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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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der wahren Macht, eben nur ein Teil. Und dieser kann nicht vergehen und ist wahrhaftig ewig, unabhängig davon, welches Gesicht er im Moment gerade trägt! Und ganz gewiss ist eines sicher: Wir Elfen entstammen den Wurzeln des ewigen Baumes, wir entstanden aus Erde, Luft, dem Feuer und dem Wasser, eben aus jenen vier Elementen, aus denen sich die Welt zusammensetzt. Wir entstanden aus der Welt selbst, die wahrlich ewig ist und sich nicht in das Gewand eines Gottes kleiden muss!«
    »Also glauben Elfen nicht an Götter?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, widersprach sie. »Wir glauben nur anders an sie als ihr Menschen. Wir glauben nicht daran, erschaffen worden zu sein. Wir entstanden!«
    »Macht das denn wirklich so einen großen Unterschied?«
    »Ja«, beharrte sie. »Wir sind zu perfekt, als dass uns die Götter aus reiner Langeweile heraus erschaffen haben könnten. Selbst eure eigenen Legenden sagen, dass wir Elfen die ältere Rasse sind. Wir sind perfekt … warum sollten die Götter nach uns also noch eine weitere Rasse, nämlich die eure, erschaffen haben, die so alles andere als perfekt ist?«
    Diesmal war Tarlon wirklich überrascht.
    »Ihr seid tatsächlich davon überzeugt, dass Elfen perfekter sind als wir Menschen?«
    »Ist das nicht offensichtlich?«, fragte sie.
    »Nein«, antwortete Tarlon ehrlich. »Mir scheint es vielmehr keinen allzu großen Unterschied zwischen den Rassen zu geben. Sonst wären wir wohl auch kaum imstande, uns miteinander zu verbinden.«
    »Kein Elf liegt freiwillig bei einem wilden Biest«, fauchte ihn die Bardin daraufhin an. Sie war bleich geworden, und ihre Hände schlossen sich so fest um die Zügel ihres Pferden, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. »Denn das seid ihr, wilde Bestien, Raubtiere, die durch einen Fehler der Schöpfung irrtümlich mit wenn auch mangelndem Verstand ausgestattet worden sind!«
    Nach diesen Worten gab sie ihrem Pferd die Sporen und ritt im Galopp davon.
    Tarlon sah ihr überrascht nach, doch anstatt beleidigt zu sein, empfand er tiefes Mitgefühl mit der Bardin. Denn trotz all der Verachtung, die in ihren Worten gelegen hatte, war da auch ein alter, tiefer Schmerz gewesen, eine Wunde, die noch immer nicht verheilt war, so dass ihr Eiter die Seele der Bardin bis in den letzten Winkel hinein vergiftete.
    »Was hat sie?«, fragte Garret, als er und Vanessa zu ihm aufschlossen. Die Bardin war bereits außer Sicht, denn ihr Weg führte sie nunmehr durch dichten Wald. Nur der Hufschlag ihres Pferdes war noch zu hören, dann war auch sein Widerhall verklungen.
    »Ich denke, ich habe sie an etwas Unangenehmes erinnert, weshalb sie wohl alleine sein wollte«, sagte Tarlon langsam.
    »Über was habt ihr denn gesprochen, Tarlon?«, wollte Vanessa wissen.
    »Über die Schöpfung, über Menschen und Elfen und über die alten Götter«, antwortete Tarlon. »Über nichts, was uns heute noch direkt berührt. Aber vielleicht ist es ja auch ein Fluch, wenn man nie vergessen kann! Was meint ihr?«
    »Es kann durchaus ein Fluch sein«, entgegnete Vanessa, ohne zu zögern. »Aber nur, wenn man mehr Schlechtes erinnert als Gutes.« Sie warf einen bedeutsamen Blick zu Garret. »Deshalb ist es wichtig, so zu leben, dass man sich möglichst vieler guter Dinge erinnern kann.«
    »Dieser Vorsatz gefällt mir«, lachte Garret. »Aber ansonsten sind mir solche Gedanken zu schwer für so einen schönen Tag. Wenn wir den Pass erreichen und danach die Vorlande, haben wir dazu immer noch genug Zeit. Im Moment aber möchte ich mir meine gute Laune durch nichts verderben lassen. Was meint ihr, wie lange wird es noch dauern, bis wir den Pass erreichen?«
    »Ich denke, dass wir im Laufe des Nachmittags ankommen werden«, meinte Tarlon. Meister Pulver hatte ihm eine Karte des gesamten Tals mitgegeben, die er sicher verwahrt unter seinem Wams bei sich trug und die er bereits im Vorfeld gründlich studiert hatte. »Unser Nachtlager werden wir jedenfalls schon jenseits des Passes aufschlagen.«
    »Und wie lange wird es dann noch nach Berendall sein?«, fragte Garret und rutschte unruhig im Sattel hin und her.
    »Noch fast zwei weitere Tage. Die Bardin wird es uns genauer sagen können, sie ist den Weg je erst vor Kurzem gekommen. Frag sie doch.«
    »Wenn ich sie wieder sehe, werde ich das tun«, erwiderte Garret und verzog wehleidig sein Gesicht. »Noch drei weitere Tage … Göttin, ich werde einen neuen Hintern brauchen, wenn das alles hier erst mal vorbei ist!«
    Etwas später ließ

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