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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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geschafft. Daran wird nichts, was wir tun, etwas ändern können. Du bist die Priesterin unserer Göttin, du hast anderes zu tun, als eine Last auf deine Schultern zu nehmen, die nicht die deine ist.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Elyra erstaunt.
    »So, wie ich es sage«, meinte Garret, auf einmal ernst geworden. »Beide haben sich dazu entschlossen, so zu handeln wie sie gehandelt haben. Wenn dies also zu ihrem Ende geführt hat, dann war es ihre eigene Entscheidung, nicht die deine.« Garret lachte, als er ihren überraschten Blick sah. »Gib uns lieber deinen Segen, damit wir wissen, dass der Göttin Gnade auf uns ruht! Und wenn du noch etwas Salbe für meinen wunden Hintern hättest, wäre ich dir dafür sogar noch dankbarer! Wenn die Götter gewollt hätten, dass wir reiten, hätten sie uns sicher Hintern aus Leder gegeben!« Woraufhin selbst Elyra lachen musste.
    Tarlon war froh, sie lachen zu hören, dennoch befürchtete er, dass sie ihre Schuldgefühle noch lange mit sich herumtragen würde. »Ich hatte tatsächlich noch etwas von der Salbe«, meinte Elyra dann. »Aber ich habe sie schon Vanessa gegeben. Frag sie doch, ob sie dir nicht etwas davon abgeben will!«, fügte sie schelmisch hinzu.
    »Einreiben wirst du dich aber selbst«, warnte Tarlon mit einem schnellen Blick auf seine Schwester, doch er lächelte dabei.
    »Aber nur, wenn sie nein sagt«, grinste Garret und duckte sich unter dem spielerischen Hieb seines großen Freundes hinweg.
     
    Vanessa ließ ihr Pferd zurückfallen, bis sie auf gleicher Höhe mit Garret ritt. Sie hob die linke Hand und deutete auf ein Reh, das nicht weit entfernt von ihnen äste. Garret nickte und griff nach seinem schwarzen Bogen, doch sie legte ihm die Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf. Schweigend sahen sie zu, wie das Reh den Kopf hob und sie bewegungslos ansah.
    »Ich kann kaum glauben, dass wir uns im Krieg befinden«, sagte Vanessa, während sie weiterritten. »Es ist so friedlich hier.« Sie gähnte verhalten, es war noch früh, und in dieser Nacht hatte sie nicht besonders gut geschlafen. Es war nicht der harte Boden, der sie nicht zur Ruhe hatte kommen lassen, sondern ihre Schulter, die ihr noch immer zu schaffen machte.
    Doch damit, dachte Vanessa, konnte sie leben. Unwillkürlich musste sie an den Brand im Gasthof von Lytara zurückdenken und an ihre unerträglichen Schmerzen. An den Anblick ihrer verbrannten Hände, an den Moment, in dem sie verstanden hatte, was ihr widerfahren war und wie Ariel sie geheilt hatte.
    Jeder, der den Tag erlebt hatte, sprach noch heute von einem Wunder, und ein Wunder war es für Vanessa auch gewesen. An jenem Tag hatten ihr die Götter ein neues Leben gegeben. Aber an jenem Tag war sie auch gestorben. Jeder Tag, jeder Atemzug, jeder Schmerz und jede Freude waren seitdem ein Geschenk für sie, und als sie jetzt lächelnd beobachtete, wie das Reh im schützenden Wald verschwand, genoss sie dieses Geschenk umso mehr.
    Bis die Feuermagie des falschen Händlers sie niedergestreckt und ihr die Haut wie Wachs vom Körper gebrannt hatte, war sie auf der Suche nach etwas gewesen. Nach was genau, hatte sie selbst nicht gewusst. Doch nun hatte sie sich selbst gefunden, und damit war alles anders geworden.
    Verstohlen blickte sie zu Garret hinüber, der noch immer neben ihr herritt und mit den Augen ständig das Gelände absuchte. Auch er hatte sich geändert. Sein Gesicht war in den letzten Wochen schmaler geworden, während sein Oberkörper gleichzeitig an Breite gewonnen hatte. Er war zu einem jungen Mann geworden, der immer noch gern und leicht lachte, insgesamt jedoch viel mehr nachdachte als früher.
    »An was denkst du?«, fragte sie ihn.
    Er sah sie überrascht an und lachte dann.
    »Ich habe gerade daran gedacht, wie dumm es von mir war, dich nicht zu heiraten, bevor das alles geschah.«
    »Ich hätte dich damals aber nicht genommen«, lächelte sie. »Weil ich noch nicht wusste, was ich will.«
    »Und jetzt?«, hakte er nach.
    »Jetzt weiß ich es. Wenn sich also die nächste Gelegenheit ergibt, zögere nicht allzu lange. Allerdings solltest du mich vorher fragen.«
    »Ich dachte, das hätte ich gerade eben getan«, lachte Garret.
    »Und ich dachte, ich hätte dir eine Antwort gegeben«, grinste sie.
    Einen Moment sahen sie sich schweigend an, dann schüttelte Garret amüsiert den Kopf.
    »Kannst du dir vorstellen, wie viele Gedanken ich mir darüber gemacht habe, auf welche Weise ich dich nur fragen soll? So etwas

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