Das Erbe des Greifen
zuckte die Schultern.
»Wir wissen nicht sehr viel über Belior. Aber zu dem, was wir von ihm wissen, würde es passen. Auf jeden Fall glaube ich, dass die Soldaten meinen, was sie gesagt haben.«
»Trotzdem wäre es voreilig, ihnen zu vertrauen«, widersprach der Zwerg. »Sie haben eine vernichtende Niederlage einstecken müssen und viele ihrer Freunde und Kameraden verloren. Es ist also um vieles wahrscheinlicher, dass sie uns hassen, als dass sie uns dienen werden!«
»Vielleicht hast du Recht, alter Freund. Aber wir können doch trotzdem hoffen, nicht wahr? Manche von ihnen mögen uns ja tatsächlich hassen, aber sie sind Veteranen und kennen den Krieg, sie wissen, dass sich derjenige, den sie angreifen, unter Umständen auch wehren kann! Eines kann ich dir jedenfalls mit Sicherheit sagen, Ralik. Der Hass, den sie für den Kanzler empfinden, ist tief und echt.«
»Das ist dann aber auch schon das Einzige, was wir mit diesen Leuten gemein haben«, murrte Ralik und tunkte einen Brotkanten in die dünne Suppe. »Es reicht aber nicht aus, um uns ihrer Loyalität sicher sein zu können!«
Astrak ignorierte den Zwerg und holte sich den Salzstreuer wieder. »Was hat Elyra denn nun genau zu ihnen gesagt?«
»Zu viel«, grummelte der Zwerg.
»Einiges«, korrigierte Pulver mit einem scharfen Blick zu Ralik, der störrisch den Kopf schüttelte.
»Zuerst erteilte sie ihnen den Segen und die Vergebung der Göttin für alles, was geschehen war«, erklärte Pulver. »Danach teilte sie ihnen mit, dass sie frei wären. Sie bot einem jeden von ihnen ein Messer an und schlug vor, dass sie damit versuchen könnten, den Weg zurück nach Thyrmantor zu finden.«
»Sie mag ihnen vergeben haben, ich aber nicht«, warf Ralik ein. »Zudem hätte sie ihr Vorgehen zuerst mit uns im Rat besprechen müssen! Elyra mag jetzt unsere oberste Priesterin sein, aber das geht dann doch zu weit!«
»Vielleicht«, antwortete Pulver. »Aber du kannst sicher sein, mit diesen Worten hatte sie die Aufmerksamkeit der Soldaten gewonnen.«
»Wie ging es weiter?«, unterbrach Astrak.
»Elyra erklärte ihnen, dass sie nunmehr die Wahl hätten, entweder zu gehen, um ihr Glück zu versuchen, oder sich uns anzuschließen. Dass, wenn sie sich uns anschließen würden, sie die Gelegenheit erhalten würden, den Prinzen entweder zu retten oder zu rächen, Dass der Eid, den sie von ihnen fordern würde, nur für die Dauer des Konflikts mit Belior gelte, und dass es anschließend jedem Einzelnen freistünde, sich hier im Tal niederzulassen und ein neues Leben mit dem Segen der Göttin zu beginnen. Oder nach Thyrmantor zurückzukehren.«
Pulver führte die Suppenschale an die Lippen und trank, dann wischte er sich den Mund ab und lachte leise.
»Einer der Gefangenen fragte nach, wie sie das meinte, und sie antwortete ihm, dass Belior unser Feind wäre und nicht Thyrmantor. In dem Moment, in dem Belior besiegt sei, wäre der Krieg für uns zu Ende. Das war schon alles, was sie sagte, und mehr brauchte es auch nicht. Sie schworen alle.«
»Ich sage noch immer, dass man solchen Schwüren nicht trauen kann!«, hob Ralik erneut an und schob seinen Teller von sich. Er griff seinen Kriegshammer und stand auf. »Ich denke, dass es ein Fehler war!« Er warf Pulver einen harten Blick zu. »Aber das wird dein Problem sein, Pulver. Hauptmann Hendriks hat sich mittlerweile so weit erholt, dass er reiten kann. Wir brechen morgen früh auf.« Er verzog sein Gesicht. »Nur Menschen können auf die Idee kommen, für Gold zu kämpfen. Also werden wir eine Armee aufstellen, die für nichts kämpft, was von Wert ist, sondern nur für Gold!«
»Du vergisst eines, alter Freund«, wandte Pulver ein.
Ralik hielt inne und musterte den Alchimisten skeptisch.
»Ich vergesse selten etwas.«
»Vielleicht hast du auch nur nicht daran gedacht. Aber wenn die Söldner für uns kämpfen, können sie wenigstens nicht mehr für Belior kämpfen.«
»Eine einfache Rechnung«, nickte Lamar. »Und wie ging es danach mit dem Tempel weiter?«
»Seid Ihr etwa neugierig geworden?«, fragte der alte Mann schelmisch.
»Nein, nicht im Geringsten«, gab der Gesandte lächelnd zurück. »Ich höre jetzt zwar seit zwei Tagen Eurer Geschichte zu, aber seid versichert, es ist pure Höflichkeit, dass ich bislang noch nicht eingeschlafen bin!« Er trank einen Schluck Wein. »Also …?«
»Nun, die Gefangenen, die nun keine mehr waren, erhielten ihre Ausrüstung und ihre Waffen zurück. Es war ein
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