »Es wäre ein Fehler …«
    Der Priester hob die Hand.
    »Schweigt, Graf! Mir wurde die Aufgabe zugewiesen, an diesem Ort das Wort Darkoths zu verbreiten und seine Macht zu mehren … überlasst es mir, wie ich das tue, und zweifelt nur nicht an der Weisheit meines Gottes! Ihr habt nicht ganz verstanden, Graf. Ich bitte nicht, ich fordere! Muss ich mich erst an den Kanzler wenden und ihm berichten, dass Ihr Euch gegen mich stellt?«
    »Das tue ich nicht«, entgegnete Lindor und versuchte ruhig zu bleiben. »Ihr könnt nur nicht …«
    »Was ich kann und was nicht, entscheide ich allein! Hört gut zu, Graf Lindor. Ihr werdet Euch mir und meinem Amt beugen oder noch binnen der nächsten Kerze Eure Sünden auf dem Altar meines Herrn büßen. War das klar genug?«
    »Das war es. Ich werde …«
    »Ihr werdet gar nichts mehr!«, unterbrach ihn Lord Daren. »Fortan wird alles mit mir abgesprochen, bevor Ihr etwas unternehmt.«
    »Wie Ihr wünscht!«, antwortete Lindor steif.
    Der Priester sah ihn an und lächelte grimmig. »Ein wenig Demut schadet niemandem«, sagte er dann. »Seht zu, dass die Männer bereit sind, wenn ich in einer halben Kerze aufbreche!«
    »Es wird so sein, Eure Eminenz«, knirschte Lindor zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Was ist mit meiner Wache?«
    »Er wird sich vor meinem Gott verantworten«, erklärte der Priester gehässig. »Doch Ihr könnt ihn retten. Bietet Euch selbst im Tausch gegen ihn an.« Er wartete einen Moment und lachte dann. »Ihr tut es nicht? Seht Ihr, Graf, auch Ihr seid bereit, Leute zu opfern, wenn es zu Eurem Vorteil ist.«
    Mit diesen Worten verließ er den Raum und schlug die Tür hart hinter sich zu. Lindor lauschte, wie sich die Schritte des Priesters entfernten, dann erhob er sich und legte den Riegel wieder vor.
    Er lehnte sich gegen das Türblatt und atmete tief durch. Nur ruhig jetzt, dachte er. Du wusstest, dass es so kommen würde! Gut, dass Heskel keinen Dienst hatte! Er versuchte sich an den Namen des Mannes zu erinnern, der heute Nacht vor seinen Räumen Wache gestanden hatte, aber er fiel ihm nicht ein. Bei seinem alten Kommando hätte er ihn gewusst.
    Lindor ging zurück zu seinem Stuhl, setzte sich und nahm sein Schwert auf. Nachdenklich betrachtete er die scharfe Klinge. Es gab diese alte Tradition, dass man sich von Schande reinwaschen konnte, indem man sich in sein Schwert stürzte. Zweifellos

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