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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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finde, dass Sera Leonora eine bemerkenswerte Art hat, mit Türen umzugehen«, antwortete Garret.
    Argor sah hoch zu ihm und schüttelte dann den Kopf.
    »Was hast du?«, fragte Garret.
    »Ich verstehe nicht, wie du so gut gelaunt sein kannst. Vanessa befindet sich in den Klauen dieser Priester, und du lachst und grinst, als wäre gar nichts!«, knurrte Argor. »Die Göttin allein weiß, was sie ihr antun werden! Solange sie nicht gerettet ist, kann mich nichts erheitern!«
    »Ich könnte weinen und mir die Haare raufen«, entgegnete Garret, der schlagartig ernst geworden war. »Aber das würde nichts ändern.«
    »Hast du denn gar kein Mitgefühl?«, fragte Argor empört. Doch im nächsten Moment spürte er eine schwere Hand auf seiner Schulter.
    »Lass ihn, Argor. Der Schlag, den er abbekommen hat, war so hart, dass er kaum mehr gerade gehen kann. Er ist schon zweimal ohnmächtig geworden.«
    »Aber … Vanessa ist deine Schwester, Tarlon! Stört dich sein Verhalten nicht?«
    »Nein«, antwortete Tarlon mit einem Blick zu Garret. »Es ist seine Art, mit Schmerzen umzugehen. Und ich weiß, dass er vor Verzweiflung beinahe stirbt!«
    »Garret ist verzweifelt?«, fragte Argor und sah seinen schlaksigen Freund skeptisch an. Doch der musterte Tarlon nur mit einem seltsamen Blick.
    »Lass es gut sein, Argor«, mahnte Tarlon leise. »Vertraue mir. Und quäle ihn nicht länger.«
    »Schöner Garten«, meinte Knorre etwas weiter vorne. »Ein wenig verwahrlost, aber zweifellos ein angenehmer Ort.«
    »Ja, es ist schön hier, du hast Recht … ich war mehr als einmal hier«, erwiderte Leonora. »Dort drüben geht es übrigens zur Burg.« Sie zeigte auf eine weitere stabile Tür in der Mauer des Gartens.
    »Mutter brachte mir hier das Lesen bei«, erklärte Sina lächelnd, dann trat sie an die schwere Tür heran und öffnete sie. Rost rieselte von oben herab, und die Tür quietschte in den Angeln, doch es gelang ihr, sie ganz aufzuziehen. Vor ihnen lag der Burggraben. Viel Wasser führte er nicht, und es roch leicht nach Moder. Knorre sah in den Graben hinab und erkannte dicht unter der Wasseroberfläche die Spitzen der verrosteten Eisenpfähle, mit denen der Graben bewehrt war. Ein Fehltritt, und man würde ungemütlich auf ihnen landen. Eine schmale Holzbrücke führte über den gut zwölf Schritt breiten Graben zu einer weiteren Tür in der Burgmauer.
    »Wie einladend«, stellte er fest und musterte die Holzkonstruktion mit einem skeptischen Blick. »Ich mag irgendwie nicht glauben, dass es so einfach ist.«
    »Ihr habt eine seltsame Art, die Dinge zu betrachten«, bemerkte Argor neben ihm, während er sich beim Anblick des modrigen Wassers schüttelte. »Als einfach würde ich das nicht bezeichnen!«
    »In gewisser Weise habt Ihr Recht, Argor, es ist nämlich eine Falle«, erklärte Leonora. Sie kniete sich vor der Brücke nieder und begann, in einem kaum sichtbaren, von Efeu überwachsenen Loch nach etwas zu tasten. »Hier«, sagte sie nach einem kurzen Moment und zog das Ende einer Kette aus dem Loch hervor. Sie reichte es an Argor weiter. »Seht Ihr den Haken dort an der Mauer zum Garten?«
    Argor nickte.
    »Dort muss die Kette eingehängt werden, und zwar so straff wie möglich. Sie hält die Bretter der Brücke, die sonst unter unserem Gewicht nachgeben würden.«
    Argor zerrte die Kette ein Stück weit heraus, dann versagten ihm die Kräfte. Wortlos trat Tarlon neben ihn, griff die Kette mit der linken Hand und zog nun ebenfalls daran. Knirschend kam sie Glied um Glied aus dem Loch hervor, zwei Schritt weit zogen sie sie heraus, dann konnte Tarlon sie mit seiner rechten Hand in den Haken einhängen.
    Leonora nickte dankbar. Sie tat einen vorsichtigen Schritt auf die Brücke, atmete auf und überquerte sie dann, ohne weiter zu zögern. Wieder quietschten rostige Angeln, als auch die Tür auf der anderen Seite aufschwang. Sie war aus einem stabilen Eisenblock gefertigt, gut eine Hand breit dick, und lag sauber auf einem verstärktem Rahmen auf. Dahinter öffnete sich ein dunkler Gang.
    Argor musterte Tür, Mauer und Brücke, um dann anerkennend zu nicken. »Du hast Recht, Sina«, gab er zu. »Leichtsinnig war der Graf wohl nicht.«
    »Wohin führt der Gang?«, erkundigte sich Garret ungeduldig.
    »Vor die Rückwand der Stallungen«, erklärte Leonora von der anderen Seite und bedeutete ihnen mit einer Geste, ihr zu folgen. »Es ist kein echter Geheimgang, aber der Graf wollte auch nicht, dass er allzu leicht zu

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