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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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»Sers, zeigen wir den Leuten mal, wie der Greif Berendall zu helfen vermag.«
     
    Der alte Mann hielt inne und musterte den Gesandten. » Wollt Ihr gar keine Fragen stellen!«, erkundigte er sich leicht pikiert.
    »Ich werde mich hüten!«, sagte Lamar heiter. »Schließlich wird es gerade spannend.«
    »Erst jetzt?«, grummelte der alte Mann.
    »Nun erzählt schon weiter«, sagte der Gesandte mit einem Lächeln.

 
Zwei Klingen
     
    Sie waren noch nicht lange geflogen, da kreiste Nestrok bereits über Berendall. Hier und da beschoss man ihn mit einer Armbrust, doch die Bolzen fielen wirkungslos wieder zu Boden, und Lindor beachtete sie gar nicht. Vielmehr beobachtete er fasziniert die Soldaten, die sich auf den alten Stadtmauern einfanden, die vielen Wagen, die aus Schuppen und Scheunen herausgezogen wurden, die Männer und Frauen, die geduldig darauf warteten, ihre Ausrüstung zu empfangen, bevor sie sich in geordneten Gruppen zu den Wällen und Toren begaben.
    »Der Graf ist ein gerissener Hund«, stellte er mit einem grimmigen Lächeln fest. »Fast schon schade, dass Obrist Leklen nicht stürmen ließ!«
    Es war nicht davon auszugehen, dass jeder der Freiwilligen Berendalls, die dort unten zu den Wällen eilten, auch wusste, wie man eine Armbrust bediente, doch war das auch nicht allzu schwer zu erlernen. Lindor hätte seinen rechten Arm darauf verwettet, dass der Graf die letzten Jahre dazu genutzt hatte, die Menge an Armbrüsten und Bolzen aufzustocken. Ein Stück entfernt wurde gerade eine Ballista bereit gemacht und herumgeschwenkt. Soldaten klemmten lange Balken unter die vorderen Räder der Wurfmaschine und hebelten sie hoch, im nächsten Moment war schon der Knall zu hören, und die Arme der Ballista schlugen auf die Polster, nachdem sie einen der schweren Bolzen in Nestroks Richtung geschleudert hatten.
    Der Drache schwenkte etwas zur Seite, indem er nur einmal kurz mit den Flügeln schlug, und der Bolzen verfehlte sein Ziel und fiel wieder auf die Stadt hinunter, wo er tief unter ihnen in ein strohgedecktes Dach einschlug.
    Eine einzelne Ballista war keine Gefahr für Nestrok, nicht solange er sie rechtzeitig sah. Genug gesehen, dachte Lindor. Nun zur Burg.
    Gehorsam schwenkte Nestrok ein. An der Burg bot sich dem Grafen ein anderes Bild. Vor dem Tor war es zu Kämpfen gekommen, doch den weitaus größten Teil der Opfer machten die Stadtwachen aus, nur hier und da sah er Tote, die den Wappenrock Thyrmantors trugen. Das Burgtor selbst war verschlossen, das Fallgitter heruntergelassen.
    Ein Priester stand auf der Mauer, doch zu Lindors Erstaunen kämpften zu seinen Füßen vor dem Wall Soldaten der Stadtwache gegeneinander, ohne dem Diener Darkoths Beachtung zu schenken. Der Graf fühlte eine namenlose Wut in sich aufkommen und verstand plötzlich, was dort unten geschah. Seine Verbindung zu Nestrok bewahrte ihn vor solcherart Magie; er fühlte sie, doch sie berührte ihn nicht. Die Heimtücke des Priesters nötigte dem Grafen fast schon Bewunderung ab.
    Überraschenderweise war der Burghof selbst fast frei von Toten, hier hatte es wohl kaum Kämpfe gegeben, nur ein Stallmeister lag erschlagen neben dem Brunnen. Vor dem Eingang zur großen Halle der Burg standen vier königliche Soldaten Wache, sie wichen erschrocken zurück, als Nestrok im Burghof landete.
    Der Graf glitt vom Rücken des Drachen herab, ordnete seinen Umhang und trat auf die Wachen zu.
    Bleib in der Nähe und achte auf den Turm.
    Verstanden. Hinter ihm erhob sich der Drache wieder in die Luft, und der Flügelschlag ließ Lindors Umhang flattern. Der Graf ging unbeirrt weiter, dann blieb er vor dem Eingang zur Halle stehen und erwiderte den Salut des dort postierten Sergeanten, der deutlich darüber erleichtert schien, dass sich Nestrok wieder entfernt hatte.
    »Ich übernehme das Kommando«, teilte Lindor dem Sergeanten mit, der ihm entgegentrat. »Was ist hier geschehen? Berichtet mir.«
    »Wir begleiteten Lord Daren bis zur Burg. Hier vor der Halle warteten wir, während der Lord die Halle allein betrat, um eine Audienz mit dem Grafen zu erzwingen. Auf ein Zeichen hin überwältigten wir dessen Wachen und sicherten die Gebäude. Die Verluste waren gering, die Magie der Priester hat sich im Kampf bewährt.«
    Das glaube ich gerne, dachte der Graf verbittert. Man erblickt den Feind und greift den Freund an … was für ein übles Spiel!
    »Danke, Sergeant«, antwortete er. »Wo kann ich Seine Eminenz finden?«
    »Lord Daren wird oben

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