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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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zerbricht etwas in ihnen!«
    »Danke Hauptmann«, sagte der Graf nur und wandte sich ab.
    Einen Moment lang stand der Hauptmann da und rang mit sich selbst, dann drehte er sich um und marschierte mit zornigen Schritten davon. Als die schwere Tür mit einem unangemessen lauten Schlag ins Schloss fiel, atmete der Graf tief durch. Er trat hinaus auf den Balkon und sah hoch in den sternenklaren Himmel.
    »Göttin«, flüsterte er, »Mach, dass ich das Richtige tue!«
     
    »Also nimmt er es in Kauf«, meinte Lamar nachdenklich. »Ihr ergeht Euch immer mehr in Andeutungen, mein Freund … ich hoffe, dass ich sie richtig verstehe und der Graf einen Plan verfolgt, um Thyrmantor zu trotzen.«
    Der alte Mann lächelte und nickte, doch plötzlich stutzte Lamar. »Ihr versteht es wahrlich, mich in Eure Geschichte hineinzuziehen!«, rief der Gesandte lachend. »Ihr wisst doch sicherlich, dass ich Thyrmantor den Treueid geschworen habe? Und nun sitze ich hier und bange mit jemandem, der angeblich mit meinem Königreich im Zwist lag!«
    »Nicht mit dem Königreich, sondern mit seinem Kanzler«, berichtigte der alte Mann schmunzelnd.
    »Mag sein. Was mich noch immer stutzig macht, ist, dass ich von all dem nie zuvor etwas gehört habe!«
    »Nun, Freund Lamar, wie oft seid Ihr bislang schon in den Greifenlanden gewesen?«
    »Dies ist mein erster Aufenthalt hier. Die Greifenlande liegen weit entfernt von der Kronstadt.«
    »Seht Ihr? Hier berührt es die Menschen eben mehr. Wenn Ihr zurückreist, macht Station in Berendall und schaut Euch die Banner an, die dort wehen. Fragt die Leute auf der Straße, sie werden Euch einiges erzählen können. Hier bei uns waren die Auswirkungen groß. In Thyrmantor dagegen erfuhr kaum jemand von den Geschehnissen.« Der alte Mann reckte sich erneut, und es knackte vernehmlich. »Ich fürchte, ich muss bald einmal pausieren«, sagte er dann mit einem schiefen Lächeln. »Die alten Knochen mögen es nicht, wenn ich so lange sitze.«
    Der Gesandte schüttelte lachend den Kopf. »Die Pause gibt es nicht, bevor die Geschichte zu Ende ist! Zudem ist noch Wein in Eurem Glas.«
    »Das ist wahr«, meinte der alte Mann und hob seinen Becher zum Gruß an seine Zuhörer im Raum. »Also … auf den Greifen!«, rief er, und die Leute hoben ihre Becher. »Auf den Greifen!«, kam der Ruf um ein Vielfaches lauter zurück, gefolgt von befreitem Gelächter.
     
    Nach den Aufregungen der Nacht fiel es den Freunden schwer, wieder in den Schlaf zu finden. Die Bardin war die Einzige, der es gelang. Kurz nachdem Tarlon den Türriegel im Zimmer der Frauen notdürftig repariert hatte, legte sie sich auf ihr Bett, schloss die Augen und … schlief.
    »Beneidenswert«, meinte Tarlon zu Garret, als er sein Werkzeug wieder einräumte, doch sein Freund antwortete nicht, er stand eng umschlungen mit Vanessa da und küsste sie. Tarlon räusperte sich.
    »Du kannst schon vorgehen, ich komme gleich nach«, meinte Garret. Tarlon musterte die beiden, und die Art, wie Vanessa seinen Freund ansah, kam ihm seltsam vor. Entschlossen schüttelte er den Kopf.
    »Nein«, sagte er bestimmt. »Du kommst jetzt mit!«
    »Tarlon«, erwiderte Garret. »Wir werden bald vor die Göttin treten. Kannst du uns nicht ein einziges Mal …«
    »Ja, das kann ich. Ich kann dir auch genau sagen, wann ich Euch allein lassen werde«, meinte Tarlon bestimmt. »In Eurer Hochzeitsnacht!«
    »Das ist ungerecht!«, protestierte Vanessa, doch Tarlon schüttelte den Kopf.
    »Seid vernünftig. Jedem von uns kann etwas zustoßen. Willst du sie vielleicht zur Witwe machen, Garret?«
    »Die Vernunft«, meinte sein Freund seufzend, »wird im Allgemeinen überbewertet!« Er gab Vanessa noch einen Kuss auf die Nase und löste sich dann aus ihrer Umarmung.
     
    »Du bist ein alter Schwarzseher!«, protestierte Garret, als er sich auf sein Bett warf. »Ist dir aufgefallen, dass wir noch gar nicht gekämpft haben? Wir hätten unsere Schwerter ruhig zu Hause lassen können!«
    »Ach ja?«, meinte Tarlon bissig. »Was war denn mit dem Kronok?«
    »Den hatte ich fast vergessen!«, gestand Garret und lachte. »Sei nicht so streng, Tarlon, so macht das Leben keinen Spaß! Du weißt, dass ich Vanessa liebe und dass ich sie ehelichen werde, vor der Göttin haben wir unsere Schwüre doch schon längst getan.«
    Tarlon setzte sich auf seinem Bett auf und sah seinen Freund ernst an.
    »Vorhin warst du es, Garret, der sofort nach seinem Bogen griff. Hätte ich dich nicht zurückgehalten,

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