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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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Ihr uns geführt und vor uns und unseren Vorvätern ein Schauspiel aufgeführt, das seinesgleichen sucht. Werft mir also nicht vor zu tun, was Ihr ebenfalls macht.«
    Ihre Augen weiteten sich.
    »Mir scheint, ich habe dich unterschätzt, Tarlon«, meinte sie schließlich leise.
    »Mir scheint, nicht nur mich.« Er sah sie direkt an. »Doch macht Euch keine Sorge wegen Eurer Gedanken, ich werde nicht hinhören. Erzählt mir nun die Legende, Sera.«
    Sie atmete einmal tief durch und nickte dann.
    »Es ist eine menschliche Legende, wie ich schon sagte. Und da die Menschen ständig den Tod vor Augen haben, ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie auch glauben, dass ihre Götter sterben können. Es ist eine sehr alte Legende. Sie stammt aus dem Anbeginn der Zeit, als es noch keine Elfen, Zwerge und Menschen gab. Aus einer Zeit vor den Riesen und sogar, wie manche sagen, noch vor den Göttern selbst, aus einer Zeit, in der die Drachen noch allein auf dieser Welt waren. Manche Gelehrte, menschliche Gelehrte«, erklärte sie und warf ihm einen funkelnden Blick zu, »behaupten, dass die ersten Götter Götter der Drachen waren und dass es auch damals schon eine Herrin der Welten gab.
    Nur war es eine andere als die, die ihr Menschen heute verehrt. Es waren die Götter der Drachen, die nach der Legende dann auch die anderen Rassen geschaffen haben sollen, nachdem die Drachen selbst damals schon alt waren und langsam ausstarben.«
    »Ich sah den Drachen des Grafen«, bemerkte Tarlon trocken. »Offensichtlich sterben sie wirklich sehr langsam aus.«
    Die Bardin warf ihm einen scharfen Blick zu. »Offensichtlich. Nun, die Legende sagt, dass sich die Götter, nachdem sie die neuen Rassen geschaffen hatten, zurückzogen oder, wie ihr Menschen es erzählt, starben. Nun hatten auch die alten Götter Priester, und so hatte auch die frühere Herrin der Welten eine Priesterin, und das war ebenjene Lanfaire oder Leanafaireal, wie sie in den Legenden genannt wird, deren Statue du gesehen haben willst. Als ihre Göttin ging, blieb diese Priesterin zurück. Sie war sehr interessiert am Schicksal der Menschen, und es heißt weiterhin, dass sie und die zweite Herrin der Welten, die ihr Mistral nennt, in vielen Dingen nicht immer einer Meinung waren. Schließlich ist Mistral eine Göttin der Menschen, mit einem menschlichen Aussehen. Sie sieht die Dinge daher anders, als ein Drache sie je sehen würde.«
    »Die erste Herrin der Welten war also ein Drache?«, fragte Tarlon.
    »Sagte ich dies nicht? Sie war eine Göttin der Drachen, welches Aussehen hätte sie also annehmen sollen, wenn nicht das eines Drachen?«
    »Dann war ihre Priesterin …?«
    Die Bardin seufzte. »Ja. Ebenfalls ein Drache. Ein Drache, der später unter Mistral, der späteren, zweiten Herrin der Welten, ein menschliches Aussehen angenommen hat, um die Menschen führen und schützen zu können, wie es auch schon zuvor ihre Aufgabe gewesen war.«
    »Warum sah ich sie dann in dieser Form?«
    Die Bardin warf ihm einen undeutbaren Blick zu. »Sagte ich nicht, dass es sich um eine Legende der Menschen handelt? Und die Menschen haben sich nun einmal eingebildet, dass die Drachenpriesterin auch eine menschliche Form annehmen kann. Reiner Humbug, warum sollte ein Drache dies tun wollen?«
    »Das weiß ich auch nicht«, lächelte Tarlon. »Vielleicht, weil es sie weniger furchterregend macht!«
    Wider Willen musste die Bardin lachen. »Daran könnte etwas Wahres sein«, schmunzelte sie.
    »Wie geht die Legende weiter?«, fragte Tarlon neugierig.
    »Nun, es heißt nur noch, dass die Priesterin Lanfaire außerhalb der Macht der Göttin der Welten, der sie dient, stehen soll. Sie ist weitaus älter als die Göttin selbst und soll ihr sogar überlegen sein. Ein weiterer Grund, warum an dieser Legende nichts Wahres sein kann.«
    »Wäre sie dann nicht selbst so etwas wie eine Göttin?«
    Die Bardin funkelte Tarlon an. »Das ist genau das Problem mit menschlichen Legenden. Sie verlieren an Sinn und Logik.«
    »Ist es bei elfischen Legenden denn anders?«
    »Sicherlich«, teilte sie ihm erhaben mit. »Wir verehren keine Personen, sondern Teile eines großen Ganzen. Auch wir nennen eure Göttin beim Namen, nur sind wir uns dabei bewusst, dass es sich um kein lebendes Wesen, keine Person handelt, sondern nur um einen Teil jener Macht, die uns schuf. Selbst wenn es eine Göttin gibt, so wie die Menschen sie sich vorstellen, ist sie für uns Elfen doch nicht mehr als eine Stellvertreterin

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