Das Erbe des Greifen
lose in Kontakt.« Frese schmunzelte. »Er sandte mir eine Nachricht und teilte mir mit, dass Ihr auf dem Weg hierher wäret. Ihr und Eure Begleitung.«
»Die Pest soll ihn holen!«, fluchte die Bardin.
»Das wäre ein Verlust, und zwar auch für Euch, Sera«, sagte Frese lächelnd. »Er ist einer der besten Männer des Grafen. Neben mir, versteht sich.« Er grinste breit. Doch dann wurde er schnell wieder ernst. »Hört mich nur kurz an, denn viel Zeit bleibt uns nicht. Die ›Samtschwalbe‹ wurde gestern Abend gesichtet und wird noch vor Mittag hier erwartet. Lord Daren will an den elfischen Besatzungsmitgliedern ein Exempel statuieren. Soweit darf es nicht kommen. Ein schnelles Boot wird Euch daher zum Schiff bringen, noch bevor es in den Hafen einläuft. Einer meiner Losten wird Euch begleiten, mit genügend Gold im Beutel, um dem Kapitän die Ladung abzukaufen, damit er sie im Meer versenkt und das Schiff schneller wird. Genügend Gold, um ihn zu veranlassen, kehrtzumachen und direkt seinen Heimathafen anzusteuern. So wird Lord Darens Plan vereitelt, und Eure Reise verkürzt sich um mehrere Tage. Der Graf bedauert, dass er nicht mehr für Euch tun kann. Aber er wird für Euch beten.« Noch während ihn die anderen überrascht ansahen, erhob er sich. »Nun entschuldigt bitte, dringende Geschäfte rufen mich.«
»Eine Frage noch, Ser Frese«, sagte die Bardin rasch. »Wer ist Lord Daren?«
»Der Hohepriester Darkoths. Ein unangenehmer Bursche. Er führt etwas im Schilde, aber was genau, das wissen wir nicht. Seid also vorsichtig.« Er wandet sich ab, blieb aber noch kurz stehen. »Bevor ich es vergesse. Die Stadtwachen haben Anweisung, Euch nicht zu behelligen. Den Göttern zum Gruße.« Mit diesen Worten eilte er davon.
»Das war überraschend!«, meinte die Bardin.
»Zumindest wissen wir nun, dass der Graf Euch wohlgesinnt ist«, stellte Vanessa fest. »Wenn es keine Falle ist.«
»Genau«, murmelte die Bardin nachdenklich. »Wenn es keine Falle ist.«
»Mir scheint, es wird heute noch mehr Überraschungen geben«, bemerkte Tarlon und wies mit seinem Blick auf den Wirt, der gerade auf sie zusteuerte.
»Habt Ihr die Neuigkeiten aus Mislok gehört?«, fragte er breit grinsend, als er Ihren Tisch erreicht hatte.
»Nein, haben wir nicht«, antwortete die Bardin missmutig. »Ich bin mir auch nicht sicher, ob wir sie hören wollen.«
Der Wirt sah zu Garret hinüber. »Ich denke schon. Der Baron ist tot, über dem Dorf weht das Banner des Greifen, und die Söldner des Barons haben sich ihm angeschlossen. Der Greif ist erwacht!« Er rieb sich freudig die Hände. »Es geht los, Freunde!« Damit eilte er auch schon weiter.
Langsam sahen Tarlon, Vanessa und die Bardin zu Garret hinüber.
Der hob abwiegelnd die Hände. »Ich hab nichts getan!«, protestierte er. »Warum seht Ihr mich so an?«
»Weil du ein Talent dafür besitzt, Dinge loszutreten«, erwiderte Tarlon und sah Hilfe suchend zur Bardin hinüber. »Wieso sollte sich Mislok Lytara anschließen?«, fragte er dann. »Und warum ist der Baron tot? Ich verstehe das alles nicht. Das Dorf ist gut dreimal so groß wie das unsere!«
»Das kann ich Euch auch nicht erklären, guter Freund«, bekannte die Bardin. Eines der Schankmädchen brachte ihnen das Frühstück und eilte dann geschäftig weiter.
Garret sah auf den Teller vor sich, der reich mit Käse, Schinken und Wurst sowie mit frischem Brot gefüllt war.
»Ich hatte schon fast vergessen, dass wir ja frühstücken wollten«, sagte er und griff nach dem Brot. »Das sieht gut aus.«
»Bist du sicher, dass du mit diesem Holzkopf vor die Göttin treten willst?«, fragte Tarlon seine Schwester leise.
»Ehrlich gesagt, manchmal nicht«, flüsterte Vanessa zurück.
Garret sah die beiden an und schüttelte unbekümmert den Kopf. »Ich verliere nur nicht den Blick fürs Wesentliche«, sagte er kauend und schluckte hinunter, was sich in seinem Mund befand. »Die ›Samtschwalbe‹ wird nicht gerade jetzt ankommen. Es ist noch früher Morgen, die Sonne ist kaum aufgegangen. Was mit Mislok ist, wissen wir nicht, und wenn wir etwas wüssten, könnten wir es wohl kaum ändern … also spricht nichts gegen ein gutes Frühstück. Bezahlt ist es zudem auch schon.«
Dennoch dauerte es nicht lange, bis sie zum Hafen aufbrachen. Als sie dort ankamen, herrschte an den Kais reger Betrieb. Dutzende von Menschen waren damit beschäftigt, die Schiffe zu be- und entladen. Manchmal war das Gedränge so groß, dass die
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