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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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sage nur, dass Ihr deshalb noch lange nicht wisst, wie weit meine Kette reicht«, antwortete der Graf. »EINEN, Priester. Nicht mehr.«
    »Und nicht weniger. So soll es sein.« Der Priester lehnte sich ungerührt im Stuhl zurück. »Nur, dass ich deswegen nicht gekommen bin. Es gibt solche, die gegen meinen Gott reden und seine Vorherrschaft über das Reich der Lebenden nicht anerkennen wollen. Fehlgeleitete, die mit der richtigen Führung den Weg zu meinem Herrn jedoch finden. Es gibt auch solche, die sich abfällig über den Herrn der Dunkelheit äußern, ihn lächerlich machen, ihn beleidigen und sich damit der Blasphemie schuldig machen. Und zuletzt gibt es noch diejenigen, die sich gegen seine Macht erheben und es wagen, Hand an seine Priester zu legen. Und diese der Gerichtsbarkeit unseres Herrn zuzuführen ist die oberste und heiligste Pflicht eines jeden, der sein Leben in Darkoth neu gefunden hat. Just bevor Ihr gelandet seid, wurde ich auf genau solche Feinde meines Gottes aufmerksam. Seht.«
    Der Priester hob seine Hände und drehte sie einander zu, worauf sich zwischen seinen Handflächen dunkler Rauch zu bilden begann. Lindor führte die Hand an sein Schwert.
    »Fürchtet Ihr nun doch die Macht meines Gottes?«, lächelte der Priester mit deutlicher Genugtuung in der Stimme. »Habt keine Furcht Graf, dieses Mal ist Euer Schwert nicht vonnöten. Seht.«
    Der dunkle Rauch verdichtete sich zu einer schwarzen Kugel, die zunächst trübe blieb, dann aber schlagartig einem Ball aus dunklem Glas glich. Ein Bild entstand vor Lindors Augen, und er sah, wie ein ihm unbekannter Priester des dunklen Gottes auf einen baufälligen Turm zuging und plötzlich zu Boden geworfen wurde, wo er mit zerschmettertem Schädel liegen blieb.
    »Wartet«, bedeutete ihm der Priester, als Lindor etwas fragen wollte. »Wartet.«
    Sogleich traten zwei weitere Gestalten ins Bild, wie sie ungleicher nicht sein konnten. Ein Jüngling, der eine Kettenrüstung trug und nicht sehr groß, aber so breitschultrig und stämmig wie ein Zwerg war, und ein großer, hagerer, älterer Mann in einer auffälligen dunkelblauen Robe, der sich auf einen reich verzierten weißen Stab stützte.
    Schweigend sah Lindor zu, wie der tot geglaubte Priester seinen Kopf hob und aufzustehen versuchte, worauf der hagere Mann seinen Stab auf ihn niederfahren ließ und tausend bläuliche Funken über den Körper des Priester liefen und ihn zum Verglühen brachten.
    Danach lösten sich Bild wie Kugel wieder in Rauch und noch eine Weile später in nichts auf.
    »Prägt Euch diese zwei gut ein, Graf, denn diese beiden sind mein Begehr«, forderte der Priester nun mit schneidender Stimme. »Findet sie, bringt sie mir, und ich werde Euch persönlich dazu einladen, ihrer Opferung beizuwohnen. Ich will sie lebend, Lindor, hört Ihr? Sie haben sich an einem Priester vergangen und sind nicht nur Gotteslästerer, sondern Feinde des Glaubens!«
    »Ich fürchte«, antwortete Lindor ruhig, »ich werde Euch nicht weiterhelfen können. Meine Befehle lauten anders.«
    »Eure Befehle sind mir egal. Der Golem kann warten«, zischte der Priester. »Ob es nun Eure Leute oder die des Grafen sind, die mir diese Frevler bringen, ist mir eines. Nur bringt sie mir!« Der Priester erhob sich und strich seine Robe glatt. »Sorgt dafür, Graf. Sonst werdet Ihr erfahren, wie kurz Eure Kette werden kann!«
    Mit zwei großen Schritten war der Priester aus dem Raum und überließ es Heskel, die Tür hinter ihm zu schließen.
    Lindor blickte ihm mit geballten Fäusten nach und atmete tief durch. Seine Schläfen pochten, und es dauerte einige Zeit, bis er seine Wut wieder unter Kontrolle hatte.
    »Heskel!«
    Der Adjutant erschien sofort in der Tür.
    »Ja, Ser?«
    »Was wisst Ihr von einem Golem?«
    Der junge Leutnant schüttelte irritiert den Kopf.
    »Nichts Offizielles. Dazu müsstet Ihr Oberst Leklen befragen.«
    »Schließt die Tür, Heskel, und erzählt mir, was Ihr inoffiziell wisst.«
    Der Leutnant tat wie ihm geheißen.
    »Ich dürfte eigentlich nichts davon wissen, Ser, es war reiner Zufall, dass ich die Unterhaltung mit anhörte«, erklärte er, wobei ihm sichtbar unwohl war.
    »Lasst das meine Sorge sein. Fahrt fort.«
    »Es gibt einen Golem, der irgendwo in der Hafeneinfahrt der Stadt liegt. Er soll die Zufahrt einst vor jedem feindlichen Angriff geschützt haben. Oberst Leklen hat nun den Auftrag, die Gelehrten, die den Golem untersuchen, in allem zu unterstützen.« Der junge Mann

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