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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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sein«, antwortete ein anderer Soldat und wies mit dem Kopf zu den oberen Stockwerken des Hauptgebäudes. »Der Graf von Berendall hat sich in den Trutzturm zurückgezogen. Aber unsere Leute sind schon dabei, sich Zugang zu verschaffen. Lange wird es nicht mehr dauern.«
    »Ihr scheint wenig besorgt, dass die Stadtwache die Burg zurückerobern könnte. Was für Vorkehrungen wurden dagegen getroffen?«
    »Lord Daren hat einen Teil seiner Priester an die Mauern entsandt. Ihre Magie ist wirksam genug, ich sah schon an mehreren Stellen, wie die Stadtsoldaten sich gegenseitig die Köpfe einschlugen«,erwiderte der Sergeant grinsend. »Da bleibt weniger Arbeit für uns!«
    »Danke!«, sagte der Graf knapp und betrat die große Halle, ohne die Soldaten eines weiteren Blickes zu würdigen.
    Im Innern des Gebäudes waren deutlich die Spuren des Blutbads zu erkennen. Doch auch hier hatte es offensichtlich kaum Verluste unter den Männern des Hohepriesters gegeben hatte. Die Toten waren zumeist Bedienstete des Grafen, daneben vielleicht ein Dutzend seiner Leibwachen, die sich, offenbar im Blutrausch, gegenseitig erschlagen hatten.
    Der Graf verzog das Gesicht, als er an den sterblichen Überresten der Opfer vorbeiging. Magie, vor allem eine derart heimtückische, war ihm noch nie geheuer gewesen. Erst als er den Treppeansatz zum dritten Stockwerk erreichte, sah er auch einen erschlagenen Priester in der Tür liegen.
    Wie viele der dunklen Diener mochte Lord Daren in seinem Gefolge haben? Wenn er sie alle mitgenommen hatte, waren es vielleicht neun oder zehn. Die Kunst der Magie war nicht leicht zu erlernen. Lindor hatte sich vor Jahren selbst einmal darin versucht, es aber schnell wieder aufgegeben. Er hatte kein Talent dafür. Aber eines wusste er: Jeder tote Priester war ein schwerer Verlust für den Lord, denn es dauerte Monate, bis der dunkle Gott neue Diener erwählt und sie mit besonderen Kräften ausgestattet hatte. Aus der Entfernung hörte Lindor die dumpfen Schläge; er folgte seinem Gehör und fand sich in einer hohen Halle wieder, an deren rückwärtigem Ende sich eine stabile Tür aus schwarzem Stahl befand … eine ebensolche, wie er sie bereits in Lytar gesehen hatte. Der Soldat unten am Eingang der Halle irrte wohl, wenn er dachte, dass sie nicht lange halten würde!
    Hier oben fand er auch Lord Daren und drei seiner Priester sowie gut zwei Dutzend königliche Soldaten. Sechs von ihnen versuchten soeben, mit einem schweren Tisch als Rammbock die Tür zu öffnen. Nur zu, dachte der Graf gehässig, an solche Türen könnt ihr lange klopfen!
    Auch hier gab es Spuren eines Kampfs, doch kurioserweise waren nur königliche Soldaten gefallen. Mit Genugtuung sah Lindor einen weiteren der dunklen Priester in einer Ecke liegen, ein Armbrustbolzen stak in seinem linken Auge.
    »Was wollt Ihr denn hier, Lindor?«, begrüßte ihn Lord Daren unwirsch. »Hatte ich Euch nicht dem Obristen unterstellt?« Er zog ein Augenbraue hoch. »Er wird Euch kaum hierher geschickt haben, oder?«
    »Ich bin ein treuer Diener Thyrmantors«, antwortete Lindor in neutralem Ton. »Ich bitte um die Erlaubnis, meine Treue unter Beweis stellen zu dürfen.«
    »Diese Einsicht kommt spät, Graf Lindor, sehr spät. Aber nun gut … schaden werdet Ihr hier wohl nicht.«
    Immer wieder wuchteten die Soldaten den schweren Tisch gegen die Tür, doch dem dumpfen Klang des Aufpralls nach zu urteilen schien ihr das kaum etwas anhaben zu können.
    »Wie ist die Lage?«, fragte Lindor, während er sich weiter suchend umsah. Die Tür zu einem Nebenraum stand offen, im Türrahmen ein Soldat, der aus einer Steingutflasche trank und mit gehässigem Grinsen verfolgte, was in dem Raum geschah.
    »Zunächst lief alles gut«, antwortete Lord Daren und verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen.
    »Durch die Magie der Verkehrung gelang es uns, die Ketzer gegeneinander kämpfen zu lassen, sodass wir kaum Leute verloren … doch während der letzten halben Kerze wurden vier Diener Darkoths getötet und gut vier Dutzend Soldaten.« Er sah Lindor vorwurfsvoll an. »Ich hätte zweihundert mitnehmen sollen.«
    Um sie alle sterben zu lassen?, dachte Lindor. Ein erstickter Schrei drang aus dem Nebenraum, und der Graf sah hinüber.
    »Was geschieht dort?«
    »Wir haben eine Gefangene … eine Frau aus Lytara. Wenn ich Zeit finde, werde ich mich um sie kümmern. Die Flamme Mistrals brennt heiß in ihr, sie wird meinem Herrn ein kostbares Opfer sein. Zur Zeit lernt

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