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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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ein besserer Tod, als auf dem Altar des dunklen Gottes elendig zu verrecken.
    Er legte das Schwert zurück und seufzte. So einfach würde er es sich nicht machen. Immerhin konnte er jetzt sagen, dass er Lord Daren gewarnt hatte.
    Wie kam es nur, dass einem die Macht die Gedanken so leicht trüben konnte? Wie blind war Lord Daren, dass er nicht erkannte, was sein Vorgehen anrichtete? Oder war es ihm egal, weil er davon ausging, dass das Wappen Thyrmantors ohnehin bald über den Zinnen von Berendall wehen würde?
    Es klopfte erneut an der Tür.
    Lindor erhob sich und schob den Riegel zurück, diesmal war es Leutnant Heskel.
    »Die Priester haben Joamin mitgenommen«, sagte der Leutnant tonlos zur Begrüßung, während er sich mit einem Tablett in der Hand am Grafen vorbeidrückte und ihm dann sorgsam Becher, Kanne, Butter, Brot und Honig auf den Tisch stellte. »Ich sah, wie er zum Schrein gezerrt wurde, als ich den Tee für Euch holte.« Dass der Graf halbnackt vor ihm stand, schien er nicht zu bemerken.
    So also hatte der Mann geheißen, dachte Lindor. Joamin.
    »Ich weiß«, antwortete er dann müde. »Lasst mir etwas Zeit, dann schickt nach Obrist Leklen. Ich habe einen Auftrag für ihn.« Er sah auf zum Leutnant. »Wenn Ihr das nächste Mal Lord Daren gegenübersteht, gebt ihm keinen Vorwand, Euch zum Schrein schleppen zu lassen.«
    »Ja, Ser«, gab der Leutnant zurück. Er klemmte sich das Tablett unter den Arm und blieb stehen. Lindor musterte ihn.
    »Habt Ihr noch etwas zu sagen?«
    »Ja«, antwortete der Leutnant. »Zwei Dinge. Heute Morgen blieb die Lieferung des Mehls aus. Der Zeugmeister schickte zwei Soldaten zum Müller, die ihm erst drohen mussten, damit er ihnen die Säcke aushändigte. Der Zeugmeister erzählte mir, der Mann sei mehr als aufgebracht gewesen und habe den Soldaten vorgeworfen, unsere Truppen würden wüten wie wilde Hunde. Offenbar kam es gestern Nacht in der Stadt zu einem üblen Gemetzel. Der Bruder des Müllers wurde dabei erschlagen.«
    »Macht eine Notiz, dass wir das Mehl in Zukunft von einem anderen Müller beziehen. In der Gegend gibt es mehr als einen, hoffe ich?«
    »Nein. Nun nicht mehr«, versetzte Heskel. »Sein Bruder war der andere.«
    »Dann werden wir jemanden finden müssen, der seine Mühle übernimmt«, seufzte der Graf. »Ich möchte nicht, dass das Mehl unangenehme Überraschungen enthält. Was ist die andere Nachricht?« Er schenkte sich Tee ein.
    »Baron Vidan ist tot. Die Baronie befindet sich im Aufstand.«
    Der Graf ließ die schwere Kanne sinken und stellte sie langsam ab.
    »Mislok im Aufstand?«, fragte er entgeistert.
    »Ja, Ser.«
    »Vidan hat seine Leute übel behandelt, aber das überrascht mich nun doch.«
    »Dass wir ihn zwangen, unsere Truppen zu versorgen, mag zu der üblen Behandlung beigetragen haben«, meinte Leutnant Heskel. »Was er uns lieferte, presste er seinen Bauern ab. Einige der Kühe und Ochsen waren so dürr, dass der Zeugmeister den Auftrag gab, sie erst einmal zu mästen. Die Bauern werden diese Zustände nicht länger geduldet haben.«
    »Er hatte genügend Söldner, um sie zu unterdrücken. Ein Aufstand hätte nur Erfolg haben können, wenn er seine Truppen abgezogen hätte. Wie haben die Bauern es vermocht, sie zu überwinden?«
    »Es waren nicht die Bauern, Graf. Die Geschichte ist schwer zu glauben … Angeblich ist eine Armee des Greifen aufgeritten, und einer der legendären Kriegsfalken vollstreckte das Urteil der Göttin am Baron.«
    »Eine Armee, sagt Ihr?«, murmelte Lindor langsam und griff nach seinem Becher. »Weiß man, welches Banner nun über Mislok weht?«
    »Ja, Ser. Angeblich ein Greif, aufrecht stehend, in der Klaue ein Schwert, das eine Schlange am Boden aufspießt.«
    Der Graf nickte langsam.
    »Wie groß war Vidans Söldnerkompanie doch gleich, Heskel?«
    »Etwas über zweihundert Mann. Die Kompanie der Roten Eber von Hauptmann Hugor.«
    Ein feines Lächeln huschte über die Lippen des Grafen.
    »Eine gute Kompanie. Wir standen uns im Feld schon einmal gegenüber, der Hauptmann und ich. Wisst Ihr auch etwas über ihn? Wurde er getötet?«
    »Nein, Ser«, sagte Heskel. »Es heißt, er habe sich dem Greifen angeschlossen.«
    »Gut. Sorgt dafür, dass Nestrok gefüttert wird. Ich werde ihn nachher noch reiten.«
    »Es wird geschehen.«
    »Danke, Heskel«, sagte Lindor leise. Der Leutnant salutierte und zog die Tür hinter sich zu.
    Lindor nahm seine Tasse, stand auf und trat ans Fenster. Nachdenklich nahm er einen

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