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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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sich in den nächsten zehn Tagen zum Dienst zu melden, wird hingerichtet. Ab sofort ist jeder Freigang gestrichen, wer ab dem morgigen Tage ohne schriftlichen Befehl außerhalb des Lagers angetroffen wird, wird exekutiert. Sie persönlich, Ser, stehen mir dafür gerade, dass alle Mängel bereinigt sind, wenn ich das Lager in fünf Tagen inspiziere.«
    »Aber …«, begann der Oberst, wurde jedoch vom Grafen unterbrochen. »Das bedeutet unter anderem, dass jede Waffe und die gesamte Ausrüstung des Regiments einsatzbereit sind. Sollte ich dann immer noch einen Wagen sehen, der bis zu den Achsen im Dreck steht, werdet Ihr mir persönlich mit Eurem Kopf dafür haften.«
    Der Oberst war bleich geworden. Wieder wollte er etwas sagen, aber der Graf war noch nicht fertig.
    »Außerdem werde ich mich heute Nachmittag auf einen Rundgang durchs Lager begeben. Und stoße ich dabei auf Soldaten, die ihren Rausch ausschlafen, werden sie gehängt. Haben wir uns verstanden, Oberst Leklen?«
    »Ja, Ser«, antwortete der Oberst mit belegter Stimme.
    »Gut. Wegtreten.«
    Worauf der Oberst eilfertig salutierte, auf dem Absatz kehrtmachte und aus der Schreibstube floh.
     
    Der Graf wartete, bis sich die Tür hinter dem Oberst geschlossen hatte, dann nahm er in dem bequemen Ledersessel hinter dem riesigen reich verzierten Schreibtisch Platz und massierte sich die Schläfen.
    Fünfzehn Jahre lang und zwei Kriege hindurch hatte der Graf seine drei Regimenter geführt. Die »eisernen Drei«, die Leibregimenter des Prinzen, waren dem Kanzler schon immer ein Dorn im Auge gewesen, da sie ihren Eid allein auf den Prinzen und nicht auf das Reich ablegten. Aus diesem Grund hatte Belior Lindors Regimenter auch schon während des letzten Krieges stets dorthin entsandt, wo der Kampf am härtesten war. Und anders als die anderen Regimenter waren die »eisernen Drei« nach dem Krieg auch nicht in die Heimat zurückbeordert, sondern nach Alt Lytar geschickt worden, wo sie weit genug von der Kronstadt entfernt gewesen waren, um dem Kanzler und seinem Machtstreben nicht im Weg zu stehen.
    Zwei Aufgaben hatten die drei Leibregimenter des Prinzen dort zu erfüllen gehabt: die Krone und andere magische Artefakte für den Kanzler zu bergen und zu sterben.
    Tatsächlich hatte Lindor im Laufe der letzten zwei Jahre in Lytar über fünfhundert Männer verloren, teils an die Ungeheuer und die Verderbnis, die über der Stadt lag, teils an die Priester des Darkoth, die in ihrer Willkür immer neue Gründe fanden, um einen seiner Soldaten als Häretiker hinrichten zu lassen. In den letzten Monaten waren die Delinquenten jedoch nicht mehr durch das Schwert oder den Strang gerichtet, sondern den Kronoks zum Fraß überlassen worden. Dennoch hatten die »eisernen Drei« ausgehalten. Selbst in den schlimmsten Zeiten hatten sie den Mut und auch ihr Ziel, irgendwann in die Kronstadt zurückzukehren und dem Prinzen auf den Thron zu verhelfen, nicht aus den Augen verloren.
    Beliors Ambitionen hatten sich daher nur zum Teil erfüllt, denn die Krone hielt er noch immer nicht in seinen Händen, aber die »eisernen Drei« waren nicht mehr.
    Und das hatte ein einziges, Götter verfluchtes Dorf erreicht, dachte der Graf verbittert. Als er mit Nestrok kurz nach dem Dammbruch geflohen war, hatte er sehr wohl die beiden jungen Männer aus dem Dorf und diesen Hauptmann Hendriks auf dem Dach der alten Börse wahrgenommen. Doch er hatte es für unmöglich gehalten, dass sie etwas mit dem Dammbruch zu tun gehabt haben konnten, aber auf der anderen Seite war der alte Damm nicht auf natürlichem Wege gebrochen. Niemals zuvor hatte Lindor so viele Blitze an ein und derselben Stelle einschlagen sehen wie an der, an der das alte Bauwerk dann auch auseinander geborsten war.
    Ohne es zu bemerken, rieb er sich an der Seite, wo ihn der Pfeil dieses Garrets getroffen hatte. Fast wünschte er sich, dass die beiden die nachfolgende Flutwelle überlebt hätten, aber auch das schien ihm unmöglich.
    Und wieder sah er die klaren Augen der Frau vor sich. Kurz bevor ihr seine Klinge den schlanken Hals durchtrennt hatte, hatte sie ihn noch auf diese seltsame Art und Weise angesehen. Verächtlich, aber auch voller Mitleid. Unruhig erhob sich der Graf und trat wieder ans Fenster.
    Wie konnte das sein? Wie konnte jemand Mitleid mit seinem Henker haben? Unwillkürlich ballten sich seine Hände zu Fäusten. Hatte er richtig gehandelt? Auf Befehl Beliors war jede weibliche Gefangene seinen Männern

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