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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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übergeben worden … Lindor gab sich keinen Illusionen hin, seine Männer mochten zwar die besten Soldaten Thyrmantors gewesen sein, aber in dieser Hinsicht waren sie nicht anders als andere auch. Hätte die Frau vielleicht dennoch überleben können?
    Lindor presste die Fäuste gegen seine beiden Schläfen. Sera, dachte er, Ihr verfolgt mich in meinen Träumen, aber was hätte ich tun sollen? Ich sah schon zu viele Frauen und was danach noch von ihnen übrig war. Selbst wenn Ihr überlebt hättet, Euer Geist und Eure Seele wären zerstört gewesen … auch wenn Ihr mich jede Nacht heimsucht und mich mit Euren Blicken peinigt, ist mir das noch allemal lieber, als in Eure leeren Augen und auf Euren geschändeten Körper geblickt zu haben!
    Es klopfte an der Tür.
    Lindor atmete tief durch, wischte sich kurz über die Augen und richtete sich dann auf.
    »Herein!«
    Es war der Ordonanzoffizier, derselbe, der als Einziger Mut bewiesen und sich Nestrok genähert hatte. Der Mann salutierte.
    »Ser, der Baron Vidan und der Hohepriester des Darkoth, seine Eminenz Lord Deren, machen Euch ihre Aufwartung und hoffen auf eine baldige Audienz. Der Hohepriester wies mich an, Euch mitzuteilen, dass er Verständnis dafür hätte, dass Ihr ihm Eure Aufwartung noch nicht gemacht habt, aber da er, genau wie Ihr, ein viel beschäftigter Mann sei, wäre es für Euer Seelenheil förderlich, wenn Ihr ihm die Audienz nun bald gewähren würdet.«
    »Ist das so?«, wollte der Graf unbewegt und mit leiser Stimme wissen. »Droht er immer so höflich?«
    Der Leutnant verschluckte sich beinahe, als Lindor ihm diese Frage stellte, und es war ihm deutlich anzusehen, dass er darüber nachdachte, wie er nun am besten reagieren sollte.
    »Nein, Ser. Meist ist er … direkter«, gab er schließlich zur Antwort.
    Lindor nickte und rieb sich erneut seine Schläfen, der Kopfschmerz schien mit jedem Moment schlimmer zu werden. »Wie lange wartet seine Eminenz denn schon?«
    »Der Baron wartet schon eine Weile, aber kaum mehr als eine Kerze, seine Eminenz kam eben erst zur Tür herein.«
    »Wie ist Euer Name, Leutnant?«
    »Leutnant Heskel, Ser!«
    »Gut, Heskel.« Der Graf sah den Leutnant prüfend an. »Was haltet Ihr von den Lehren Darkoths?«
    Wieder brachte die Frage den Leutnant in Verlegenheit. Doch dann fasste er Mut.
    »Ich folge Loivan.«
    Der Graf zog überrascht eine Augenbraue nach oben. »Das ist ein sehr alter Glaube, dem Ihr da folgt. Folglich strebt Ihr danach, ein ehrenhafter Mann zu sein.«
    »Ja, Ser.«
    Der Graf nickte langsam.
    »Eine fast unmögliche Aufgabe in diesen Zeiten, nicht wahr?«
    Der Leutnant zögerte einen kurzen Moment, bevor er Antwort gab, aber sein Blick war offen und klar.
    »Ja, Ser, das ist es.«
    Lindor trat wieder ans Fenster.
    »Lasst sie beide warten. Erweckt seine Eminenz den Anschein, gehen zu wollen, schickt ihn hinein. Aber klopft zuvor.«
    »Ja, Ser!«, antwortete der Leutnant, salutierte und verließ erleichtert die Schreibstube.
    Nichts ist schlimmer als ein fanatischer Priester, dachte Lindor angewidert. Darkoth. Der Herr der Dunkelheit. Noch vor zehn Jahren hatte kaum jemand auch nur den Namen des dunklen Gottes gekannt, doch jetzt lauerten seine Kreaturen überall. Man konnte den Kanzler kaum noch antreffen, ohne dass einer dieser dunklen Kuttenträger um ihn herumschlich! Dennoch war sich Lindor nicht ganz im Klaren darüber, wer hier wem diente. Manchmal schien es ihm, als ob Belior nichts ohne den Segen der dunklen Priester unternehmen würde, es war aber auch schon mehrfach vorgekommen, dass der Kanzler diesen einfach seinen Willen aufgezwungen hatte. Aber war die Allianz zwischen dem Kanzler und der dunklen Priesterschaft schon unheilig genug, war es Lindor erst recht unverständlich, warum die Kronoks in Beliors Dienste getreten waren.
    Niemand wusste, woher sie gekommen waren, doch eines war sicher, die Ungeheuer wie die dunklen Priester standen beide hoch in der Gunst des Kanzlers.
    Lindor seufzte. Er wusste schon jetzt, was seine Eminenz, Lord Deren, von ihm fordern würde. Ein menschliches Opfer. Die Anhänger Darkoths fanden immer irgendwelche Gründe, um einen Soldaten der Blasphemie anzuklagen. Noch war es zwar nicht verboten, auch anderen Göttern zu huldigen, aber die Priester Darkoths waren geschickt, hinter allem und jedem eine Beleidigung ihres Gottes zu wittern, und es war ihnen nun einmal auferlegt, das wusste der Graf aus einer Unterhaltung mit Belior, Darkoth jeden Monat ein

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