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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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Hendriks. »Baron Vidan war ein Lehnsmann des Grafen, zumindest gab er vor, es zu sein. Dadurch, dass sich Mislok dem Greifen angeschlossen hat, befinden wir uns nun formell in Rebellion gegen den Grafen!«
    »Und als Baron Vidan Thyrmantor seine Treue anbot? War das etwa keine Rebellion?«, fragte Meliande etwas spitz.
    »Zumindest keine offene!«, gab Hendriks zurück. »Es hätte ja sein können, dass der Graf es dem Baron gleichgetan hätte. Dann wäre alles beim Alten geblieben, der Graf hätte für den Kanzler regiert, und Vidan hätte weiterhin darauf warten müssen, dass Graf Torwald zur Göttin berufen wird.«
    »Mein Freund, vergisst du da nicht etwas?«, wandte Hauptmann Hugor ein. »Oder ist es dir gar nicht bekannt, weil du nicht bei den Baronen unter Vertrag warst?«
    »Wovon sprichst du?«, fragte Hendriks.
    »Jeder hier in den Greifenlanden, vom Bauen bis zum Baron, betrachtet dieses Land als das Land des Greifen.« Er sah zu Meliande hinüber. »Sie begründen ihre eigenen Besitzansprüche damit, dass sie dieses Land für den Greifen verwalten, bis er wiederaufersteht.« Er kratzte sich am Hinterkopf. »Nun, ich will damit sagen, Sera, wenn Ihr wirklich die Prinzessin von Lytar seid, dann schuldet Euch ein jeder hier die Lehnstreue, vom Bauern bis zum Grafen. Ich sage dir, Hendriks«, er sah wieder zu seinem Kameraden, »die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, da standen sie schon in Reihen da und haben sich freiwillig gemeldet, um für den Greifen zu kämpfen … Wenn man es von dieser Seite her betrachtet, befindet sich der Graf in Rebellion gegen die Sera Meliande!«
    »Entschuldigt«, unterbrach Hiram, der Wirt, als er an den Tisch herantrat. »Ich kam nicht umhin, die Worte zu hören. Ihr irrt Euch, wenn Ihr glaubt, der alte Graf würde nicht zum Greifen stehen. Er wäre der Erste, der den Eid auf die Prinzessin schwört.«
    »So gut kennt Ihr ihn?«, fragte die Hüterin etwas überrascht.
    »Ich sah ihn einmal«, antwortete Hiram vorsichtig. »Was ich gerade von ihm sagte, ist allerdings weithin bekannt. Graf Torwald ist ein Mann, der Traditionen liebt und niemals Verantwortung scheut. Aufrichtiger als er kann man nicht sein.« Er verbeugte sich tief. »Ich bin nur ein einfacher Mann, aber ich lebe hier schon mein ganzes Leben lang, und als Gastwirt kenne ich die Leute und weiß, was sie denken, glauben und fühlen. Wenn Ihr meinen Rat hören wollt, dann reitet nach Berendall, lasst vor dem Tor in die Fanfaren stoßen und unterrichtet den Hauptmann der Wache, dass Ihr gekommen seid, um dem Grafen zu Hilfe zu eilen.« Er zuckte die Schultern. »Vielleicht braucht es nicht mehr als das.« Er schmunzelte ein wenig. »Ich habe vor wenigen Tagen einen jungen Burschen kennen gelernt, der behauptete, es brauchte sogar nicht einmal eine Armee. Er heißt Garret, vielleicht kennt Ihr ihn?«
    »Nur zu gut«, erwiderte Meliande lächelnd, und Hendriks lachte laut.
    Hugor sah seinen Freund fragend an, doch der winkte ab.
    »Wenn du ihm begegnest, bilde dir selbst ein Urteil«, sagte er dann. »Ich jedenfalls weiß noch immer nicht recht, was ich von ihm halten soll. Aber eines steht fest: Ohne ihn wäre ich jetzt nicht hier. Das Angebot, das auch du nun angenommen hast, stammt von ihm. Als ich ihn das erste Mal traf, kam er allein in mein Lager marschiert, um mir den Vorschlag zu unterbreiten. Dabei hatte ich erst kurz zuvor einige meiner Leute bei einem Angriff auf sein Dorf und einige andere an Beliors Wahn verloren. Der Junge hat damals viel Mut bewiesen. Außerdem schießt er noch besser als Tarik.«
    Hugor wandte sich an den Scharfschützen, der zwei Tische weiter saß und sorgsam Bolzen für seine Armbrust vorbereitete.
    »Ist das wahr, Tarik? Es gibt jemanden, der besser schießt als du?«
    Tarik legte den Bolzen in seiner Hand bedächtig beiseite und sah Hauptmann Hugor an.
    »Er schießt besser, aber er ist kein guter Scharfschütze. Es mangelt ihm an Geduld und Weitsicht, und nicht zuletzt an der notwendigen Heimtücke. Außerdem kann er einfach nicht stillhalten.« Er nahm den Bolzen wieder auf und musterte ihn sorgfältig.
    »Allerdings hat er mir und vielen anderen etwas Wichtiges voraus.«
    »Was wäre das?«, fragte Hauptmann Hugor interessiert.
    »Glück.«
    Meliande hatte lange genug überlegt, jetzt kam sie zu einer Entscheidung.
    »Wir brechen auf nach Berendall. Wir nehmen vierzig Mann mit, die besten Reiter, die wir haben, der Rest wird hier die Stellung halten.« Sie stand auf.

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