Das Erbe des Loewen
Brustpanzer abgelegt und trug nur das Schwert an seiner Seite, als er gemächlich auf sie zukam. „Was ist das für ein Ort?“ fragte er erneut.
„Das ist Stratheas ... einst das Zuhause meiner Mutter ... nun das meine.“
Er blickte um sich, und plötzlich wünschte sie, er könnte sehen, wie das Feuer im Kamin knisterte und die Wandteppiche ihrer Mutter die Wände zierten. „Wenigstens gibt es hier feste Mauern und eine Zugbrücke, mehr, als ich von Edin Tower sagen kann“, erklärte er. „Und die Pfeilschlitze sind ausgezeichnet angelegt, soweit ich bisher gesehen habe.“ Er blickte hinaus. „Ich habe keinen Übungsplatz entdeckt, doch dieses Feld da wird denselben Zweck erfüllen.“
„Das ist der Garten meiner Mutter.“
Er nickte und ging umher, warf einen Blick durch den Kaminabzug und in den kleinen Raum neben dem Söller, der als private Kammer diente. „Sehr gut. Ein Gleiches gibt es auch in deines Großvaters Gemach. Sein Bettpolster ist zwar verdammt weich, doch es ist angenehm, nicht erst einen Busch suchen zu müssen, wenn ..."
„Ich verstehe“, platzte Laurel heraus.
„Warum errötest du?“ Er trat auf sie zu. „Wir alle müssen ...“
„Männer und Frauen sprechen über solche Dinge nicht.“
„Ja.“ Er kratzte sich am Kinn. „Ich habe keine Ahnung, wie Frauenzimmer das bewerkstelligen.“ Und seinem Tonfall war zu entnehmen, dass er es nicht als Verlust ansah. „Warum bist du hierher gekommen? Willst du hier deinen Liebhaber treffen?“
„Liebhaber?“ schrie Laurel. „Was, um alles in der Welt, macht dich glauben ...?“
„Wer sonst ist Aulay Kerr?“
Laurels Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. „Aulay ist ... war mein Gemahl.“
„Gemahl?“ Er schrak zurück, so als ob sie ihn ins Gesicht geschlagen hätte. „Was für Ränke werden hier geschmiedet?“ „Ich bin Witwe.“
Er wollte etwas sagen, entschloss sich anders und begann, vor dem kalten Kamin auf und ab zu gehen. „Warum also bist du hierher gekommen?“
„Um in Ruhe nachzudenken. Zu entscheiden, ob ich dich heirate oder ... “
„Das ist alles abgemacht zwischen deinem Großvater ...“ „Nein. Und wenn du nicht damit aufhörst, mich zu unterbrechen, wird das niemals abgemacht.“ Laurel merkte, dass sie seine volle Aufmerksamkeit hatte, und richtete sich zu ihrer ganzen Größe auf. Den Kopf hoch erhoben, die Hände in die Hüften gestemmt, hielt sie seinem Blick entschlossen stand. „Ich bin frei, meine eigene Entscheidung zu treffen.“
Sein Blick verfinsterte sich. „Was ist mit der Sicherheit deiner Clansleute?“
„Würdest du uns wirklich der Ungnade dieser Wegelagerer ausliefern, wenn ich nicht zustimmte, dich zu heiraten?“
„Ja.“ Kieran setzte eine abweisende Miene auf und versuchte, den sanften, bittenden Blick ihrer Augen unbeachtet zu lassen. „Ich brauche das Geld, das mir versprochen wurde. Wenn ich es hier nicht bekommen kann, so muss ich jemand anderen finden, der mir eine solche Summe bezahlt.“
„Wie soll durch die Vermählung mit mir Geld in deine Taschen kommen? Hast du vor, unser Land und unser Vieh zu verkaufen? Dann sei gewarnt, dass ich dich daran hindern werde.“ Zum Nachdruck ihrer Worte stieß sie mit dem Finger gegen seine Brust.
Kieran zitterte. Nicht aus Furcht, sondern durch die Mühe, die seine Beherrschung ihm abverlangte. Die Drohung war kindisch, doch Laurel sah in ihrem eng anliegenden blauen Kleid, mit den funkelnden Augen und den aufgelösten Haaren, die ihr Temperament widerspiegelten, so begehrenswert aus, dass er nicht wusste, ob er sie küssen oder über sie lachen sollte. Seine Lippen verzogen sich verdächtig.
„Lachst du über mich?“
„Ich lache niemals“, sagte Kieran und war von der Wahrheit dieser Worte ernüchtert. Jahre waren vergangen, seit er zum letzten Mal gelacht hatte. „Und es ist nicht nötig, dass du weißt, wie unsere Vermählung meine Schwierigkeiten be-hebt“, fügte er hinzu, um weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen. Er hatte nicht die Absicht, mit irgendjemandem über seine Pläne zu reden.
Er verbirgt etwas. „Warum willst du mich heiraten?“ Verdammt. Sie ist so schwer abzuschütteln wie ein Mühlstein. War er nicht vorsichtig, würde sie mehr aus ihm herausbekommen, als für sie beide gut wäre. Drastische Maßnahmen waren erforderlich. „Weil ich dich begehre“, antwortete er.
Überrascht riss sie die Augen auf. „Das nenne ich offen und ehrlich, Sir Kieran.“
„Lügen haben mir in der
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