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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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aber am meisten irritierte, war, dass zwischen ihnen überall Beliors Soldaten zu sehen waren. Sie flanierten durch die Straßen, unterhielten sich mit den Bürgern der Stadt und kauften an deren Stände ein … als wäre es vollständig normal, dass sie hier wären.
    Nein, ganz so war es nicht, dachte er, als er bemerkte wie ein Straßenhändler einem der Soldaten wütend hinterher starrte und dabei eine Geste ausführte, die alles andere als freundlich war.
    »Das Haus gehört ihr. Aber ich bin nicht sehr erfreut über das, was sie darin tut!«, grummelte Knorre. »Es gehört sich einfach nicht!«
    Argor blinzelte, er hatte vergessen, was er vorher gefragt hatte. »Wen meint Ihr?«
    »Meine Freundin«, erklärte Knorre und stützte sich dabei schwer auf die Schulter des jungen Zwergs. Durch das schmiedeeisernen Tor hindurch konnte man einen kurzen Kiesweg erkennen, der durch einen kleinen, gepflegten Garten zu einer prächtig verzierten Tür führte.
    »Und was gehört sich nicht?«, fragte Argor, dessen Neugier erwacht war.
    »Vergesst es. Sie ist eine erwachsene Frau. Stur und uneinsichtig noch dazu!«
    »Wird sie uns denn helfen? Mir scheint, Ihr hättet Zweifel daran?«
    »Mag sein, aber eine andere Möglichkeit bleibt uns nicht«, beschied ihn Knorre etwas unwirsch. »Zudem habe ich sowieso noch nie gewusst, woran ich bei ihr bin. Aber sie besitzt ein großes Herz, also besteht Hoffnung.«
    »Dann lasst uns zu ihr gehen«, meinte Argor und drückte das Tor auf. »Es ist ja nicht mehr weit.« Er wollte weitergehen, doch Knorre hielt ihn zurück.
    »Was ist?«
    »Einen Moment, ich will nur noch kurz verschnaufen«, meinte Knorre und lehnte sich gegen einen der steinernen Torpfosten. Sein Blick war auf die Eingangstür gerichtet, und er wirkte seltsam verunsichert. Dann atmete er einmal tief durch und nickte entschlossen.
    Gemeinsam bewältigten sie die letzten Schritte zum Eingang, dessen schweren Klopfer Knorre einen Moment lang fixierte, schließlich aufseufzte und ihn einmal gegen das Türblatt schwingen ließ.
    Es dauerte keine drei Atemzüge, bis ihnen die Tür geöffnet wurde und eine Frau, vielleicht knapp drei Dutzend Jahre als, vor ihnen stand. Sie war kostbar, wenn auch etwas freizügig gekleidet und hatte ein freundliches Lächeln um die Lippen. Dieses erstarrte allerdings, als sie Knorre erkannte.
    »Du!«, rief sie aus und ihre Gesichtszüge verhärteten sich. »Hast du vergessen, dass ich dir angedroht habe, dich zu erschlagen, solltest du es auch nur noch einmal wagen, dich hier blicken zu lassen?« Sie zog ihre Robe enger zusammen. Wenigstens, dachte Argor, hatte sie ihnen nicht gleich die Tür vor der Nase zugeworfen, was der Zwerg als gutes Zeichen wertete.
    Dafür zog Knorre nun seinen Kopf etwas ein und setzte ein verlegenes Lächeln auf.
    »Ich habe gehofft, du hättest es damals nicht wirklich ernst gemeint.«
    »Du glaubst also wahrhaftig, dass du hier nach all den Jahren einfach so auftauchen und auf ein Willkommen hoffen kannst?«, rief sie erzürnt. »Wie kommst du nur darauf? Ich …«
    »Ich brauche deine Hilfe, Leonora«, unterbrach sie Knorre leise.
    Erst jetzt nahm die Sera Knorre etwas intensiver in Augenschein. Sie musterte seinen Stab, die Art, wie er vor ihr stand und sich dabei auf Argors Schulter stützte, und zuletzt seinen zerschnittenen blutigen Stiefel.
    Danach öffnete sie wortlos die Tür und trat einen Schritt zurück.
    Gestützt von Argor, humpelte Knorre ins Haus hinein und ließ sich schwer auf einen brokatbezogenen Stuhl nieder, der neben einem kleinen Tisch in der prächtigen Eingangshalle stand.
    »Wer ist es?«, rief ein fröhliche Stimme von der Galerie in die Halle herunter. Sie gehörte einer jungen Frau, die derart leicht bekleidet war, dass es Argor die Röte ins Gesicht trieb und er hastig den Kopf zur Seite wandte. Auch wenn er Menschenfrauen sowieso nicht sonderlich ansprechend fand, weil sie ihm meist zu dünn und zu groß waren, wusste er doch, was sich gehörte.
    »Knorre!«, rief die junge Frau nun plötzlich freudestrahlend aus und eilte die breite Freitreppe zur Halle hinab. »Da bist du ja wieder!«
    »Hallo, Sina«, lächelte Knorre etwas betreten, und einen Moment schien es Argor fast, als wäre ihm nicht ganz wohl.
    »Ja«, stellte Leonora fest, stemmte ihre Fäuste in die Hüften und schenkte Knorre einen missbilligenden Blick. »Da ist er wieder. Und wie es aussieht, hat er wie üblich Ärger mitgebracht!« Ihre strahlend blaue Augen ruhten

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